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Wirtschaft: Pioniere der Genforschung wagen sich auf das Parkett

Als Wissenschaftler hat sich Burghardt Wittig längst einen Namen gemacht.In den Bereichen Gentherapie und Bioinformatik verfügt der Professor an der Freien Universität über internationales Renommee.

Als Wissenschaftler hat sich Burghardt Wittig längst einen Namen gemacht.In den Bereichen Gentherapie und Bioinformatik verfügt der Professor an der Freien Universität über internationales Renommee.Als Unternehmer ist Wittig in der Öffentlichkeit bislang nicht aufgetreten.Das wird sich am kommenden Montag ändern, wenn der Wissenschaftler als Vorstand der Mologen Holding AG in Frankfurt (Main) das Berliner Forschungsunternehmen der Presse sowie Analysten und Investoren präsentieren wird.Mitte des Monats will die Mologen Holding, die auf dem Gebiet der Biotechnologie und der molekularen Medizin tätig ist, an die Berliner Börse gehen.Die Berliner Freiverkehr AG, die das Going Public begleitet, teilte unlängst mit, die Zeichnungsfrist werde voraussichtlich vom 15.bis 17.Juni 1998 laufen.Die erste Notierung im Berliner Freiverkehr ist für den 22.Juni 1998 vorgesehen.Das Papier soll mit einer Preisspanne von 15 bis 20 DM plaziert werden.

Mit Mologen geht erstmals ein der Freien Universität nahestehendes Forschungsunternehmen an die Börse, das ausschließlich auf dem Zukunftsmarkt der Biotechnologie arbeitet.Die Nähe zur universitären Forschung könnte in der Tat nicht größer sein: Labors und Geschäftsräume des Unternehmens befinden sich noch unter dem Dach des Instituts für Molekularbiologie der FU."Wir haben quasi den gesamten Lehrstuhl gemietet", beschreibt es Burghardt Wittig.35 Mitarbeiter zählt das Mologen-Team.Mit Teilen des aus dem Börsengang zufließenden Kapitals soll in den kommenden Monaten auf dem FU-Gelände ein neuer Gebäudetrakt errichtet werden, der später der FU als Gegenleistung für die Kooperation übereignet wird.Der Löwenanteil des frischen Geldes - das Grundkapital der AG wird im Zuge des Börsengangs von nominal 5 Mill.DM um nominal 2,5 Mill.DM Stückaktien erhöht - werde aber in die Forschung gehen.

Ein Unternehmen der "kurzen Wege zwischen Forschung und Anwendung" soll die Mologen AG sein, erklärt Wittig, der 40 Prozent der Anteile hält und als Vorstand für Forschung und Entwicklung zuständig ist.Mologen befasse sich in erster Linie mit der Entwicklung genetischer Impfstoffe und Pharmaka."Wir haben dabei spezielle, sogenannte Gen-Pakete entwickelt, mit denen sich nur die für die Impfung notwendigen Informationen in Zellen einschleusen lassen." Die neuartige Konstruktion der Gen-Pakete und das Verfahren des Einschleusens hat sich das Unternehmen weltweit patentieren lassen.Ein Pfund, mit dem nach der Marktreife gewuchert werden soll."Die Impfstoffe können einfacher, billiger, schneller und vor allem sicherer als bislang hergestellt werden", so Wittig.Anders als herkömmliche Produkte verfügt das Mologen-Genpaket zudem über einen Kopierschutz.Spätestens im Jahr 2000 werde mit vermarktbaren Produkten gerechnet, zunächst im Veterinärbereich für Nutz- und Haustiere, danach auch im Humanbereich.Die Impfstoffe zur Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten sollen später in Lizenz von führenden Pharmakonzernen vermarktet werden.Bereits seit 1994 arbeitet das Mologen-Team an der Behandlung von Krebs und hat die ersten überhaupt in Deutschland durchgeführten Gen-Therapien vorgenommen.

Ein zweites Standbein - die Bioinformatik - sichert die effiziente Nutzung der exponentiell wachsenden Fülle an Wissen über Erbinformationen.Die 100prozentige Tochter Soft Gene GmbH hat mit "Bio-Constructor" eine Software entwickelt, die seit Jahren gewinnbringend an Forschungsinstitute verkauft wird."Wir haben richtig Geld verdient", sagt Wittig.Das Programm unterstützt das "Design" genetischer Impfstoffe und beschleunigt die Analyse von Experimenten.

Mologen biete somit "Werkzeuge", die viele nutzen wollen, ist sich Wittig sicher.Konkurrenz fürchtet das Unternehmen hierzulande nicht.Aber: "Wir haben einen Technologievorsprung, den wir durch kontinuierliche Forschung halten müssen." Angesichts der bisherigen Forschungsvorleistungen schreibt Mologen derzeit noch rote Zahlen.Das Erreichen der Gewinnzone wird laut Berliner Freiverkehrs AG für das Jahr 2000 angepeilt.Die Mitarbeiterzahl soll laut Vorstand Wittig in zwei Jahren auf 50 wachsen.Nachwuchsprobleme habe man angesichts der Nähe zur Universität nicht.Anlegern, so präsentiert die Berliner Freiverkehrs AG den Börsengang, eröffne Mologen erstmalig die Möglichkeit, bereits im frühen Entwicklungsstadium an der kommerziellen Nutzung einer "möglicherweise wegweisenden Erfindung im Bereich der Molekularen Medizin" partizipieren zu können.HENRIK MORTSIEFER

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