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Wirtschaft: Riesen-Airbus droht weitere Verzögerung

Unterschiedliche Ausstattungen brauchen mehr Zeit

Paris - Vier Monate vor der geplanten Auslieferung des ersten Riesen-Airbusses A380 steht der bereits zweimal geänderte Zeitplan beim Flugzeughersteller Airbus erneut auf der Kippe. Das „Handelsblatt“ erfuhr aus Industriekreisen, dass eine weitere Verzögerung von bis zu sechs Monaten zu erwarten sei. Laut einem Bericht von „Les Echos“ kann Airbus 2007 nicht wie geplant neun, sondern sogar nur vier Maschinen ausliefern. Eine Airbus-Sprecherin verwies darauf, dass das Programm A380 derzeit einer Untersuchung unterzogen wird, dessen Ergebnisse erst Ende des Monats vorliegen werden. Analysten vom Brokerhaus Cheuvreux rechnen jedoch bereits damit, dass Airbus in Kürze weitere Verspätungen bei der A380 bekannt geben wird.

Im Juni hatte EADS Kunden und Märkte mit der Nachricht erschreckt, dass der Lieferzeitplan für das größte Passagierflugzeug der Welt nicht eingehalten werden kann. Statt 25 sollen 2007 nur neun Maschinen ausgeliefert werden. Dies würde den Gewinn vor Zinsen und Steuern in den Jahren 2007 bis 2010 pro Jahr um 500 Millionen Euro mindern. Ursache sind Probleme beim Hochfahren der Serienproduktion. Die unterschiedlichen Ausstattungswünsche der Kunden erschweren die Fertigung. Offenbar sind diese Probleme auch der Hauptgrund für die erneute Verzögerung.

Die Probleme bei der A380 haben bereits EADS-Chef Noël Forgeard, Airbus-Chef Gustav Humbert und den A380-Programm-Chef Charles Champion den Job gekostet. Bislang hat der Konzern 159 feste Bestellungen für die A380 bekommen, 300 sind nötig, damit das Programm Gewinn abwirft. Die Verspätungen dürften EADS nicht nur teure Vertragsstrafen, sondern weiteren Vertrauensverlust bei den Kunden einbringen. Die erste A380 soll Ende des Jahres Singapore Airlines bekommen.

Auch die Lufthansa hatte 15 Maschinen geordert. Um die Verzögerungen auszugleichen bestellte sie als Ersatz am Mittwoch fünf Langstreckenflugzeuge des Typs A330. Außerdem sollen 30 Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge der Typen A319 bis A321 geliefert werden. Der Aufsichtsrat habe zugestimmt, sagte ein Sprecher.

Die größte russische Fluggesellschaft Aeroflot setzt beim Ausbau ihrer Langstreckenflotte gleichermaßen auf die Flugzeugbauer Boeing und Airbus. Vor Gesprächen des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Frankreich über einen höheren Anteil am Airbus-Mutterkonzern EADS kündigte Aeroflot-Chef Waleri Okulow am Mittwoch den Kauf von je 22 Flugzeugen von Boeing und Airbus an. „Wir wollen beide“, sagte der Chef der halbstaatlichen Aeroflot am Mittwoch in Irkutsk. In den Jahren 2010 bis 2012 wolle Aeroflot zunächst 22 Langstreckenmaschinen vom Typ Boeing 787 Dreamliner erwerben. Bis 2016 sollten 22 Airbus A 350 folgen. ali/ebe/hz (HB)

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