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© Zentralbild

Ökoprodukte: Einkaufen für eine bessere Welt

Die Verbraucher sparen. Für Ökoprodukte oder fair gehandelte Waren greifen sie aber gerne in die Tasche – trotz Krise.

Düsseldorf - Nicht nur Geiz ist geil. Trotz der Wirtschaftskrise schauen immer mehr Konsumenten nicht nur auf den Preis eines Produkts, sondern auch auf dessen Herkunft oder Herstellung. Ethischen Konsum nennen das Fachleute und meinen etwa biologisch angebaute Lebensmittel, klimaschonende Haushaltsgeräte oder Waren aus fairem Handel. „Die verbreitete Sorge, dass dieser Markt in der Krise zusammenbricht, hat sich bisher nicht bewahrheitet“, sagte Lucia Reisch, Professorin für Konsumverhalten an der Copenhagen Business School, dem Tagesspiegel am Sonntag.

Das bestätigen die Ergebnisse einer Studie, die das Beratungsunternehmen Trendbüro in den vergangenen Monaten für den Otto-Konzern durchführte und am Freitag vorstellte. Demnach geben 82 Prozent von 1000 befragten Deutschen derzeit genauso viel Geld für biologisch, fair oder regional hergestellte Produkte aus wie bei einer Vergleichsstudie im Jahr 2007. Besonders Frauen, Gebildete und 48- bis 67-Jährige treiben diese Entwicklung voran. Bei allen befragten Männern stieg die Bereitschaft, mehr Geld für Bioprodukte auszugeben, um elf Prozent.

Rund ein Drittel der Befragten gab an, aufgrund der wirtschaftlich angespannten Lage allgemein weniger zu konsumieren oder sich einzuschränken. Bei nachhaltigen Gütern fällt diese Zurückhaltung geringer aus. Dort schränken sich weniger als 20 Prozent ein, sieben Prozent konsumieren sogar stärker als bisher nach ethischen Kriterien. Am wenigsten interessiert sich dafür die Gruppe der 16- bis 27-Jährigen und die Befragten mit niedriger Bildung. Als Fazit lässt sich sagen: Die Bereitschaft zu nachhaltigen Produkten hängt vor allem von Alter, Bildung und Einkommen der Befragten ab.

Die steigende Nachfrage nach ethischen Produkten spiegelt sich seit Jahren im Angebot der Unternehmen. Viele Modefirmen etwa setzen auf organische Baumwolle, Supermärkte werben inzwischen mit biologischem Anbau oder gesellschaftlicher Verantwortung. „Der Bioboom hat sich in den vergangenen zwei Jahren bei den Discountern fest etabliert“, sagte Peter Wippermann von Trendbüro.

Experten erwarten, dass dieser Trend durch die Krise mittelfristig einen zusätzlichen Schub bekommt. „Ein gewisses Grundvertrauen in funktionierende Märkte ist durch die Krise verloren gegangen“, befand Konsumforscherin Reisch. Das könnte dazu führen, dass Verbraucher in Zukunft kritischer vorgehen, sich auf den Wert von Ressourcen besinnen und bewusster einkaufen. Wippermann sieht hier ein enormes gesellschaftliches Bedürfnis. „Die Wirtschaftskrise hat das Verlangen der Konsumenten nach Fair Play enorm gesteigert.“ Ethischer Konsum stehe für diese Sehnsucht nach Glaubwürdigkeit und Beständigkeit. Der Umfrage zufolge haben viele Firmen dies noch nicht erkannt. 60 Prozent der Befragten sehen nachhaltige Firmen als die Gewinner der Krise. Mehr als 70 Prozent gehen aber davon aus, dass sich die Unternehmen nach der Krise nicht verstärkt an sozialen und ökologischen Kriterien orientieren werden.

Der konstante Konsum nachhaltiger Produkte könnte jedoch auch als Indiz dafür dienen, dass die Wirtschaftskrise beim Gros der deutschen Bevölkerung noch nicht angekommen ist. Denn die Studie belegt auch: Mit dem verfügbaren Einkommen sinkt der ethische Konsum.

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