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Wirtschaft: Preiswert telefonieren: Die Telefontarife sind auf dem Tiefpunkt

Das Jahr 2002 wird den deutschen Telefonkunden keine so dramatischen Tarifsenkungen mehr bringen wie in den vergangenen vier Jahren. Darüber sind sich die Experten der Telekommunikationsbranche einig.

Das Jahr 2002 wird den deutschen Telefonkunden keine so dramatischen Tarifsenkungen mehr bringen wie in den vergangenen vier Jahren. Darüber sind sich die Experten der Telekommunikationsbranche einig. Wer aber trotzdem günstig telefonieren will, sollte die Preisvergleiche nutzen. Die Tarifunterschiede der einzelnen Anbieter sind immer noch erheblich.

Seit die Deutsche Telekom zum 1. Januar 1998 ihr Monopol verloren hat, sind die Preise für Ferngespräche tagsüber auf ein Zehntel gefallen. Die vielen neuen Anbieter und der harte Wettbewerb haben es möglich gemacht. Doch nun heißt es: "Bei den Preisen gibt es keinen Spielraum mehr nach unten", sagt Branchenexperte Mathias Plica. Im Gegenteil, der VATM, der Verband, in dem sich viele Wettbwerber der Telekom zusammengeschlossen haben, warnt schon vor Preissteigerungen.

Und das, obwohl die Wettbewerber ab dem 1. Januar geringere Gebühren an die Telekom zahlen müssen, wenn sie deren Leitungen nutzen wollen. "Wegen der geringen Gewinnmargen werden die Telefongebühren für Privatkunden nicht weiter sinken", sagt Torsten Elsner von Tariftip.de. Auch er sieht Tendenzen für steigende die Preise im kommenden Jahr: Die Telekom übernimmt nämlich für die Call-by-Call-Anbieter das Inkasso nicht mehr.

Das Call-by-Call-Verfahren hatte den Wettbewerb in Schwung gebracht, weil es so einfach zu nutzen ist. Der Kunde kann sich vor jedem Ferngespräch oder Auslandstelefonat neu entscheiden, über welchen Anbieter er telefonieren will, er muss nur die Anbieterkennzahl vorwegwählen. Abgerechnet wird über die Telefongesellschaft, bei der der Kunde seinen Anschluss hat: In 98 Prozent aller Fälle ist das immer noch die Telekom. Sie stellt zwar die Beträge auch jetzt noch in Rechnung, treibt aber das Geld für die Wettbewerber nicht mehr ein, wenn Kunden nicht zahlen. "Jeder Call-by-Call-Anbieter muss die Mahnungen und die Beschaffung des Geldes jetzt selbst übernehmen. Für die Anbieter bedeutet das höhere Kosten, die auf den Kunden umgelegt werden", sagt Elsner.

Konsolidierung setzt sich fort

Einige Telefongesellschaften sind wegen des harten Preiskampfes bereits vom Markt verschwunden, zum Beispiel Teldafax. Andere ziehen sich aus dem Festnetz zurück, wie etwa Talkline. "Selbst die großen Konkurrenten wie Arcor müssen sehen wo sie bleiben", sagt Plica. Er rechnet in diesem Jahr mit einer weiteren Konsolidierung auf dem Markt. Bei den alternativen Telekommunikationsanbietern sei große Ernüchterung eingetreten, schreibt auch der VATM, "denn fast alle schreiben nach wie vor rote Zahlen". Auf dem Markt sei geradezu eine "Remonopolisierung" zu beobachten. 2001 hätten die Wettbewerber bereits gewonnene Marktanteile im Fernbereich wieder an die Telekom verloren. "Das Ergebnis: Preissteigerungen für Ferngespräche im Vergleich zum November 2000 um 1,3 Prozent, trotz allgemein sinkender Preise." Mit erheblichen Preissteigerungen rechnet Plica 2002 allerdings nicht. "Dann hätten Neueinsteiger wieder eine Chance", sagt er.

Vor allem in zwei Märkten wollen die Wettbewerber der Telekom künftig stärker einsteigen: in das Ortsnetz und das Geschäft mit den schnellen Internetanschlüssen über die DSL-Technik. Im Ortsnetz hat die Telekom quasi immer noch ein Monopol. Aktuell bieten zwar mehr als 60 Unternehmen Telefonanschlüsse in Konkurrenz zur Telekom an, sagt der Präsident der Regulierungsbehörde, Matthias Kurth. In nahezu jeder großen Stadt könnten Verbraucher schon wählen zwischen der Telekom und einem Wettbewerber. "Jedoch ist diese Wahlmöglichkeit noch lange nicht zufriedenstellend, hier müssen wir noch sehr viel weiter kommen. Denn nur Wettbewerb im Ortsnetz wird auch hier zu günstigen Verbindungen führen", sagt Kurth. Doch gerade die Regulierungspolitik sei schuld daran, dass der Wettbwerb hier nicht in Gang komme, kritisiert der VATM. Die Behörde habe den Preis, den die Wettbewerber an die Telekom bezahlen müssen, wenn sie die Anschlüsse mieten wollen, zu hoch festgelegt.

Zwei Entscheidungen der Regulierungsbehörde könnten nach Ansicht des Verbands den Wettbewerb im Ortsnetz voranbringen: Zum einen sollen Wiederverkäufer ähnlich wie im Mobilfunk künftig alle Produkte im Teilnehmernetzbereich von der Telekom einkaufen und an eigene Kunden weiterverkaufen dürfen. Debitel handelt gerade mit der Telekom den ersten Vertrag aus. Zum anderen soll echtes Call-by-Call künftig auch im Ortsnetz möglich sein. Allerdings: "Das wird wohl im Jahr 2003 anstehen. Derzeit werden die entsprechenden Regeln vorbereitet", sagt Kurth.

Weil die Margen im Sprachverkehr so knapp geworden sind wollen die Unternehmen ihr Geld künftig vor allem im - schnellen - Datenverkehr verdienen. Doch auch diesen Markt hat die Deutsche Telekom bereits besetzt. Etwa zwei Millionen DSL-Anschlüsse hat sie schon vermarktet. Auf einige tausend Anschlüsse bringen es Konkurrenten wie Arcor oder QSC. Gelungen ist das der Telekom mit einer großangelegten Marketingkampagne - von der auch die Wettbwerber profitieren. Vor allem aber wegen des günstigen Preises. Die Regulierungsbehörde prüft jetzt, ob es sich dabei um Dumping handelt. Sie hat ein Entgeltregulierungsverfahren eingeleitet. Die unangenehme Konsequenz für den Kunden könnte am Ende allerdings sein, dass die Telekom für ihren DSL-Anschluss einen höheren Preis verlangen muss.

Dafür versprechen die Wettbewerber eine breitere Angebotsvielfalt - wenn sie auf dem Markt nur endlich eine Chance bekämen. Gerade hat der erste Anbieter, QSC, einen Vertrag mit der Telekom abgeschlossen, wonach das Unternehmen nicht mehr den kompletten Telefonanschluss von der Telekom mieten muss (Line-Sharing). So kann der Kunde weiter über die Telekom telefonieren, DSL aber über QSC nutzen. "Ein wichtiger Schritt für mehr Wettbwerb", sagt QSC-Chef Bernd Schlobohm.

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