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Wirtschaft: Potash sucht nach Rettern

Chinesen zeigen Interesse am Dünger-Konzern

London - Die Retter könnten aus China kommen. William Doyle, Chef des kanadischen Düngerherstellers Potash, und seine Berater suchen einen anderen zahlungskräftigen Käufer für das Unternehmen. Sie wollen so eine Übernahme durch den australisch-britischen Rohstoffkonzern BHP Billiton verhindern.

Grundsätzlich loten sie offenbar zwei Möglichkeiten aus: Mehrere Unternehmen aus der Agrar- und Rohstoffbranche könnten eine Allianz bilden und gemeinsam ein Übernahmeangebot für den Düngerproduzenten abgeben, das über den 39 Milliarden Dollar von BHP Billiton liegt. Das Geld dafür könnte laut „Wall Street Journal“ von chinesischen Banken oder Fondsgesellschaften kommen.

Ein zweites Szenario sieht vor, dass ein staatlich kontrolliertes chinesisches Unternehmen wie Sinochem, Chalco oder Chem China in den Übernahmekampf einsteigt. China ist der weltweit größte Verbraucher von Kalidünger, dem wichtigsten Potash-Produkt. Das Land hat zwar eigene Kalisalzgruben, aber die Vorkommen reichen nicht aus, um den Bedarf zu decken. „Angesichts der Kali-Mengen, die China importiert, wäre die Volksrepublik ein logischer Käufer von Kalidüngerherstellern wie Potash“, sagt Duncan McKeen, Analyst bei Macquarie Research.

Sinochem könnte Potash als weißer Ritter zur Seite springen. Spekulationen hat der Chemiekonzern am Wochenende angeheizt. „Wir schauen uns genau an, was bei Potash passiert“, sagte ein Sprecher. „Wir sind grundsätzlich daran interessiert, im Düngermarkt zu expandieren.“ Beide Unternehmen sind bereits verbunden: Potash hat einen Anteil von 22 Prozent an einer Sinochem-Tochter.

BHP Billiton bietet 130 Dollar je Aktie und wandte sich damit Ende vergangener Woche an die Aktionäre von Potash. Das Management des Weltmarktführers unter den Düngeranbietern hat dies als viel zu niedrig bezeichnet und eine Übernahme abgelehnt. BHP Billiton bietet einen Aufschlag von 20 Prozent auf den Aktienkurs von vor knapp zwei Wochen, als sich Konzernchef Marius Kloppers mit Doyle auf eine freundliche Übernahme zu einigen versuchte. Doyle machte dies öffentlich. Seitdem ist der Potash-Aktienkurs auf knapp 149 Dollar gestiegen. Das Unternehmen hat jetzt einen Börsenwert von 44 Milliarden Dollar. Doyle lehnt es nicht grundsätzlich ab, dass ein anderes Unternehmen Potash übernimmt. „Wir haben nichts dagegen, gekauft zu werden“, sagte er. „Wir haben nur etwas dagegen, wenn dieses Unternehmen den Anteilseignern gestohlen wird.“

Die weltweite Bevölkerungszunahme wird nach Einschätzung von Analysten den Düngerverbrauch und die Preise steigen lassen. Das macht die Hersteller so attraktiv. China hat möglicherweise noch einen weiteren Grund, Potash zu übernehmen und das Angebot von BHP Billiton auszuhebeln. Das Land ist bereits bei anderen Rohstoffen – allen voran Kokskohle und Eisenerz – von BHP Billiton, dem weltgrößten Minenbetreiber, abhängig. Daher sei es plausibel, wenn das Land ähnliches bei Kalisalzen verhindern wollte, argumentieren Analysten. slo (HB)

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