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Wirtschaft: Opel: Im Internet bis zu elf Prozent billiger

Für Opel ist es zunächst einmal ein Test. Aber für Experten wie Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Fachhochschule Duisburg, steht längst fest, dass das Internet den Autoverkauf auch in Deutschland revolutionieren und dem Händler eine völlig neue Rolle zuweisen wird.

Für Opel ist es zunächst einmal ein Test. Aber für Experten wie Ferdinand Dudenhöffer, Professor an der Fachhochschule Duisburg, steht längst fest, dass das Internet den Autoverkauf auch in Deutschland revolutionieren und dem Händler eine völlig neue Rolle zuweisen wird. Opel wird in einem Pilotprojekt ab 10. März bis Ende Juli eine spezielle Modellpalette direkt über das Internet anbieten.

Die Fahrzeuge über Webkauf werden zwischen sieben und elf Prozent günstiger angeboten. 94 Prozent aller Opel-Händler beteiligen sich an diesem Projekt und sind für Auslieferung und Service zuständig. Etwa 300 Autos will Opel über das Internet verkaufen. Ende Juli soll entschieden werden, ob Webkauf zur Dauereinrichtung wird. "Uns geht es nicht um den Verkauf, sondern um den Test eines neuen Vertriebsweges", sagt Opel- Vertriebschef Andrej Barcák. Mehrere Millionen steckt Opel in das Projekt, über das fest ausgestattete Fahrzeuge aller Opel-Modellreihen bis auf den Zafira angeboten werden. Der Kunde kann sich Online das Fahrzeug in entsprechender Farbe aussuchen, bestellen und zugleich seinen Gebrauchten anbieten. Auch die Finanzierung kann er über das Internet regeln - und das Fahrzeug dann 14 Tage nach der Bestellung beim Händler seiner Wahl abholen.

"Auch für uns geht es darum, Erfahrungen zu sammeln", sagt Bernd Goss, Sprecher der Opel-Händler. Er räumt allerdings ein, dass die Händler an der Beteiligung an Webkauf nicht vorbei kommen. Die Hersteller sind nach den Worten Barcáks gezwungen, die Vertriebskosten zu drücken. Das trifft die Opel-Händler, deren Umsatzrendite im vergangenen Jahr auf 0,5 Prozent und damit den bisher niedrigsten Wert gesunken ist.

Hier zu Lande ist bislang nur der Gebrauchtwagenhandel über das Internet in die Gänge gekommen. Nach Angaben von Professor Dudenhöffer werden dort derzeit etwa 400 000 Fahrzeuge angeboten. Drei Millionen Mal pro Monat werden die entsprechenden Seiten wie autoscout.24 oder faircar angeklickt. "50 Prozent der Gebrauchtwagen werden mittlerweile über das Internet verkauft."

In Amerika ist die Entwicklung schon einige Schritte weiter, sagt Professor Dudenhöfen. Dort bieten diverse "Online-Buying-Services" seit 1995 Neuwagen im Internet an: Die Kunden können sich ihr Fahrzeug zusammenstellen, erfahren den Einkaufspreis der Händler und können sich mit diesen Daten innerhalb von 24 Stunden ein dann allerdings nicht mehr verhandelbares Angebot eines Händlers einholen. Trotzdem erwies sich der reine Internet-Verkauf als Flop: 1999 wurden in den USA gerade mal 20 000 der rund 17 Millionen Neufahrzeuge über das Internet verkauft. Bis 2003 sollen es zwar 500 000 sein. Das wäre aber immer noch ein kleiner Anteil.

Die reinen Internet-Anbieter mussten deshalb aufgeben oder wurden von großen Händlergruppen geschluckt. Die wiederum verknüpfen jetzt den normalen Vertriebsweg und das Internet. Auto-Nation, die größte Gruppe hat 1999 21 Milliarden Dollar umgesetzt und immerhin knapp 470 000 Neuwagen aller Marken verkauft. Mittlerweile kooperiert Auto-Nation mit AOL, bietet Zugriff auf 100 000 Fahrzeuge und deutliche Preisvorteile im Internet.

Der nächste Schritt wird in Amerika bereits vorbereitet, auch um den teuren Neuwagen-Park in den Autohäusern weitgehend überflüssig zu machen. Während heute noch 70 Prozent der Autos im Auftrag der Händler produziert werden, soll sich das Verhältnis künftig umkehren, indem in erster Linie der Kundenauftrag die Produktion bestimmt. "Built-to-Order" heißt der Weg, der auch über das Internet beschritten werden kann. Damit werde das Lagerrisiko vom Händler auf den Zulieferer verschoben, sagt Dudenhöffer.

Der Trend wird nach Ansicht von Dudenhöffer auch in Europa in diese Richtung gehen. "Der Handel verliert wesentliche Funktionen und bekommt neue Aufgaben beim Aufbau und der Pflege des Produktes Automobil." Spätestens, wenn das Rabattgesetz gefallen ist und auch die Gruppenfreistellungsverordnung, die die Händler an einen Hersteller bindet, passé ist, wird auch in Deutschland der Autohandel revolutioniert.

ro

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