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Tanker

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Pentagon-Großauftrag: Gates will Ende des Jahres neu entscheiden

Schwerer Schlag für die Europäer, Hoffnung für Boeing: Der ursprünglich an den Airbus-Mutterkonzern EADS vergebene "Jahrhundertauftrag" zur Lieferung von 179 Tankflugzeugen an die US-Luftwaffe wird neu ausgeschrieben.

"Nach einer Überprüfung der Rechnungshofentscheidung (...) bin ich zum Schluss gekommen, dass der Vertrag zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vergeben werden kann", sagte sagte US-Verteidigungsminister Robert Gates am Mittwoch. Das ursprüngliche Vergabeverfahren habe Mängel gezeigt und könne daher nicht beibehalten werden. "Wir werden bei der Industrie überarbeitete Vorschläge anfordern."

Gates: Entscheidung Ende des Jahres

Der amerikanische Flugzeugkonzern begrüßte die Entscheidung. "Es ist ermutigend, dass das Verteidigungsministerium Schritte unternehmen will, um einen fairen und offenen Wettbewerb zu garantieren." Auch EADS-Chef Louis Gallois machte klar, dass EADS und ihr US-Partner Northrop Grumman weiterhin um das Mega-Geschäft kämpfen werden. "Wir sind begierig darauf, an die Arbeit zurückzukehren." EADS sei zuversichtlich, die US-Air Force mit den weltweit besten Tankern beliefern zu können. Ähnlich äußerte sich Northrop Grumman: Man sei optimistisch, dass die Air Force erneut das "richtige" Modell auswähle.

Gates kündigte an, die Vergabe solle bis zum Jahresende entschieden werden. "Wir werden zu einem Vertrag kommen und loslegen", sagte Gates. Die Verjüngung der veralteten US-Tankerflotte sei dringend notwendig.

US-Militärs schätzen die technischen Vorteile

Entgegen der Erwartungen von Sicherheitsexperten hatte der US-Hersteller Boeing im März überraschend das Nachsehen. Den Mega-Auftrag von schätzungsweise 100 Milliarden Dollar sahnte das europäische Rüstungskonsortium und sein Partner Northrop Grumman ab. Der Zuschlag wurde von dem europäischen Unternehmen als Durchbruch auf dem bislang weitgehend für heimische Konzerne reservierten US-Rüstungsmarkt gefeiert.

Die US-Militärs hatten sich für den Airbus-Tanker vor allem wegen technischer Vorteile entschieden. Der Tanker KC-45 auf Basis des Airbus A330 biete einen größeren Frachtraum als die Boeing-Konkurrenz und sei als Lazarettflugzeug und für Transporte geeignet.

Darauf hatte Boeing Beschwerde eingelegt. Später hatte der US-Rechnungshof GAO eine Neuausschreibung mit der Begründung empfohlen, bei der Auftragsvergabe an EADS und Northrop Grumman seien schwerwiegende Fehler unterlaufen, ohne die Boeing möglicherweise den Zuschlag erhalten hätte.

EADS: politische Entscheidung

Der Rechnungshof hatte im Juni insbesondere moniert, die Air Force habe eigene Ausschreibungsbedingungen missachtet und eine Reihe von Fehlern gemacht. Boeing hätte sonst "eine substanzielle Chance gehabt, den Zuschlag zu bekommen", urteilte die Behörde. So sei das von EADS und Northrop Grumman angebotene Flugzeug im Unterhalt nicht, wie von der Air Force behauptet, günstiger als der Boeing-Tanker.

EADS wollte das neue Tankflugzeug nach bekanntgewordenen Plänen als militärische Variante des Airbus A330 bauen. Die Maschinen sollten in einem geplanten neuen Werk am Airbus-Standort Mobile im US-Bundesstaat Alabama gefertigt werden. So sollten auch neue Arbeitsplätze in den USA entstehen. Die Beanstandungen des Rechnungshofes waren von EADS intern als "eine politische Entscheidung" kritisiert worden. (ml/dpa)

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