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Wirtschaft: Putin plant den nächsten Öl-Coup

Nach Jukos soll auch der Sibneft-Konzern wieder unter staatliche Kontrolle

Moskau - Der Fall des russischen Ölkonzerns Jukos war erst der Anfang. In Moskau scheint man den nächsten Schritt zur Renationalisierung der für das Land bedeutsamen Ölindustrie schon vorzubereiten. Präsident Wladimir Putin hat ein Auge auf den Ölkonzern Sibneft geworfen. Er trifft dabei auf einen populären Mehrheitsaktionär. Sibneft gehört zu großen Teilen Roman Abramowitsch, der sich seit dem Kauf des englischen Fußballclubs FC Chelsea im Jahr 2003 weltweit einen Namen gemacht hat und gegenwärtig Gouverneur auf der Eismeer-Halbinsel Tschukotka ist. „Der Appetit kommt beim Essen“, kommentierte die Wirtschaftszeitung „Kommersant“ den jüngsten Vorstoß Putins.

Sein Plan: Der Ölkonzern Gasprom, seit Juni zu fast 51 Prozent in Besitz des russischen Staates, soll Sibneft übernehmen. Mit einem Marktwert von rund 16 Milliarden Dollar ist Sibneft Nummer fünf der russischen Branche. Unterstützt werden soll Gasprom von der britisch-niederländischen RoyalDutch/Shell. Zum einen, weil das Eigenkapital nicht reicht, um Sibneft allein zu schlucken; zum anderen, weil der neue Konzern so besser gegen BP, Exxon- Mobile und Chevron bestehen kann. Offiziell wollte niemand den Deal kommentieren. Gasprom bestätigte jedoch, dass Übernahme-Verhandlungen „mit einem Ölkonzern“ liefen. Der Name Sibneft fiel nicht. Am Montag gab das Unternehmen überraschend bekannt, für 2004 eine Dividende in der Rekordhöhe von 2,29 Milliarden Dollar zu zahlen. Analysten werteten dies als Zeichen dafür, dass der Ölkonzern zum Verkauf steht.

Die für den Herbst geplante Übernahme könnte dennoch platzen: Denn auch der halbstaatliche Ölkonzern Rosneft hat Interesse an Sibneft signalisiert. Er hat nach Meinung von Analysten die besseren Karten. Schon bei der Versteigerung der Jukos-Tochter Juganskneftegas erhielten Strohmänner von Rosneft den Zuschlag. Hinzu kommt, dass Rosneft laut „Kommersant“ die staatliche China National Petroleum beteiligen will. Das passt in Putins Konzept einer engen strategischen Partnerschaft mit China. Hilfreich für Rosneft könnte vor allem der Aufsichtsratschef des Ölkonzerns sein: Igor Setschin. Der alte Freund Putins ist zwar nur Vize von Dmitrij Medwedjew, Chef des Präsidentenamtes und zugleich Aufsichtsratschef bei Gasprom. Doch Setschin leitet Putins persönliches Büro.

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