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Zweckpessimist. RWE-Chef Peter Terium bei seiner Rede in Essen.

© dpa

RWE: Kunst statt Dividende

Die RWE-Krise belastet kommunale Aktionäre. Auf der Hauptversammlung in Essen gibt es trotzdem wenig Ärger für Konzernchef Peter Terium.

Der Satz hätte dem Essener Oberbürgermeister gefallen. „Kapital und Dividende gehören zusammen“, rief einer der Aktionäre dem RWE-Vorstand auf der Hauptversammlung in Essen zu. Er ärgerte sich über die vorgeschlagene Dividendenkürzung. Wegen hoher Abschreibungen auf den Kraftwerkspark hatten sich die Verantwortlichen des Konzerns entschieden, die Ausschüttung auf einen Euro je Aktie zu halbieren, und damit auch die kommunalen Eigentümer aus dem Ruhrgebiet getroffen. Die halten noch immer knapp 25 Prozent an dem zweitgrößten Energiekonzern und müssen sich in diesem Jahr mit insgesamt 175 Millionen Euro Dividende begnügen.

Besonders getroffen hat es die Heimatstadt des Konzerns, die Reviermetropole Essen. Oberbürgermeister Reinhard Paß muss im Vergleich zum Vorjahr nicht nur auf rund 19 Millionen Euro verzichten, er leidet ganz besonders unter dem Rückgang des Aktienkurses, weil weder er noch sein Vorgänger den Buchwert der RWE-Anteile angepasst hatte. Bis Ende vergangenen Jahres hatten die Essener ihre 11,7 Millionen Aktien mit einem Kurswert von 75,92 Euro in den Bilanzen stehen. Als sie jetzt auf 26,61 Euro abwerteten, verloren sie 680 Millionen und damit praktisch das gesamte Eigenkapital. Wie den Essenern geht es all jenen Kommunen, die – anders als Bochum und Dortmund – ihre Bilanzwerte noch nicht den niedrigen Kurswerten angenähert hatten.

Während die niedrigere Dividende direkte Auswirkungen hat, glauben die Städte, die Veränderung des Buchwertes abfedern zu können; zumal sie die Hoffnung nicht aufgeben, dass RWE künftig wieder bessere Ergebnisse abliefert und der Aktienkurs steigt. Das kann dauern. Nach Milliardennettoverlusten 2013 erwartet Konzernchef Peter Terium 2014 erneut niedrigere Gewinne im operativen Geschäft, sagte er vor den Aktionären. Nach 2014 würden sich die Ergebnisse voraussichtlich auf einem niedrigeren Niveau stabilisieren. „Wir richten uns auf diese neue Normalität ein.“

Das gilt auch für die Finanzverantwortlichen in den Städten. Die Essener denken darüber nach, ihre Kunstschätze der Folkwang-Sammlung höher zu bewerten. Gegenwärtig stehen sie mit 245 Millionen in der Vermögensbilanz der Stadt, was einige hundert Millionen unter Marktwert ist. Ob sie die Bilanz mithilfe der Bilder wirklich aufhübschen können, hängt davon ab, ob sie die Sammlung in eine GmbH überführen dürfen. Dagegen regt sich Widerstand, weil der eine oder andere fürchtet, der klamme Kämmerer könnte am Ende kostbare Werke verkaufen.

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