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Wirtschaft: Politischer Blackout

EDITORIALS Nach den Stromausfällen im Nordosten der USA und in Kanada vor einer Woche wird nun über die Ursachen diskutiert. Eine von beiden Ländern eingesetzte Arbeitsgruppe untersucht, wie 50 Millionen Verbraucher Opfer des „Blackouts“ werden konnten.

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Nach den Stromausfällen im Nordosten der USA und in Kanada vor einer Woche wird nun über die Ursachen diskutiert. Eine von beiden Ländern eingesetzte Arbeitsgruppe untersucht, wie 50 Millionen Verbraucher Opfer des „Blackouts“ werden konnten. Soviel steht fest: Das Leitungsnetz ist antiquiert, und das gesamte Energiesystem ist im Übergang von alter, staatlich regulierter Monopolwirtschaft zu einer modernen, liberalisierten Versorgung erstarrt. Mit dem technischen Fortschritt und wachsenden Energiebedarf öffnete der Kongress den Strommarkt seit den 80er Jahren für mehr Wettbewerb. Doch das so entstandene System ist zweischneidig. Die Bundesstaaten wollen ihre Kontrolle nicht aufgeben, und viele ihrer Monopolbetriebe wollen Einfluss auf die Übertragungsleitungen behalten. Und wegen der Unsicherheit über eine zukünftige Deregulierung haben die in Aktiengesellschaften umgewandelten Anbieter kaum Anreize, in modernere Übertragungstechnik zu investieren.

Die vielleicht interessanteste Frage am „Blackout“ ist die, weshalb er sich nicht noch weiter ausbreitete: Die regionale Verbundorganisation PJM Interconnection, die den Energiemarkt von New Jersey bis West Virginia betreibt, erkannte einen Stromabfall und isolierte ihren Teil des Netzes. So blieben Philadelphia und Maryland verschont.

PJM vollbringt keine Wunder, aber der Verbund steht beispielhaft für einen effizient betriebenen, regionalen Strommarkt. Ein Markt, der nicht nur niedrigere Preise, sondern auch mehr Investitionen mit sich gebracht hat, die das Übertragungsnetz sicher machten. Es trifft sich, dass die USEnergieregulierungskommission FERC wiederholt vorgeschlagen hat, mehr solcher regionaler Verbünde zu schaffen. Doch das Ansinnen ist ins Stocken geraten. Manche Stimmen verurteilen die FERC-Initiative als zentralstaatliche Übernahme bundesstaatlicher Vorrechte.

Dabei müssen die USA schnell einen Weg finden, um erneute Stromausfälle zu vermeiden. Der Vorschlag der Regulierungskommission wäre ein sinnvoller Schritt. Präsident George W. Bush nannte den Blackout einen „Weckruf“ und mahnte, das Netz zu modernisieren. Um Blackouts zu vermeiden, bedarf es nur einer gewissen Regulierung gesunden Menschenverstandes und des politischen Willens, das Notwendige durchzusetzen.

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