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Reiche Deutsche: Bitte kein Mitleid!

Die reichsten Deutschen haben viel Geld verloren – aber reich sind sie immer noch, wie eine neue Rangliste zeigt.

Berlin - Die Reichen werden reicher – das stimmt in den Zeiten der Wirtschaftskrise nicht mehr. Die neue Liste der 300 reichsten Deutschen kann man auch als Aufzählung der größten Kapitalvernichter lesen. So hat sich das Vermögen der Familie Porsche um satte elf Milliarden Euro reduziert, die Schaefflers haben 4,85 Milliarden verloren, die Oppenheims 3,25 Milliarden. Auch Madeleine Schickedanz hat wegen des Niedergangs von Karstadt und Quelle 1,2 Milliarden Euro ihres Vermögens eingebüßt, ist aber von Hartz IV noch weit entfernt: Auf 100 Millionen Euro wird sie in der Rangliste taxiert, die das „Manager Magazin“ am Dienstag veröffentlichte. Grundlage der Schätzungen sind Recherchen unter anderem bei Vermögensverwaltern, Banken und Anwälten.

Ganz vorne sind wie gehabt die Aldi- Gründer Karl und Theodor Albrecht, die jeweils über ein Vermögen von rund 17 Milliarden Euro verfügen. Auch Nummer 3 ist ein Discounter, Lidl- Eigentümer Dieter Schwarz nämlich. Insgesamt fiel der Wert der 100 größten deutschen Vermögen um zwölf Prozent auf 286 Milliarden Euro. 99 Personen oder überschaubare Familien verfügen über ein Vermögen von mindestens einer Milliarde Euro, 23 weniger als vor einem Jahr.

Rar sind sie, aber es gibt sie: Reiche, die trotz der Krise noch ein bisschen reicher geworden sind. Unter den ersten 15 auf der Liste sind das die Versandhaus- Ottos aus Hamburg und Ludwig Georg Braun, der langjährige Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK). Sein Unternehmen B. Braun in Melsungen ist einer der großen Medizintechnikhersteller der Welt.

Berlin ist arm, aber sexy: Mindestens der erste Teil des Slogans ist gesichert, wenn man auf die Liste schaut. Hinter Verlegerin Friede Springer, die streng genommen allerdings die einzige Milliardärin Brandenburgs ist, folgen auf der Liste der 300 Reichsten nur fünf Berliner Namen. Die Familie Oberwelland auf Platz 78 sagt den meisten erst etwas, wenn der Name Storck fällt: Ein Süßwarenimperium ist in gut 100 Jahren daraus geworden, von Werther’s Echte bis Merci, und auch Handelsmarken werden für Aldi und andere mit großem Erfolg produziert. Auf Platz 89 und damit erstmals unter den ersten 100 finden sich die Schweitzer-Brüder Axel und Eric, die das Familienunternehmen Alba in Berlin führen, aber inzwischen auch 75 Prozent des Kölner Entsorgungsunternehmens Interseroh halten. Das Vermögen der Brüder stagniert laut Liste – und das reicht, um mehr als 20 Plätze nach oben zu rutschen. Doch Eric Schweitzer, der auch Präsident der Berliner Industrie- und Handelskammer ist, hält von der Liste gar nichts. „Wir haben mit Interesse zur Kenntnis genommen, dass das ,Manager Magazin’ meinen Bruder und mich in seiner Liste führt. Allerdings ist der Informationsgehalt ähnlich hoch wie mein Horoskop in der aktuellen Fernsehzeitschrift“, sagte er dem Tagesspiegel. Seinem aktuellen Horoskop in der „Hörzu“ dürfte Schweitzer indes zustimmen: „Nicht jeder originelle Gedanke hält, was er verspricht.“

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