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Oracle klagt: SAP wegen Industriespionage vor Gericht

SAP steht in den USA wegen Industriespionage vor Gericht. Kläger ist der Erzrivale Oracle, dessen Chef Larry Ellison den großen Auftritt liebt.

Oracle-Chef Larry Ellison haut gerne drauf. Allein in jüngster Zeit stempelte er die Apple-Verwaltungsratsmitglieder, die einst Gründer Steve Jobs gefeuert hatten, als „Idioten“ ab, die Verantwortlichen des Konkurrenten Hewlett-Packard als „dumm“ und einen unliebsamem Reporter nach dessen Aussage als „Deppen“ und „Abschaum“. Am liebsten greift der Multimilliardär und Lebemann aber den direkten Konkurrenten SAP an.

Die Walldorfer hätten ein „System der Industriespionage“ aufgezogen, polterte Ellison. Seit Montag läuft vor einem kalifornischen Gericht das Verfahren gegen Europas größten Softwarekonzern. Ellison schlachtet dabei genüsslich das Vorgehen von SAP-Mitarbeitern aus, die sich auf krummen Wegen Oracles verbreitete Servicesoftware besorgt hatten.

Hochbrisante Firmengeheimnisse sehen vielleicht anders aus - doch Ellison liebt den großen Auftritt. Vornehme Zurückhaltung ist ihm fremd. Der Autor Mike Wilson brachte es in seinem legendären Buch über Oracle und seinen Chef auf den Punkt. Der Titel: „Der Unterschied zwischen Gott und Larry Ellison - Gott glaubt nicht, Larry Ellison zu sein“ (Im Original: The Difference Between God and Larry Ellison - God Doesn't Think He's Larry Ellison).

Ellison stammt aus einfachen Verhältnissen und machte in der kalifornischen Computerindustrie sein Glück. Er spezialisierte sich auf Datenbanken und legte damit den Grundstein für das Oracle- Imperium mit einem Jahresumsatz von zuletzt knapp 27 Milliarden Dollar (19 Mrd Euro) und einem Gewinn von unterm Strich mehr als 6 Milliarden Dollar. Damit gehört Oracle zu den profitabelsten Unternehmen der Welt.

Das US-Magazin „Forbes“ führt Ellison in der Liste der reichsten Menschen der Welt auf dem sechsten Platz mit einem geschätzten Vermögen von 28 Milliarden Dollar. Da kann es sich Ellison leisten, mit einer eigenen Yacht bei den großen Segelwettbewerben dieser Welt anzutreten. In diesem Jahr gewann der durchtrainierte 66-Jährige, was sein Ego noch weiter gestärkt haben dürfte.

Mit SAP verbindet Ellison eine Intimfeindschaft. Den Selfmade- Milliardär wurmt es sichtlich, dass die Deutschen immer noch die Nummer eins bei Unternehmens-Software sind. Quartal um Quartal verkündet er zwar, Oracle habe SAP Marktanteile abgenommen, doch der Durchbruch blieb bislang aus. Und so bleibt Ellison nichts anderes übrig, als Salz in die Wunden von SAP zu streuen: Das Geschäft lief in der Wirtschaftskrise mau, die Führung wechselte gleich mehrfach kurz hintereinander.

Der Prozess gibt Ellison nun eine perfekte Bühne, um SAP vorzuführen. Die Deutschen haben längst die Verantwortung für die Verfehlungen übernommen, die mehr als drei Jahre zurückliegen, und sind bereit, Oracle den Schaden zu ersetzen. Doch Oracle hat die Summe derart hoch angesetzt, dass eine gütliche Einigung unwahrscheinlich erscheint. Oracle verlangt Milliarden, SAP bietet Millionen. Selbst Teile der US-Presse sprechen mittlerweile davon, dass es nur noch darum gehe, die Deutschen zu demütigen.
Allerdings haben auch die Mannen von Oracle offene Flanken. Die amerikanische Regierung fühlt sich von dem Softwareriesen abgezockt. Oracle soll vom Staat überhöhte Preise für seine Programme verlangt haben. Schon einmal musste der Konzern eine saftige Strafe zahlen. Dazu schweigt Ellison. (dpa)

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