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Wirtschaft: Ökobank: Verkauf bis Jahresende

Die Ökobank verliert rückwirkend zum 1. Januar 2001 ihre Eigenständigkeit und wird als Filiale bei der Bankaktiengesellschaft Hamm, einen Spezialinstitut des Genossenschaftssektors geparkt.

Die Ökobank verliert rückwirkend zum 1. Januar 2001 ihre Eigenständigkeit und wird als Filiale bei der Bankaktiengesellschaft Hamm, einen Spezialinstitut des Genossenschaftssektors geparkt. Bis Jahresende soll sie verkauft werden. Verhandlungen laufen derzeit mit zwei ebenfalls ethisch-ökologisch orientierten Instituten, der GLS Bank in Bochum und der holländischen Triodos-Bank. Auch mit einem dritten Interessenten werde gesprochen, sagte Ökobank-Vorstand Wolfram Herath am Montag. Ohne die am Sonnabend von der Vertreter-Versammlung beschlossene Ausgliederung hätte das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BaKred) der Ökobank sofort die Banklizenz entzogen. Die Verluste seit 1999 belaufen sich auf 29 Millionen Mark, für 2001 wird ein weiteres Minus von vier Millionen Mark erwartet.

Trotz der desolaten Geschäftslage der 1988 gegründeten Ökobank, versichert Herath, dass sich für Kunden und Mitarbeiter der Bank nichts ändere. "Die Einlagen sind sicher, auch das Fördergeschäft wird fortgesetzt." Bargeld können sich die Kunden bei der Ökobank allerdings nicht mehr besorgen, die Kassenauszahlung wurde mangels Personal eingestellt. Die Kunden müssen jetzt zu anderen Volksbanken, anfallende Gebühren würden ersetzt, sagt Herath. Fünf bis acht Millionen Mark sind in den vergangen Tagen abgeflossen.

Wie es mit den Filialen in Frankfurt, Berlin und Freiburg weitergeht, hängt vom künftigen Eigentümer ab. "Das muss sich betriebswirtschaftlich rechnen", sagt Vorstandsmitglied Wolfgang Mai. Am stärksten gefährdet ist offenbar die Niederlassung in Berlin. Allerdings haben auch die anderen Filialen wie die gesamte Ökobank im Jahr 2000 katastrophal gewirtschaftet. Im operativen Bankgeschäft verbuchte man Verluste von 3,8 Millionen Mark. Dazu kamen neue Löcher im Kreditgeschäft in Höhe von neun Millionen Mark, sowie weitere Verluste bei den Beteiligungen. Gedrückt wurde das Minus durch den Verkauf des Investmentfonds Ökovision für rund 4,8 Millionen Mark. Unter dem Strich blieb ein Verlust von rund 13 Millionen Mark, der von der Sicherungseinrichtung des Genossenschaftlichen Bankensektors abgedeckt wird. Nach Angaben von Herath war die Ökobank seit einiger Zeit nicht mehr in der Lage, das Bankgeschäft aus eigenen Kräften weiterzuführen. Schon Anfang Mai habe das BaKred mit dem Entzug der Banklizenz gedroht. Auch Aufsichtsratschef Burghard Flieger räumt schwere Fehler der Ökobank im Kreditgeschäft ein. Man sei zu hohe Risiken eingegangen und habe zu schnell wachsen wollen. Die Ökobank sei schon seit über einem Jahr nicht mehr Herr im eigenen Haus gewesen. "Die Ökobank ist nicht an ihrer ethisch-ökologischen Philosophie, sondern an der unprofessionellen Umsetzung gescheitert."

ro

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