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Wirtschaft: Pfizer plant gigantische Übernahme

Der weltgrößte Pharmakonzern zeigt Interesse am US-Konkurrenten Wyeth. Umsätze drohen wegzubrechen – das soll die Übernahme ausgleichen

Berlin - Der weltgrößte Pharmakonzern Pfizer plant offenbar eine Übernahme des deutlich kleineren US-Konkurrenten Wyeth. Der Viagra-Hersteller, der seinen Deutschland-Sitz in Berlin hat, könnte dafür bis zu 60 Milliarden Dollar (rund 47 Milliarden Euro) auf den Tisch legen, schreibt die amerikanische Wirtschaftszeitung „Wall Street Journal“ unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Beide zusammen würden auf einen Pharmaumsatz von 60,5 Milliarden Dollar kommen. Die deutschen Sprecher beider Unternehmen wollten die Gerüchte am Freitag nicht kommentieren.

Es wäre die erste größere Übernahme in der Branche, seit Sanofi-Synthelabo 2004 den größeren Konkurrenten Aventis für gut 55 Milliarden Euro geschluckt hat. Experten schließen nicht aus, dass damit eine neue Konsolidierungswelle losgetreten werden könnte.

Aus Pfizer-Sicht würde der Kauf Sinn machen: Das Unternehmen steht wegen drohender Generika-Konkurrenz für sein wichtigstes Medikament, den Blutfettsenker Lipitor (in Deutschland: Sortis) unter Druck. Ab Ende 2011 darf der indische Pharmahersteller Ranbaxy eine Billigkopie des Mittels verkaufen, das rund ein Viertel zum Pfizer-Gesamtumsatz beiträgt. Da Pfizer keine neuen Hoffnungsträger in der Hinterhand hat, die den erwarteten Umsatzeinbruch ausgleichen könnten, bleibt dem Konzern nichts anderes übrig, als durch weitere Übernahmen zu wachsen. Der könnte auch dem Aktienkurs guttun, der seit Amtsantritt von Vorstandschef Jeff Kindler 34 Prozent seines Wertes verloren hat. Am Freitagnachmittag notierte das Papier in Frankfurt bei 13 Euro (minus 1,7 Prozent). Wyeth-Aktien gewannen 22 Prozent.

Auch in der Vergangenheit hatte Pfizer beherzt zugegriffen. Sein Top-Medikament Lipitor war 2000 durch Übernahme des US-Konzerns Warner-Lambert ins Unternehmen gekommen. Mitgeboten hatte damals auch Wyeth. Mit der Übernahme von Pharmacia schnappte sich Pfizer dann 2003 das umsatzstarke Schmerzmittel Celebrex. Mit dem Kauf von Wyeth könnte sich Pfizer die Rechte an dem erfolgreichen Impfstoff Prevnar sichern. Wyeth selbst war zuletzt in Übernahmegesprächen mit dem niederländischen Impfstoffhersteller Crucell.

Nach Angaben des „Wall Street Journal“ sind Pfizer und Wyeth schon seit Monaten in Verhandlungen. Ein Abschluss stünde wegen der Wirtschafts- und Finanzkrise aber nicht unmittelbar bevor. Wyeth hat zurzeit eine Marktkapitalisierung von rund 52 Milliarden Dollar. Da in dem Sektor ein Aufschlag von 20 Prozent üblich sei, liege der geschätzte Wert der Übernahme bei 60 Milliarden Dollar, rechnet die Zeitung. Pfizer habe vor, mit einer Kombination aus Bargeld und Aktien zu begleichen.

Zudem arbeitet der Konzern an einem drastischen Umbau: 2400 Stellen im Vertrieb sollen weltweit gestrichen werden. Deutschland ist davon dem Vernehmen nach nicht betroffen. Maren Peters

Maren Peters

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