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Wirtschaft: „Öl bleibt teuer“

Sohn des libyschen Staatschefs al-Gaddafi erwartet dauerhaft hohes Preisniveau

Hannover - Die Zeit niedriger Ölpreise ist vorbei. Davon ist Saif al-Islam al-Gaddafi, Sohn des libyschen Staatschefs Muammar al-Gaddafi, überzeugt. „20 oder 30 Dollar je Barrel sind Geschichte“, sagte er dem Tagesspiegel am Sonntag in Hannover. Er rechne damit, dass sich der Preis über 40 oder 50 Dollar bewegen wird – und sogar eher weiter steigt. Allerdings profitieren auch die Verbraucherländer von den Öleinnahmen der Förderländer. So plant Libyen erhebliche Investitionen in die Modernisierung seiner Wirtschaft und Infrastruktur. „Dieses Jahr haben wir mit Investitionen von sechs Milliarden Dollar das größte Budget seit langem, und auch in den nächsten Jahren wird es nicht sinken“", sagte al-Gaddafi.

Libyen ist einer der wichtigsten Öllieferanten für Deutschland. Der libysche Export erreichte die vergangenen Jahre jeweils Werte von rund zwei Milliarden Dollar, während aus Deutschland Waren für etwa ein halbe Milliarde bezogen wurden. Und es bieten sich laut al-Gaddafi erhebliche Chancen für einen wachsenden Handel. „Wir modernisieren das Land. Wir wollen alles importieren – von Maschinen und Flugzeugen über Autos bis hin zu Medikamenten und Nahrungsmitteln.“ Bei Medikamenten und Maschinen sei Deutschland der Hauptlieferant.

Wichtig sei auch, dass privatwirtschaftliche Initiative zugelassen wurde, sagte al-Gaddafi. „Sie können jetzt deutsche Autos und deutsche Ersatzteile direkt in Libyen kaufen – und die Fahrzeuge auch reparieren lassen. Das ging in der Vergangenheit nicht.“ Außerdem würden alle Staatsunternehmen privatisiert. Ende des Jahres werde es zudem wieder Bieterrunden für Förderkonzessionen bei Öl und Gas geben. Bei den vergangenen Ausschreibungen waren deutsche Unternehmen nicht erfolgreich. „Die Deutschen müssen aggressiver werden und einen besseren Preis bieten“, sagte al-Gaddafi. Zumal mit den steigenden Ölpreisen auch die Preiswünsche Libyens gestiegen seien. Die Ausschreibungen seien jetzt offen und wettbewerbsorientiert. Und mit Kanadiern, Amerikanern und anderen gebe es mittlerweile auch mehr Wettbewerber.

Die Lasten der Vergangenheit sieht al-Gaddafi ausgeräumt. Dass es noch keinen Ausgleich für die US-amerikanischen Opfer für den Anschlag auf die Berliner Disco „La Belle“ in den 80er Jahren gegeben hat, liege auch daran, dass die USA Libyen bombardiert und die dortigen Opfer noch nicht entschädigt hätten. „Aber wir haben mit den USA vereinbart, das Problem bilateral zu lösen“, sagte al-Gaddafi.

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