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Wirtschaft: Q-Cells gewinnt 30 Prozent am ersten Börsentag

Solarzellenhersteller erlöst 242 Millionen Euro und strebt in den Tec-Dax – Analysten warnen aber schon vor einer Überhitzung

Berlin - Der Börsengang des ostdeutschen Solarzellenherstellers Q-Cells ist äußerst erfolgreich verlaufen. Auf dem Frankfurter Kurstableau notierten die Aktien bei der Premiere mit 49 Euro – das waren 30 Prozent über dem Ausgabepreis von 38 Euro. „Wir sind sehr zufrieden“, kommentierte Finanzvorstand Hartmut Schüning das Börsendebüt. Die Emission sei 40-fach überzeichnet gewesen. Analysten warnten bei Solaraktien allerdings bereits vor einer Überhitzung des Marktes. Bis zum Schluss gaben die Papiere leicht auf 47,50 Euro nach.

Die von Berliner Unternehmern gegründete Firma Q-Cells mit Sitz im sachsen-anhaltinischen Thalheim hat sich auf die Herstellung von Solarzellen spezialisiert. Derzeit beschäftigt das Unternehmen mehr als 700 Mitarbeiter. Mit den Einnahmen aus dem Börsengang in Höhe von 242 Millionen Euro will Q-Cells seine Produktionskapazitäten ausweiten.

Schon im Vorfeld des Börsengangs war die Preisspanne für die Aktien von 29 bis 34 Euro auf 35 bis 38 Euro angehoben worden. Nun wird Q-Cells bereits als Kandidat für eine Mitgliedschaft im Technologieindex Tec-Dax gehandelt. Der Börsenwert des Unternehmens beläuft sich auf 1,75 Milliarden Euro.

Die rasante Entwicklung ist vor allem auf die Fördergelder aus dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) zurückzuführen. Aus demselben Grund verzeichnen auch andere Solarunternehmen ein beachtliches Wachstum (siehe Kasten). So legten die Aktien des Q-Cells-Konkurrenten Solarworld seit Beginn des Jahres um 270 Prozent zu.

Ob dieser Boom anhält, ist allerdings fraglich. „Überhitzungstendenzen lassen sich nicht leugnen“, sagte Christian Schindler von der Landesbank Rheinland-Pfalz dem Tagesspiegel. „Die Politik spielt für die Branche nach wie vor die entscheidende Rolle. Aber der Markt ignoriert dieses Risiko einfach.“ Schließlich werde 2007 turnusgemäß das EEG überprüft. Und dann stünden die bisherigen Fördersätze zur Debatte – unabhängig von der Farbe der Regierung.

„In der Solarbranche wird es bald eine kritische Diskussion geben wie seinerzeit bei der Windkraft“, sagte Schindler voraus. Vor allem Freiflächenanlagen könnten in den Ruf der Landschaftsverschandelung kommen. „Außerdem sind die Produktionsprozesse bei Solarzellen alles andere als umweltfreundlich“, erklärte Schindler.

Auch den hohen Ölpreis sieht der Experte nicht als Argument für ein weiteres Kurswachstum in der Branche. „Intuitiv besteht hier für viele Anleger ein Zusammenhang“, sagte Schindler. Tatsächlich aber habe Öl mit Solarzellen nichts zu tun. „Das eine verwendet man zum Heizen und zum Autofahren, das andere zur Stromgewinnung.“

Der Finanzinvestor Apax als einer der Hauptaktionäre von Q-Cells sieht hingegen weiteres Kurspotenzial bei dem Solarzellenhersteller. „Q-Cells hat viel vor. Ich denke schon, dass das belohnt wird,“ sagte Apax-Partner Christian Reitberger dem Tagesspiegel. Seine Gesellschaft hält 11,67 Prozent der Anteile und ist damit drittgrößter Aktionär. In Streubesitz befinden sich 22,3 Prozent.

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