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Wirtschaft: Quelle wächst gegen den Markttrend

LEIPZIG (chi).Beim Versandhandelshaus Quelle Schickedanz AG & Co.

LEIPZIG (chi).Beim Versandhandelshaus Quelle Schickedanz AG & Co.scheint die Strategie des vor zwei Jahren angetretenen Vorstandschefs Steffen Stremme nun Früchte zu tragen.Nach jahrelang rückläufigen Umsätzen hat das Versandhandelshaus in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres seinen Umsatz gegen den Markttrend um vier Prozent ausweiten können, in einigen Bereichen und im Ausland gab es sogar Zuwächse von bis zu 20 Prozent."Wir sind auf dem richtigen Weg, die Maßnahmen greifen", sagte Stremme anläßlich der Bilanzvorlage am Donnerstag in Leipzig.Das werde sich auch im Ergebnis niederschlagen.Für 1997 freilich fällt die Bilanz ernüchternd aus: Der operative Gewinn vor Steuern ist von 74 Mill.im Jahr zuvor auf 55 Mill.DM nochmals deutlich gesunken.In nur zwei Jahren hat sich das Ergebnis der Gruppe damit - bei einem im Verhältnis nur leicht von 12,1 Mrd.auf 11,9 Mrd.DM geschrumpften Umsatz - halbiert.

Stremme kündigte zugleich eine weitere Weichenstellung an.Voraussichtlich zum 1.Februar 1999 wird die Gruppe, wie bereits mehrfach erwartet, nun doch in eine "volle" Aktiengesellschaft umgewandelt.Das dürfte auch den Schulterschluß mit der Karstadt AG erleichtern, sollte die Muttergesellschaft Schickedanz Holding demnächst grünes Licht vom Kartellamt für die Aufstockung ihrer Karstadt-Beteiligung auf 48 Prozent erhalten.Die erste Auswirkung für Quelle: Wegen der aus "steuertechnischen" Gründen nötigen Rückstellungen von 100 Mill.DM rutscht das Bilanzergebnis der Gruppe für 1997 auf minus 45 Mill.DM.Ob und wann der Umwandlung auch ein Börsengang folgen wird, ließ Stremme offen.Er wolle Quelle aber "börsenfein" machen.

Und dazu sieht er die Gruppe auf gutem Weg.Den starken Ergebnisrückgang 1997 begründete er vor allem mit den Kosten der internen Umstrukturierung und "überproportionalen" Investitionen in Werbung und Kundengewinnung.Im laufenden Jahr werde Quelle "das Ergebnis deutlich, auf mindestens 74 Mill.DM, verbessern", sagte Stremme.Die Anstrengungen der letzten Jahre, die Internationalisierung voranzutreiben, den Spezialversand auszuweiten und firmeninterne Umstrukturierung von einer klassischen, funktionalen Organisationsstruktur hin zum "Produktmanagement" zahlten sich nun aus.So verbuchte der Quelle Versand in Deutschland, mit knapp sieben Mrd.DM noch immer Hauptumsatzträger, 1997 zwar noch einen leichten Umsatzrückgang von 0,8 Prozent, in den ersten sechs Monaten 1998 aber schon ein Plus von vier Prozent.Konstant zugelegt haben unterdessen die anderen Bereiche.Der Spezialversand (Madeleine, Elegance, Peter Hahn, Mercatura) baute den Umsatz 1997 um acht Prozent auf 1,1 Mrd.DM aus, die Auslandsaktivitäten legten um knapp fünf Prozent auf 1,7 Mrd.DM zu.Und hier will Stremme auch weiter ansetzen.

Im Ausland setzt die Gruppe weiterhin auf Asien und Osteuropa.In Japan wurde das Engagement ausgebaut, die neue Niederlassung Shanghai wiederum sei ein gutes Standbein für den chinesischen und südostasiatischen Markt.Gut entwickle sich auch das Geschäft in Osteuropa mit einem Gesamtumsatz von 140 Mill.DM und teilweise zweistelligen Zuwachsraten.Ähnlich expansiv läuft das Geschäft in allen westeuropäischen Niederlassungen, vor allem in Frankreich.

Im Inland setzt die Gruppe auf stärkere Kundenorientierung.So soll der Technische Kundendienst mit rund 2000 Mitarbeitern in eine eigenständige Gesellschaft ausgegliedert werden.Der Bestellservice wird zum "proaktiven Kundendienst" umfunktioniert.Im Klartext: Die Zahl der Call-Center wird von 73 auf neun verringert, die dafür deutlich aufgerüstet.Während in Leipzig weitere 130 Stellen in der telefonischen Bestellannahme entstehen, fallen in Nürnberg 1000 der insgesamt 11 000 Stellen weg.

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