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Wirtschaft: Original kauft Kopie

Die Berliner Schnäppchenseite Citydeal wird von ihrem amerikanischen Vorbild Groupon übernommen

Berlin - Ob Citydeal ein Schnäppchen war, das will Daniel Glaser nicht verraten. Seine Firma, eine Art Internetportal für Schnäppchenjäger, ist gerade von ihrem amerikanischen Vorbild Groupon gekauft worden. Das gaben beide Unternehmen am Sonntagabend bekannt. Über den Kaufpreis aber haben sie Stillschweigen vereinbart.

Die Berliner Firma ist im Januar gestartet. Inzwischen hat Citydeal Ableger in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien und anderen europäischen Ländern. 600 Menschen in ganz Europa arbeiten für das Internet-Startup, mehr als die Hälfte davon in Berlin.

Und das soll auch so bleiben. „Berlin wird die zentrale Rolle für das Europageschäft von Groupon spielen“, sagte Daniel Glasner, einer der Gründer und Geschäftsführer von Citydeal, dem Tagesspiegel. „Wir planen, hier noch Mitarbeiter aufzubauen.“ Auch was die Zahl der Standorte betrifft, sei mit 16 europäischen Ländern und mehr als 80 Städten „noch lange nicht Schluss“.

Der 33-Jährige zeigt sich zuversichtlich, dass die vierköpfige Gründergruppe weiterhin das Europageschäft managen wird – jetzt unter dem Namen Groupon. Ähnlich äußerte sich Andrew Mason, Gründer und Geschäftsführer von Groupon: "CityDeal.de hat mit immenser Geschwindigkeit und Effizienz gearbeitet und zugleich das Groupon-Modell erfolgreich an die Bedürfnisse der einzelnen Länder angepasst", sagte Mason. "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem jungen und tatkräftigen Team."

Groupon ist eine Wortmischung aus Coupon und Gruppe. Sparfüchse können auf der Internetseite www.groupon.com Rabatte abstauben, wenn sie Gleichgesinnte finden, die ebenfalls einen Gutschein kaufen. Sie sparen oft 50 Prozent und mehr – aber nur, wenn die erforderliche Anzahl an Käufern zusammenkommt. Sonst findet der Deal nicht statt.

Innerhalb der letzten Monate sind in Deutschland verschiedene Start-Ups nach diesem Prinzip entstanden, sie alle ähneln dem amerikanischen Vorbild stark. Ob Rösti und Austern in Berlin für 15 Euro, Samudra-Floating in Köln für 50 Euro oder eine Ballonfahrt in Stuttgart für 109 Euro – täglich wird auf den jeweiligen Internetseiten ein solcher Deal für die größten deutschen Städte angeboten, zum Beispiel für Freizeitaktivitäten oder Gastronomiebesuche. Der jeweilige Anbieter legt die Mindestanzahl fest, ab der das Geschäft zu Stande kommt, es können drei, acht oder über 20 sein. Die Unternehmen Citydeal, Dailydeal und Cooledeals sind die bekanntesten in Deutschland.

„Es ist eine Plattform, um neue Dinge auszuprobieren“, erklärt Daniel Glasner von Citydeal. Laut Ranking des Marktforschungsunternehmens Nielsen im April ist der Anbieter der größte auf dem deutschen Markt. Laut Glasner wurden über die Seite seit Januar über eine Million Gutscheine verkauft, und täglich besuchen mehr als eine halbe Million Interessierte die Plattform. Deutschlandweit präsentieren 3000 Partner – Restaurants, Schuhläden, Friseure – ihre Angebote. Bei einem der größten Deals in Berlin wurden 2867 Gutscheine für einen Kinobesuch im Cinestar für 4,90 Euro verkauft.

„Zum einen ist es das Interesse an den Angeboten, zum anderen wird durch die Mindestanzahl ein Spannungsbogen aufgebaut. Es ist für die Kunden ein Anreiz, ihre Freunde einzuladen beim Bieten mitzumachen,“ sagt Glasner. Dabei werden gezielt soziale Netzwerke genutzt, um Interessenten anzusprechen. Auf der Webseite können Besucher das Angebot an Freunde twittern oder auf Facebook eine Nachricht schreiben. Die Unternehmen versprechen sich dadurch bekannt zu werden. „Wir bringen Anbieter und Kunden zusammen“, sagt Glasner.

Dabei wird darauf geachtet, dass die Angebote der Groupon-Zielgruppe entsprechen: Kunden zwischen 20 und 45 Jahren, die einen höheren Bildungsabschluss haben und zu den Besserverdienern gehören. Die Unternehmen, die die Rabattaktion des Tages anbieten, zahlen an Citydeal eine Provision. Im Februar hatte Citydeal 600 000 Nutzer, im März waren es 1,5 Millionen.

Wie viel Umsatz sie damit machen, dazu will Daniel Glasner nichts sagen, genauso wenig wie über den Kaufpreis. Er selbst habe seine Anteile am Unternehmen behalten. Außer den Gründern waren mehrere Investoren an Citydeal beteiligt, darunter auch Holtzbrinck Ventures, eine Tochter des Holtzbrinck-Konzerns, in dem auch der Tagesspiegel erscheint. Ein weiterer Investor ist Rocket Internet, die Investmentfirma der Brüder Alexander, Marc und Oliver Samwer. Die drei haben übrigens Ende der 90er Jahre das Internet-Auktionshaus alando.de gegründet, nach dem Vorbild des US-amerikanischen Unternehmens Ebay. Bereits 6 Monate später verkauften sie ihre Kopie für 50 Millionen Dollar an das Original.

Svenja Markert/Miriam Schröder

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