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Podiumsdiskussion: Von Exzellenz und Verantwortung

Deutschland muss offener werden für Spitzenleute aus dem Ausland – eine Podiumsdiskussion zum Thema: "Eliten für die Wirtschaft – Ausbildung, Rekrutierung und Integration".

Berlin - „Wir haben die richtige Nase für Talente“, sagt Helmut Schwarz, Präsident der Humboldt Stiftung. Und er kann es belegen: Unter den Humboldtianern sind 44 Nobelpreisträger. Deutschland müsse großzügiger Stipendien vergeben, um herausragende Wissenschaftler aus aller Welt für das Land zu gewinnen, fordert Schwarz. Von den einzigartigen Fähigkeiten dieser Menschen könnten alle profitieren. „Das ist keine Luxusangelegenheit, sondern eine volkswirtschaftliche Notwendigkeit“, sagte er auf einer Podiumsveranstaltung der IHK Berlin und des British Chamber of Commerce am Dienstag in Berlin. Thema des Abends: „Eliten für die Wirtschaft – Ausbildung, Rekrutierung und Integration“.

Deutschland habe aus historischen Gründen immer noch ein Problem mit der Bildung von Eliten, bemerkte Peter André Alt, Präsident der Freien Universität Berlin. Darum spreche man auch hier zu Lande nicht von Elite-Universitäten, sondern veranstalte einen Exzellenz- Wettbewerb. So sei auch klar, dass Elite nichts ist, was verbürgt sei, sondern etwas, das man sich erarbeiten müsse. Dabei hob er hervor, dass es Aufgabe der Hochschulen sei, nicht nur eine Leistungs- sondern auch eine Verantwortungselite herauszubilden. „Wir dürfen nicht nur eine fachliche Qualifizierung bieten, sondern müssen dem Nachwuchs in übergreifenden Prozessen eine Orientierung geben“, sagte Alt. Dafür bräuchten die Hochschulen mehr Freiräume.

Die haben offenbar die Studierenden in Großbritannien. Chris Young, Germanistikprofessor in Cambridge und zurzeit Gastwissenschaftler in Berlin, ist überzeugt, dass seine Studenten international einsetzbare Kompetenzen erwerben. Wer mit Erfolg in Oxford oder Cambridge studiert, darf sich quasi zur Elite zählen. Young musste jedoch zugeben, dass die Zahl der Geisteswissenschaftler, die sich tatsächlich für eine Karriere in der Wirtschaft entscheiden, klein sei.

Matthias Wehling von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young verwies darauf, dass im 21. Jahrhundert das Managen des Humankapitals wichtiger sein werde als im 20. Jahrhundert das Managen des Finanzkapitals. In Deutschland werde in den kommenden 15 Jahren die Zahl der Erwerbstätigen um sieben Millionen sinken. Ohne qualifizierte Zuwanderung werde das Land sein Wohlstandsniveau nicht halten können. Doch noch gebe es hier oft zu große bürokratische Barrieren für Topleute aus dem Ausland. „Spitzenkräfte sind anspruchsvoll, sie können es sein“, betonte Wehling.

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer zählt 200 Top-Führungskräfte seiner weltweit 111 000 Mitarbeiter zur Elite. „Je höher die Führungsebene, desto stärker rücken dabei soziale und personale Fähigkeiten in den Vordergrund“, sagte Gerhard Schauer, Leiter der Bildung bei Bayer. „Ob einer ein Konzernlenker wird, das wird nicht an der Universität ermittelt.“

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