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Wirtschaft: Perfekte Mutter, perfekt im Job

Viele Frauen geraten zwischen Familie und Beruf unter Druck. Oft sind sie mit sich selbst strenger als irgendjemand sonst

Kinder, Karriere oder beides: Theoretisch stehen Frauen heute alle Möglichkeiten offen. Praktisch sind aber viele nicht mit ihrer Wahl zufrieden. Und zwar unabhängig davon, welche Entscheidung sie fällen. Hinter der Dauer-Unzufriedenheit stecken diffuse gesellschaftliche Erwartungen und Überforderung.

Zwar gehören zum Kinderkriegen zwei. Wie es nach der Geburt weitergeht, müssen aber hauptsächlich die Mütter entscheiden: „Trotz Emanzipation und moderner Männer ist die Frage der Vereinbarkeit noch überwiegend Frauensache“, sagt Uta Klein, Soziologin an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.

Auch wenn die Elternzeit seit 2007 Vätern einen attraktiven Anreiz zur Babyauszeit gibt, nutzten 2008 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nur 21 Prozent der Väter diese Option – gegenüber 96 Prozent der Mütter. „Auch Umfragen unter Hochschulabsolventen zeigen, dass es nach wie vor die Frauen sind, die in die Elternzeit gehen“, sagt Klein. „20 Prozent der Absolventinnen sind zehn Jahre nach Abschluss sogar ganz aus dem Berufsleben ausgeschieden.“ Gründe für diese Entscheidungen sind häufig gesellschaftliche Werte.

In Deutschland herrschten noch sehr konservative Rollenmuster, so sei zum Beispiel die männliche Erwerbsdominanz nach wie vor sehr präsent. Zudem steckt es hierzulande tief in den Köpfen, dass es die Mutter sein muss, die in den ersten Lebensjahren das Kind betreut. Wer trotz Baby Vollzeit arbeiten geht, lebt ständig mit dem schlechtem Gewissen der „Rabenmutter“. Andersrum leiden Frauen, die ihren Beruf aufgegeben haben, unter dem Stigma der „Nur-Hausfrau“. „Und Frauen, die Beruf und Familie vereinbaren wollen, wissen irgendwann nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht“, sagt Klein.

Doch wie gelingt es, das Leben zwischen Familie und Beruf? „Als erstes müssen Frauen sich klar machen, dass die Vereinbarkeitsfrage auch ihre Partner betrifft“, sagt Elmar Basse, Psychotherapeut aus Hamburg. Er empfiehlt Paaren, sich am besten schon vor der Familiengründung Gedanken zu machen. Es sollten Teilzeitoptionen und Elternzeit besprochen werden, Haushaltspflichten und Kinderbetreuung: Wer macht was, wann und wie?, rät Uta Klein.

Frauen, die unzufrieden sind, sollten sich klar machen, warum: „Oft tragen Frauen ganz diffuse Erwartungen mit sich herum und wissen eigentlich gar nicht, warum sie so mit ihrem gewählten Lebensmodell hadern“, sagt Evelyn Albrecht, Coach und Management-Beraterin in Konstanz. Mittels einer Ist/Soll-Analyse könne Klarheit gefunden werden: „Schreiben Sie sich eine Liste mit Ihren Wünschen und Zielen, überlegen Sie Punkt für Punkt, was realistisch ist.“ Werden diffuse Erwartungen ins rechte Licht gerückt, entlarven sie sich oft als utopisch.

Uta Klein warnt vor der Hausfrauenehe als Dauerlösung: „Frauen, die den Beruf aufgeben, rutschen in die finanzielle Abhängigkeit vom Partner.“ Das sei auch riskant: „Das neue Scheidungsgesetz kann aus Hausfrauen Hartz IV-Empfänger machen“, sagt Albrecht. dpa

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