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Wirtschaft: Ohne Winter mehr Jobs

Arbeitslosenzahl sinkt im Februar auf 4,22 Millionen

Berlin - Ein extrem milder Winter und die hervorragende Konjunktur haben im Februar für einen Rekord bei den Arbeitsmarktzahlen gesorgt. Noch nie seit der Gründung der Bundesrepublik sei die Zahl der Erwerbslosen so stark gesunken wie in den vergangenen zwölf Monaten, sagte Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), am Mittwoch in Nürnberg. 4,22 Millionen zählte die BA im Februar, 826 000 weniger als vor einem Jahr. Auch im Vergleich zum Januar sank die Zahl der Erwerbslosen entgegen dem sonst üblichen Trend im Winter erstmals seit sechs Jahren wieder – und zwar um 24 000. Die Arbeitslosenquote lag damit bei 10,1 Prozent.

„Das ist doch mal ein gutes Zeichen, dass die Mühe aller Betroffenen, der Arbeitslosen wie der Politiker, erfolgreich ist“, sagte Weise. Die stärksten Impulse für die gute Februar-Entwicklung kommen nach Erkenntnis des BA-Chefs von der guten Konjunktur: Vom saisonbereinigten Rückgang der Arbeitslosen um 79 000 im Februar gehe rund die Hälfte auf das Konto der stabilen Wirtschaftslage. Aber auch das Ausbleiben eines kalten Februars, die verbesserte Betreuung von Arbeitslosen und die verstärkte Überprüfung ihrer Arbeitsbereitschaft und -fähigkeit trage zu dem Rückgang bei.

Auf dem Berliner Arbeitsmarkt zeichnete sich ebenfalls der positive Trend ab. Hier waren im Februar insgesamt 277 523 Menschen arbeitslos gemeldet – und damit 1404 weniger als im Januar. Im Jahresvergleich waren sogar rund 36 000 Menschen weniger arbeitslos. Die Erwerbslosenquote sank auf 16,5 Prozent. In Brandenburg stieg hingegen die Quote, wenn auch nur leicht. Im Jahresvergleich ging die Zahl der Erwerbslosen jedoch um rund 35 000 deutlich zurück.

Arbeitsmarktexperten sprachen am Mittwoch von einer positiven Entwicklung. „Die fundamentale Trendwende am Arbeitsmarkt ist voll intakt“, sagte Andreas Rees, Chefvolkswirt der Hypo-Vereinsbank, dem Tagesspiegel. Rees rechnet damit, dass auch in den kommenden sechs Monaten der Aufschwung anhalten wird. „In der ersten Jahreshälfte werden voraussichtlich weitere 300 000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen werden“, sagte der Volkswirt.

Für das laufende Jahr halten viele Experten einen Rückgang der Arbeitslosigkeit auf unter vier Millionen für möglich. „Mittlerweile sieht es so aus, als könnte die Arbeitslosigkeit saisonbereinigt auf etwa 3,6 Millionen fallen“, sagte Holger Schmieding von der Bank of America. BA-Chef Weise ist da jedoch zurückhaltender. „Wenn sich alle Chancen realisieren lassen, werden es etwas unter vier Millionen sein“, sagte Weise. „Wenn aber alle Risiken eintreffen, könnten es auch etwas mehr als vier Millionen sein.“ Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) warnte unterdessen vor einem zu großen Optimismus. Das Jahr 2007 könne ein gutes Jahr werden, die Arbeitslosigkeit könne weiter deutlich zurückgehen, erklärte er. Grund zum Jubeln sei das aber nicht. Es bleibe „harte Arbeit für mehr gute Arbeit“ nötig. Wer die Zukunft am Arbeitsmarkt jetzt „rosarot“ male, handele „unverantwortlich“.

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