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Wirtschaft: Peking kurbelt das Wachstum an

NEW YORK .Sie haben es geschafft.

NEW YORK .Sie haben es geschafft.Heute sind die Haushalte der chinesischen Provinz Wuwei mit Fernsehen und neuen Haushaltsgeräten ausgestattet, gekauft von den Verdiensten der Kinder in Chinas geschäftigen Großstädten.Neue Geschäfte sprießen in Wuwei und in den benachbarten Gemeinden aus dem Boden.Peking unterstützt diese Entwicklungen, indem es das Stromversorgungsnetz ausbaut und die Straßen verbessert, verbunden mit der Hoffnung, daß solche Orte wie Wuwei zu neuen Konsummotoren werden.

So wächst Chinas Wirtschaft: Haus um Haus, Ort um Ort, Provinz um Provinz.Während andere asiatische Staaten mit einem rückläufigen oder gleichbleibenden Wachstum kämpfen, wuchs Chinas Wirtschaft im dritten Quartal um 7,8 Prozent, was über der Wachstumsrate von 6,8 Prozent aus dem zweiten Quartal liegt.Auch wenn die Zahlen aufgeblasen sind oder das Wachstum in diesem Jahr abnehmen sollte, hat China das schlimmste Abrutschen der Wirtschaft verhindern können.Behält das Land das augenblickliche Tempo bei und bleiben die restlichen asiatischen Staaten so groß wie sie heute sind, wird die chinesische Wirtschaft - und die Märkte - bis 2001 um 20 Prozent zulegen können.

Sicherlich steckt die Wirtschaft des Landes voller Gefahren: von rückläufigen Auslandsinvestitionen bis hin zu Kapitalflucht und Deflation.Doch die kommunistische Regierungspartei trotzte den Befürchtungen, daß auch sie den wirtschaftlichen Unruhen unterliegen würde, die ihre Nachbarn derzeit beunruhigen.Ein Blick auf die Wirtschaft läßt vermuten, daß es zu solchen Turbulenzen in den anderen asiatischen Staaten niemals kommen wird.Dies verdankt das Land seiner zentral verwalteten Wirtschaft und den 900 Millionen chinesischen Bauern, die den schrumpfenden Absatz von chinesischen Gütern in Übersee abfangen.

Es ist ein Fall von Stalinistischem Keynesianismus.Denn Peking macht exakt das, was der berühmte Ökonom John Maynard Keynes empfahl, um das Wachstum anzukurbeln: wie verrückt ausgeben.Es beginnt in den Städten, wo die Ausgaben am sichtbarsten werden: in Magnesiumlichter getauchte Straßenbaukolonnen, wie sie des nachts in Peking arbeiten.Shanghai beschleunigte die Ausgaben für einen neuen Flughafen und eine U-Bahn.So belaufen sich die staatlichen Investitionen in diesem Jahr auf rund 190 Billionen Dollar.

Es ist ein bißchen so wie in der sowjetisch-stalinistischen Ära, als kommunistische Staaten in vielen wirtschaftlichen Bereichen auf zentralistische Kontrollen setzten.Dementsprechend haben Chinas Wirtschaftsplaner Preiskontrollen wiederbelebt, verschärften Währungsrestriktionen, verlangsamten die Privatisierung staatseigener Industrien und machten Banken wieder zu Geldmaschinen, die dem Staat dienen.

Kritiker befürchten allerdings, daß der Investitionsboom eine Welle der Korruption und Verschwendung nach sich ziehen und letztendlich ebenso die Wirtschaft zu Fall bringen wird, wie dies in den ehemals aufstrebenden asiatischen Wirtschaften passierte.Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) kritisierte vergangene Woche Pekings Ausgabenboom.

Aber Peking geht seinen eigenen Weg.Mit einer Währung, die nur für den Tourismus und den Handel konvertierbar ist, kann Kapital nicht einfach aus dem Land abgezogen werden, fehlen also die Marktkräfte, die den Wert einer Währung nach unten treiben."China kann ohne irgendeinen Input überleben", sagt Joe Zhang, Leiter der China-Forschungen in Hongkongs HSBC Securities Asia Ltd.China verfügt über die nötigen Mittel, um dies zu tun.Mit 600 Billionen Dollar Haushaltsersparnissen, die bei den Staatsbanken angelegt sind, braucht die Regierung nur Papier zu verschieben, um ihren Ausgabenboom zu finanzieren.Hinzu kommt, daß die 130 Billionen Dollar Auslandsschulden des Landes gut verwaltet und durch 144 Billionen Dollar ausländische Währungsreserven gestärkt werden, um das Risiko von exernen Schuldenkrisen zu verhindern.

China spielt ein Spiel.Es setzt darauf, daß die Arbeiter mit dem Geld, das sie auf den zahlreichen Baustellen verdienen, die während des Ausgabenbooms entstanden sind, die inländische Nachfrage ankurbeln und damit die wirtschaftliche Stärke erhalten.

Bisher ging die Strategie auf: Der Umsatz des Einzelhandels nahm um 7,6 Prozent im Oktober zu; verglichen mit einer jährlichen Wachstumsrate von sieben Prozent im dritten Quartal und sechs Prozent im ersten Habjahr dieses Jahres.Ob dies jedoch ein effizienter Weg ist, die Geldmittel der Regierung zu verteilen, darüber kann diskutiert werden.Viele der Projekte, die derzeit durchgeführt werden, sind jetzt ganz klar nicht von Nöten.

China geht davon aus, daß eine wieder wachsende Weltwirtschaft das Exporteinkommen und die ausländischen Investitionen wiederbeleben, und es dann erst an der Zeit ist, über harte Reformen nachzudenken und die Probleme zu bewältigen.Sollte die US-Wirtschaft jedoch in eine Rezession verfallen, wäre damit ein enormes Risiko für die Chinesen verbunden.Denn die schwache Nachfrage nach chinesischen Gütern würde sich fortsetzen - und Peking könnte in der Zwischenzeit sein gesamtes Geld verpulvern.Haben sie die Munition, um weitere fünf Jahre so zu schießen? Die Antwort lautet "Nein", sagt Dong Tao, Seniorökonom der Credit Suisse in Hongkong.

Die chinesischen Funktionäre sind jedoch davon überzeugt, daß die Rechnung aufgeht."In der Vergangenheit haben wir unter unvorsichtigen Ausgaben gelitten", sagt Zhu Xlanfa, Vizedirektor der Planungsstelle in Anhui."Dieses Mal haben wir die Projekte exakt auf ihre Effizienz und ihren möglichen Investitionsertrag untersucht."

Übersetzt und gekürzt von Michelle Schmitz.

CRAIG S.SMITH

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