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Eingestöpselt: Kabel-Router verbinden Nutzer mit TV-Anbietern, dem Internet, Telefon und manche bieten ein Heimnetz.

© picture alliance / Rolf Vennenbe

Routerfreiheit im TV-Kabel-Netz: Lohnt der Umstieg aufs eigene Gerät?

Bis vor einem Jahr mussten Kabel-Kunden den Internet-Router vom Provider mieten. Das ist vorbei. Unser Autor stieg auf die neue Fritzbox aus Berlin um

Freiheit ist ein hohes Gut – und es dauerte lange, bis Verbraucher sie auch für die Wahl ihres Routers im Kabelnetz erkämpften. Als das Gesetz im Bundestag vorlag, stimmten alle Parteien dafür. Die Abgeordneten setzten sich über düstere Szenarien von Lobbyisten hinweg, wonach angeblich ganze Cluster mit mehreren hunderten Teilnehmern gefährdet seien, wenn der gemeine Kabelkunde plötzlich ein eigenes Gerät an seine Buchse anschließt. Die Katastrophen blieben aus. Knapp ein Jahr nach Einführung der neuen Vielfalt, am 1. August vergangenen Jahres, ist es Zeit für eine Bilanz: Lohnt der Umstieg auf das eigene Gerät, und wie viele haben es schon getan?

Vodafone sagt, mehrere Tausend Kunden nutzten die Freiheit

„Konkrete Zahlen“ will Vodafone nicht nennen – „es gibt aber durchaus mehrere tausend Nutzer mit eigenem Gerät“, heißt es auf Anfrage. Vodafone hatte sich Kabel Deutschland einverleibt. Acht Millionen Kunden zählt die Firma, knapp sechs Millionen haben Internet und Telefon gebucht – viele auch in Berlin. Das Unternehmen ist der größte Kabelanbieter. Vodafone hat aber ein gutes Netz mit blitzschneller Übertragung (210 Mbit/Sekunde).

Wer nicht nur Fernsehen, sondern auch Telefon und Internet bestellt, hat mehrere Möglichkeiten: Vom kostenlosen Standard-Router bis zur Komfort-Variante („Homebox“) vom Berliner Hersteller AVM, der mit seiner (auch für DSL-Leitungen verfügbaren) Fritzbox den Markt anführt in Deutschland.

Fünf Euro Miete im Monat stehen dem Kaufpreis gegenüber

Diese Komfort-Variante kostet Miete für das Gerät: Fünf Euro sind es im Montag. Dafür gibt es die leistungsfähige, aber nicht mehr ganz brandneue Fritzbox 6490. Diese wird mit einer ebenfalls nicht ganz taufrischen Firmware ausgeliefert, die dafür aber von Vodafone aufs Gründlichste durchgecheckt ist. So jedenfalls das Versprechen.

Wir haben es getestet und können sagen: Im Alltagsbetrieb gibt es keine Probleme mit dem Gerät. Wohl aber mit dem Netz, das bisweilen weniger schnell ist, als der Vertrag verspricht. Darüber klagen allerdings auch Kunden anderer Netzbetreiber. Der Vorteil für Kunden, die Vodafones „Homebox“ gemietet haben: Ist die Netzleistung anhaltend schwach, kann Vodafone das Problem jedenfalls nicht auf die fremde Hardware schieben – und schickt notfalls einen Techniker vorbei.

Die Fritzbox 6590 bündelt 32 Kanäle

Warum sollte man sich überhaupt einen eigenen Router kaufen? Weil sich das rechnen kann: Nach drei Jahren ist der Kaufpreis über die gesparte Leihgebühr wieder drin. Etwas länger dauert es beim Kauf des Spitzenmodells von AVM, der Kabelbox 6590 (270 Euro). Dafür hat diese noch mal mehr Leistung und die neuste Technik: Sie bündelt 32 Kabel statt bisher 24. Das beschleunigt Downloads. Außerdem bietet sie eine intelligente W-Lan-Verteilung auf die Endgeräte und nutzt damit die Leistung optimal.

Ohne Geräte-Mietvertrag gibt es nur eine Telefonleitung

Aber Vorsicht: Wer sich die Mietgebühr sparen will und auf den Standartrouter im Vodafone-Vertrag abrüstet, bekommt nur noch eine (statt zwei) Telefonleitungen. Hat der Partner eine eigene Festnetz-Nummer, geht diese erst mal verloren – oder muss über einen anderen Anschluss, etwa einen IP-Telefonie-Anbieter gebucht werden. Zuverlässige und günstige IP-Provider gibt es durchaus, Easybell ist einer von ihnen. Aufwendig ist das aber schon. Und die Freiheit kostet erst mal: Vodafone verlangt knapp 30 Euro für die Änderung des Vertrags. Für Technik-Freaks außerdem schmerzhaft: Auch der „Voice over Cable“-Standard ist bei Leihgeräten ausgeschaltet.

Was der Kunde zur "Freischaltung" braucht

Wir haben den Umstieg trotzdem getestet. Wir haben ein Schreiben an Vodafone geschickt, und ein paar Tage später lag dann der „Aktivierungscode“ im Briefkasten. Diesen braucht man, sobald die eigene Box an das Kabelnetz angeschlossen ist. Kurze Zeit später öffnet sich ganz von allein das „Aktivierungsportal“ mit der Aufforderung, die Kundennummer sowie den Code aus dem Vodafone-Schreiben einzugeben. Danach muss der Kunde noch zwei Sicherheitshinweise anklicken. Dann sendet Vodafone über die Verbindung eine Datei (pdf), in der die „Sip-Zugangsdaten“ für die Telefonleitungen stehen. Diese muss der Kunde in die Fritzbox in der Web-Oberfläche eingeben und zwar für jede Leitung extra. Kurze Zeit später steht das Netz – und zwar stabil.

Ein Highspeed-USB-Anschluss hätte es schon sein sollen

Wohltuend vor allem: die Qualität. Die 6590-Kabelbox schleift die ganze Bandbreite bis ins dritte Geschoss des Reihenhauses über das Netzwerkkabel – nahezu verlustfrei und damit noch etwas besser als der Vorgänger mit der Vodafone-zulässigen Firmware. Auch an der W-Lan-Leistung gibt es nichts zu meckern. Abzüge gibt es allerdings für den USB-Anschluss: 3.0 sollte es schon sein bei dem Preis und nicht der langsame 2.0-Anschluss für Festplatten. Zumal dieser Speicher auch mal Filme übers Netzwerk jagt und dafür braucht der Nutzer Übertragungstempo satt, sonst wird aus dem Film ein Standbild.

Die Bilanz nach drei Wochen Dauereinsatz: keine Probleme, stabile und hohe Leistung. Geht es allen so?

Die meisten taten sich mit der Telefonie-Freischaltung schwer

AVM legte auf Anfrage die Bilanz der Support-Anfragen offen: Die meisten Umsteiger riefen die Hotline an wegen Problemen mit der Telefonie-Eingabe, kaum jemand scheiterte an der Freischaltung der Box. Nicht ganz rund sollen gebrauchte Kabel-Boxen laufen, die etwa über Ebay angeboten werden, und die Nutzer neu anschließen. Davon rät AVM ab. Nicht empfehlenswert ist außerdem, die Übertragung von Einstellungen einer (ausgemusterten) Provider-Box auf die neue Box – das funktioniert nicht, alle Einstellungen müssen neu eingegeben werden. Lohnt es sich also? Unser Fazit: Es funktioniert, braucht aber seine Zeit, dafür rechnet es sich – jedenfalls langfristig.

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