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Wirtschaft: Premiere das erste Mal mit Gewinn

Bezahlsender sieht sich reif für den Börsengang

München - Kurz vor seinem Börsengang im März hat der Bezahlsender Premiere zum ersten Mal in einem vollen Geschäftsjahr operativ schwarze Zahlen geschrieben. „Premiere hat die kritische Masse für profitables Wachstum erreicht“, sagte Senderchef Georg Kofler am Dienstag in München. Künftig könne ein großer Teil des Umsatzwachstums direkt in den Gewinn fließen. Daher rechnet Premiere auch für das laufende Jahr mit einer deutlichen Ergebnissteigerung.

„Die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2004 sind hervorragend“, sagte Kofler. Premiere liege bei allen wichtigen Kennzahlen über den Erwartungen. Der Umsatz nahm im abgelaufenen Geschäftsjahr um 7,2 Prozent auf 984,8 Millionen Euro zu. Das operative Ergebnis stieg auf 82,9 Millionen (Vorjahr: minus 21,2 Millionen Euro). Unter dem Strich stand allerdings immer noch ein Verlust von 80,6 Millionen Euro (Vorjahr: 205,4 Millionen Euro).

Kofler sagte, die radikale Neupositionierung des Geschäfts beginne Früchte zu tragen. Der Südtiroler, der schon den Fernsehkonzern Pro Sieben Sat 1 an die Börse gebracht hatte, hat vor zweieinhalb Jahren mit der Sanierung des Abo-Senders begonnen. Zuvor war Premiere ein Teil des Kirch-Imperiums gewesen, zu dessen Untergang der defizitäre Sender maßgeblich beigetragen hatte.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte Premiere vor allem in seinem Kerngeschäft mit Programm-Abonnements, Pay-per-View - Angeboten, bei denen Zuschauer für einzelne Sendungen bezahlen, und Werbung zulegen. Der Umsatz im Kerngeschäft stieg um mehr als 23 Prozent auf 880 Millionen Euro. Das Geschäft mit digitalen Empfangsgeräten (Receivern) schrumpfte dagegen planmäßig, weil sich Premiere aus dem Segment zurückziehen will. Der Verkauf von Receivern läuft inzwischen zum Großteil über den Handel und andere Vertriebspartner. Die Zahl der Abonnenten stieg 2004 um 11,7 Prozent auf 3,25 Millionen.

Premiere teilte mit, auch bilanziell einen Schlussstrich unter die Vergangenheit gezogen und die letzten großen Altlasten beseitigt zu haben. Der Sender müsse im laufenden Jahr einen Teil seiner Darlehen nicht mehr bedienen und verringere seine Zinslasten auf diese Weise erheblich.

Allein im vergangenen Jahr hatten sich die Zinsaufwendungen netto auf 72,4 Millionen Euro belaufen. Mit Hilfe des für März geplanten Börsengangs will Premiere die Zinslast noch weiter senken, weil der Sender den Erlös vor allem zum Schuldenabbau verwenden will. Der Börsengang von Premiere, den ein Konsortium von elf Banken begleitet, wäre einer der größten in den vergangenen Jahren. Branchenkreise rechnen mit einer Bewertung der Firma von 2,5 bis drei Milliarden Euro.

Nicole Hus

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