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Ölindustrie: BP schließt größtes Ölfeld der USA

Der britische Mineralölkonzern BP schließt wegen eines Lecks in einer Pipeline das größte Ölfeld der USA. Die Förderung soll erst dann wieder aufgenommen werden, wenn Gefahren für die Umwelt ausgeschlossen werden können.

London/Washington - Die vorübergehende Schließung des Ölfelds hat den Rohölpreis neuen Rekordständen entgegengetrieben. In London kostete ein Fass der Nordseesorte Brent am Montag knapp 78 Dollar (rund 60,46 Euro) und damit fast soviel wie zu seinem Höchststand Mitte Juli. Der britische Mineralölkonzern BP hatte zuvor bekanntgegeben, das riesige Ölfeld Prudhoe Bay im Norden Alaskas wegen eines Lecks in einer Pipeline zu schließen. Damit fallen acht Prozent der US-Ölförderung vorübergehend aus. Die US-Regierung erwägt deshalb, ihre strategischen Ölreserven anzuzapfen.

Für das Barrel der Nordseesorte Brent wurden am Montag zeitweise bis zu 77,73 Dollar bezahlt. Damit stieg der Ölpreis knapp unter seinen bisherigen Rekordstand von 78,18 Dollar von Mitte Juli. In New York legte der Preis für das Fass der Referenzsorte Light Sweet Crude am Morgen (Ortszeit) um 1,46 Dollar auf 76,22 Dollar zu. Der Preis war bereits in den vergangenen Wochen unter dem Eindruck des Kriegs im Nahen Osten deutlich gestiegen.

Leck ist bereits gestopft

Grund für die Schließung des Ölfelds ist laut BP ein Leck in einer verrosteten Pipeline, das bereits gestopft ist. Dennoch will BP in den kommenden Tagen die gesamte Ölförderung in Prudhoe Bay von derzeit täglich 400.000 Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) auf Null herunterfahren. "Wir werden den Betrieb des Ölfeldes erst wieder aufnehmen, wenn wir und auch die Behörden sicher sein können, dass der Betrieb sicher ist und von ihm keine Umweltgefahr ausgeht", unterstrich der BP-Chef für Nordamerika, Bob Malone.

Aus dem Leck in der Prudhoe Bay traten vier bis fünf Barrel Öl aus, umgerechnet bis zu 800 Liter, bevor BP-Techniker die undichte Stelle behoben. Die komplette Schließung des Ölfelds werde "einige Tage" in Anspruch nehmen, erklärte BP. Für die US-Ölversorgung bedeutet dies einen schweren Schlag. Das Feld ist mit Abstand das größte der Vereinigten Staaten. Es steht für rund acht Prozent der US-Ölförderung und ist mehr als doppelt so groß wie das nächstgrößere Feld in Ost-Texas. Das Ölvorkommen liegt unter dem ewigen Eis Alaskas rund tausend Kilometer nördlich von Anchorage, der größten Stadt in dem US-Bundesstaat.

Anzapfen der strategischen Reserven wird geprüft

In Washington sagte ein Sprecher des Energieministeriums, die Regierung werde "ernsthaft" prüfen, ob die strategischen Reserven angezapft werden sollten. Ressortchef Sam Bodman ließ seine Mitarbeiter zu diesem Zwecke bereits Kontakt mit BP und den Betreibern der US-Raffinerien aufnehmen. Die strategischen Ölreserven der USA, auf die eigentlich nur in nationalen Krisenzeiten zurückgegriffen werden soll, umfassen derzeit 688 Millionen Barrel. Sie waren schon im vergangenen Jahr nach den verheerenden Hurrikanen angezapft worden.

BP steht in den USA bereits wegen eines ähnlichen Vorfalls vom März unter Druck. Im Frühjahr strömten aus einer beschädigten Pipeline in Prudhoe Bay rund eine Million Liter Öl in die Umwelt. Es handelte sich um die größte Ölverschmutzung in der Geschichte der Region North Slope und die zweitgrößte für Alaska nach der Ölpest, die der Tanker Exxon Valdez 1989 verursacht hatte. Gegen den Konzern laufen deshalb Ermittlungen. Experten werfen BP vor, trotz Rekordgewinnen von 12,9 Milliarden Dollar im ersten Halbjahr 2006 nicht genug in die Sicherheit seiner Anlagen zu investieren. (tso/AFP)

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