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Wirtschaft: RWE will schon wieder die Strompreise erhöhen

Essener Energieversorger wartet noch auf Zustimmung der Behörden / Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt

Essen (tas). Deutschlands größter Energieversorger RWE will im neuen Jahr die Strompreise erhöhen. Wie RWE-Vorstandsmitglied Manfred Remmel am Montag in Essen sagte, seien entsprechende Anträge in Vorbereitung. Dabei würden allgemeine Rahmenbedingungen wie Inflationsrate und Tarifabschlüsse berücksichtigt, aber auch die Effekte der Liberalisierung des Strommarktes.

Insbesondere die für die so genannte Regelenergie gestiegenen Kosten würden eine Strompreisanpassung notwendig machen. Regelenergie wird benötigt, um einen Ausgleich zwischen eingespeisten und entnommenen Strommengen herzustellen.

Zur Höhe der geplanten Preissteigerungen machte Remmel keine Angaben. Die Behörden müssen einer Anhebung noch zustimmen. Erst Anfang 2002 hatte der Konzern die Strompreise um durchschnittlich fünf Prozent erhöht. Das führte unter anderem dazu, dass RWE in seinem Kerngeschäftsfeld Energie wieder gute Geschäfte macht. „Nach dem drastischen Preisverfall in den ersten Jahren nach der Liberalisierung ist unser deutsches Stromgeschäft wieder ganz auf Ertragswachstum eingestellt“, sagte der scheidende Vorstandschef der RWE, Dietmar Kuhnt. Zu den Erfolgsfaktoren zählte der RWE-Chef auch noch andere Maßnahmen. Neben der Vertriebspolitik haben vor allem Kostensenkungen dazu geführt, dass RWE früher als erwartet wieder schwarze Zahlen in der Stromerzeugung liefert.

Insgesamt konnte der Konzern im zweiten Quartal 2002 ein Betriebsergebnis in Höhe von 612 Millionen Euro vorlegen, nach 569 Millionen Euro im Vorjahr. Der Gewinn nach Steuern sank jedoch um fast acht Prozent auf 186 Millionen Euro, während der Umsatz nicht ganz zwei Prozent auf 12,98 Milliarden Euro zulegen konnte. Optimistisch bleibt der Ausblick des Energieversorgers. Kuhnt, dessen Amtszeit im RWE-Chefsessel im Frühjahr endet, kündigte an, die Prognosen im Gesamtjahr 2002 einhalten zu wollen. Das Betriebsergebnis aus dem Jahr 2001 in Höhe von vier Milliarden Euro soll übertroffen werden, im Kerngeschäft erwartet er ein Plus von mehr als 20 Prozent.

Nach der Vorlage der Zahlen gab es positive Reaktionen von Analysten. „Das Energiegeschäft ist gut gelaufen“, sagte Matthias Heck von Sal. Oppenheim. RWE erreiche die gesteckten Ziele und konkretisiere die eigenen Planungen. „Diese Zahlen schaffen Vertrauen in einem nervösen Markt.“ Zwar wurde die Aktie des Versorgers in den letzten Monaten vom allgemeinen Abwärtstrend erfasst, doch Marktbeobachter sehen für den Energieversorger gute Chancen auf steigende Kurse. Am Montag rutschte die RWE-Aktie im insgesamt schwachen Markt ab. Bis zum Börsenschluss verlor RWE rund 2,44 Prozent auf 35,56 Euro.

Um das künftige Wachstum des RWE-Konzerns umzusetzen, stehe beim Energieversorger nun die Integration der Neuerwerbungen an, sagte Kuhnt. Die dicksten Brocken sind dabei der britische Energieversorger Innogy (Kaufpreis 8, 2 Milliarden Euro inklusive Schulden) und das tschechische Gasunternehmen Transgas (4,1 Milliarden Euro). Dies dürfte in erster Linie die Aufgabe des Niederländers Harry Roels werden, der die RWE-Führung im März übernehmen wird. Kuhnt geht dann nach acht Jahren an der RWE-Spitze in den Ruhestand. „In nächster Zeit gibt es keine großen Akquisitionsvorhaben, weder in den USA noch woanders“, sagte Kuhnt. Eine Ausnahme wird aber beim größten deutschen Wasserversorger Gelsenwasser gemacht. Sollte die Eon-Tochter im Zuge der Übernahme von Ruhrgas durch Eon frei werden, gehöre RWE zu den ersten Interessenten, sagte Kuhnt. In der Branche werden RWE die besten Chancen eingeräumt, den Trinkwasserversorger zu übernehmen. Der Wert von Gelsenwasser wird auf etwa 700 Millionen Euro geschätzt. Eine Übernahme wird jedoch nur dann möglich, wenn die Ministererlaubnis zur Übernahme von Ruhrgas durch Eon auch in Kraft tritt. Diese legt fest, dass Eon beim Ruhrgas-Kauf sein Wassergeschäft abgeben muss. Die Transaktion wird jedoch durch einen Einspruch der Energie Baden-Württemberg AG verhindert.

Klar ist aber der Fahrplan für den Verkauf der nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Unternehmensteile. Diese hatten RWE im ersten Halbjahr 2002 Ertragseinbußen von 46 Prozent beschwert. Nun sollen die Beteiligungen am Baukonzern Hochtief und an den Heidelberger Druckmaschinen bis Ende 2003 abgegeben werden. Bereits zum 1. Juli 2002 – ein Jahr früher als geplant – hatte sich RWE vom Raffinerie- und Tankstellengeschäft verabschiedet.

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