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Wirtschaft: Plattner hilft Gründern von Potsdam aus

Der frühere SAP-Chef startet mit 25 Millionen Euro und will Milliarden mobilisieren

Potsdam - Der Gründer des Software- Konzerns SAP, Hasso Plattner, startet in Potsdam-Babelsberg eine Gesellschaft für Firmengründungen und hat weiter gehende Pläne, um Milliarden für die Risikofinanzierung locker zu machen. Zunächst werde er von seinem eigenen Geld 25 Millionen Euro in einen „Inkubator“ – einen Brutkasten für Firmengründungen – stecken, sagte er am Montagabend auf einer Veranstaltung des American Chamber of Commerce in Germany an dem von ihm gestifteten Hasso- Plattner-Institut (HPI). Die neue Gründergesellschaft solle unweit des Instituts in der ehemaligen Reichsbahnvilla in Babelsberg entstehen. Er hoffe, das Kapital durch den Einstieg weiterer Geldgeber verdoppeln zu können.

Darüber hinaus will Plattner mehr als eine Milliarde Euro jährlich für Firmengründer mobilisieren. Der Vorschlag sei eine Ergänzung des im April vorgestellten Gründerfonds der Bundesregierung in Höhe von 260 Millionen Euro, der nicht ausreichend sei. „Wir brauchen das vierfache, und zwar pro Jahr,“ sagte er. „Das müssen wir machen, und zwar noch oben drauf.“ Dabei denke er an eine Zusammenarbeit von Bund, Ländern, den 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen, zu denen auch SAP gehört, sowie den Milliardären des Landes.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte den Gründerfonds im Rahmen einer Veranstaltung des Bündnisses „Partner für Innovation“ angekündigt, zu dem Plattner nicht gehört. Der Fonds soll junge Technologiefirmen in den kommenden fünf Jahren mit Risikokapital versorgen. Finanziert wird er von der Bundesregierung, der KfW Bankengruppe sowie den Unternehmen Siemens, Deutsche Telekom und BASF. Die Förderung soll Mitte des Jahres mit 140 Millionen Euro beginnen, davon kommen allein 120 Millionen Euro vom Bund. Bei der Aufstockung des Betrages erwarte er mehr von den Unternehmen, hatte Schröder gesagt, „von mir aus gesehen so viel wie möglich“.

Plattner sprach am Montagabend von einer wirtschaftlichen Tragödie, die sich seit Jahrzehnten in Deutschland abspiele: vom Verlust der Textil-, Foto- und Uhrenindustrie über den Niedergang der Unterhaltungselektronik bis zum verpassten Anschluss bei der Computertechnik. „Und das im Land von AEG, Grundig, Nixdorf und Siemens.“ Er beklagte den mangelnden Willen zur Leistung in Deutschland. „Mit 35 Stunden und Rente ab 58 ist Mallorca nicht zu halten.“ Den Versuch, den Status Quo in Deutschland aufrechtzuerhalten, beobachtet der Wahl-Amerikaner mit Unverständnis: „Wie die Hunde wird an einem Tuch gezerrt, das schließlich nur noch ein Lumpen ist.“ Man sehe der Wahrheit einfach nicht ins Auge, etwa, dass mit kürzerer Arbeitszeit keine größere Wertschöpfung erreicht werden könne.

Plattner hat in den vergangenen Jahren das Hasso-Plattner-Institut (HPI) an der Universität Potsdam aufgebaut. Rund 40 Millionen Euro investiert die Plattner-Förderstiftung in die denkmalgeschützte „Reichsbahn-Villa“ westlich des Bahnhofs Griebnitzsee und den Bau zweier neuer Institutsgebäude an den Seiten der Villa. Das HPI soll insgesamt zehn Fachbereiche bekommen und nach Plattners Willen bis 2010 auf Weltklasse-Niveau steigen. Derzeit kostet der Betrieb des Instituts noch gut fünf Millionen Euro jährlich, künftig wird der Aufwand bei acht bis zehn Millionen Euro liegen. Bis 2020 steckt Plattner somit rund 200 Millionen Euro in „sein“ Institut. Im kalifornischen Palo Alto eröffnete das Institut eine Außenstelle, um von dort aus eng mit der Stanford-Universität zu kooperieren. Plattner, 1944 in Berlin geboren, ist als SAP-Mitgründer zum Milliardär geworden. Der ehemalige IBM-Programmierer hatte Anfang der 70er Jahre mit vier IBM-Kollegen SAP (steht für „Systemanalyse und Programmentwicklung“) gegründet.

Jan Kixmüller

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