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RECHTS Frage: an Susanne Meunier Stiftung Warentest

Wie viel bringt die Versicherung?

Ich habe eine Lebensversicherung. In der Zeitung habe ich gelesen, dass meine Versicherung für dieses Jahr eine Gesamtverzinsung von 3,5 Prozent zahlt. Gilt das eigentlich für alle Verträge oder nur für neue Policen? Und wird die gesamte Prämie verzinst oder nur ein Teil?

Es gibt zwei Arten von Lebensversicherungen: fondsgebundene und klassische. Die Angaben über die Gesamtverzinsung Ihres Versicherers, die Sie der Zeitung entnommen haben, beziehen sich auf klassische Produkte. Die Erträge, die einem Kundenkonto als Gesamtverzinsung gutgeschrieben werden, bestehen hier immer aus einem garantierten und einem nicht garantierten Teil.

Die nicht garantierte Überschussbeteiligung entsteht vor allem durch Kapitalerträge, die ein Versicherer durch die Investition des Kundengeldes am Kapitalmarkt erwirtschaftet. Wirft diese Geldanlage weniger ab, als zum Zeitpunkt seines Vertragsschlusses erwartet, wird einem Kunden später entsprechend weniger ausgezahlt. Da die Versicherer alle schon seit längerem am Kapitalmarkt vor allem wegen der niedrigen Zinsen wenig erwirtschaften, bekommen viele Kunden zurzeit weniger ausgezahlt, als ihnen einmal prognostiziert wurde.

Was viele nicht wissen: Verzinst wird bei Lebensversicherungen sowieso nur ein Teil des Beitrags – der sogenannte Sparanteil. Das ist der Anteil am Beitrag nach Abzug der Kosten für den Vertragsabschluss (das sind vor allem Provisionen für den Vermittler), die Verwaltung und das versicherte Risiko. Das Risiko kann der Todesfall sein oder bei Rentenversicherungen ein sehr langes Leben, weil das den Vertrag für den Versicherer teuer macht.

Der garantierte Teil der Verzinsung des Sparanteils eines klassischen Vertrags bleibt immer gleich hoch, egal was am Kapitalmarkt passiert. Die Höhe der Garantie kann allerdings je nach Zeitpunkt des Vertragsschlusses bei Lebensversicherungen unterschiedlich hoch sein. Bei Neuverträgen seit 2012 beläuft sich der Zinssatz nur noch auf 1,75 Prozent im Jahr. Kunden, die früher abgeschlossen haben, vielleicht sogar schon zwischen Juni 1995 und Juni 2000, haben es besser. Damals betrug der Garantiezins noch vier Prozent, später 3,25 Prozent, dann 2,75 Prozent und bis Ende 2011 immerhin noch 2,25 Prozent.

Die höheren Garantiezinsen für ältere Verträge sind übrigens auch ein Grund für die gesunkene Garantieverzinsung bei Neuverträgen: Um das Geld für die alten Garantien trotz niedriger Kapitalmarkterträge zu erwirtschaften, müssen die Versicherer bei neu abgeschlossenen Verträgen die Garantieverzinsung drücken. Und sogar die Gesamtverzinsung kann bei aktuell sehr geringen Überschüssen bei einzelnen Versicherern für ältere Verträge höher sein als für später abgeschlossene, auch bei Ihrem Versicherer. Überschüsse früherer Jahre sind aber nicht betroffen. Die sind Ihrem Vertrag schon gutgeschrieben worden.

Foto: Stiftung Warentest

an Susanne Meunier

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