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Wirtschaft: Sanft und leise nach New York

Am Montag flog der Airbus A 380 mit 500 Passagieren an Bord das erste Mal in die USA

Das Wetter passt. Die Sonne strahlt über New York. Airbus-Testpilot Wolfgang Absmeier zieht den A 380 kurz nach links, dann in einer leichten Kurve wieder rechts. Der Riesenvogel schwebt sanft durch die Märzluft. Um 12.11 Uhr, 20 Minuten vor der geplanten Zeit setzt das größte Passagierflugzeug der Welt mit der Flugnummer LH 8940 auf Bahn 2.2 links auf. Zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten, zum ersten Mal vollbesetzt mit knapp 500 Passagieren. Unzählige Polizei-Fahrzeuge beobachten den Ankömmling aus Europa.

Absmeier öffnet das Cockpit-Fenster, hält ein Lufthansa-, ein französisches und ein deutsches Fähnchen aus dem Fenster. Das Medienaufgebot ist riesig: 170 Journalisten und 26 TV-Stationen verfolgen die Landung, Hubschrauber kreisen über dem Airport. Die New Yorker haben die Maschine des ärgsten Konkurrenten von US-Flugzeugbauer Boeing mit Spannung erwartet – offenbar auch mit Vorfreude.

Das war nicht unbedingt zu erwarten. Seit dem Erstflug des A 380 im April 2005 hatten die US-Behörden Airbus immer wieder Schwierigkeiten gemacht, so dass die USA während der Testphase immer umflogen wurden. „Aber“, freut sich Jochen Schneider, Projektleiter A 380 bei der Lufthansa, „das ist jetzt vorbei. Die Begeisterung in den USA für den A 380 wird immer größer“.

Während des Flugs schon leuchten Schneiders Augen. Alle Tests am Wochenende auf dem Frankfurter Flughafen sind reibungslos verlaufen. Jetzt schwebt der Flieger wie von sanfter Hand geführt durch die Luft. Die Lufthansa ist Singapur Airlines und Emirates zuvor gekommen. Obwohl die beiden anderen Gesellschaften den Jet früher im Liniendienst fliegen wollen, kann die Lufthansa den A 380 als erste Airline in der Praxis testen. Sie wird den A 380 erst im Sommer 2009 offiziell einsetzen. Wegen Probleme bei der Verkabelung hat sich die Auslieferung der ersten Flugzeuge um zwei Jahre verzögert. Der Aufschub kostet den Flugzeugbauer Airbus 2,5 Milliarden Dollar.

Nach gut ein eineinhalb Stunden Flugzeit irgendwo über Irland wackelt es das erste Mal richtig. Die riesigen Flügel des A 380-800 mit einer Spannweite von fast 80 Metern schwingen nach oben und unten. Lufthansa-Chefpilot Jürgen Raps bittet, die Sicherheitsgurte anzulegen. Nach fünf Minuten ist es vorbei. Das größte Passagierflugzeug der Welt gleitet wieder ruhig mit 900 Stundenkilometern durch den Himmel über dem Nordatlantik.

Zum ersten mal ist der A 380 mit Passagieren unterwegs, darunter viele Mitarbeiter der Lufthansa. „Der steuert sich wie ein Ferrari, obwohl er so riesig ist“, sagt Raps im Cockpit. Mit einem Startgewicht von 481 Tonnen ist der Jet mit der Produktionsnummer MSN 007 am Morgen um neun Uhr in Frankfurt gestartet: Mit Tempo 280 und doch sanft und deutlich leiser als ein Jumbo-Jet hebt der Airbus A 380 ab und stößt mit allenfalls einem leichten Wackeln durch die Wolken der Sonne entgegen.

Der Jet gleicht einem fliegenden Musterhaus: In der Business-Klasse im Oberdeck sind die Sitze hellbeige, in der Ersten Klasse hellblau, die Holzklasse im Unterdeck dominiert ein merkwürdiges Grün, der Boden an der runden Treppe am Ende des Jets ist mit violettem Teppichboden bedeckt. An mehreren Stellen im Cockpit messen provisorisch verlegte Sensoren Luftqualität und Lärm, Airbus-Mitarbeiter checken über Monitore die Systeme. Die Passagiere blicken gebannt auf das Bild, das die Kamera vom Gleiten des Leitwerks des A 380 über die Wolken zeigt. Sie genießen in 12 000 Metern Höhe Rinderfilet in Trüffelsauce oder gebratenen Seeteufel auf Auberginenragout.

Birgit Meier sitzt in der oberen Etage auf Sitz 81k des zweistöckigen Fliegers. „Das ist ein aufregendes Erlebnis. Die Hände waren vor dem Start schon ein wenig feucht“, sagt die Lufthanseatin aus Rödermark bei Frankfurt. Sie ist eine von 13 000 Beschäftigten, die sich um die Teilnahme am ersten Passagierflug beworben haben. Nadja Mueller ist ebenso begeistert, auch wenn sie an diesem Tag als Flugbegleitern arbeiten muss. „Das ist ein toller Flieger: geräumiger, leiser und ein Ambiente für angenehmes Arbeiten.“

Flug LH 8940 ist für Lufthansa und Airbus viel mehr als ein Testflug. Er soll zeigen: „Dieses Flugzeug hat die vielen schlechten Nachrichten über Airbus absolut nicht verdient“, sagt Projektleiter Schneider.

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