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Wirtschaft: Sanierungsprogramm zeigt Erfolg - Ergebnis steigt um 70 Prozent

Beim lange Zeit hochdefizitären Schienenfahrzeugbereich des Siemens-Konzerns, der Siemens Verkehrstechnik (VT), hat die Restrukturierung offenbar angeschlagen. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres (per 31.

Beim lange Zeit hochdefizitären Schienenfahrzeugbereich des Siemens-Konzerns, der Siemens Verkehrstechnik (VT), hat die Restrukturierung offenbar angeschlagen. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres (per 31. März) stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro, der Ertrag vor Zinsen und Steuern (Ebit) sogar um 71 Prozent auf 41 Millionen Euro - nach einem Minus von 30 Millionen Euro noch im ersten Halbjahr 1999. "Wir haben die Wende geschafft", sagte Bereichsvorstand Herbert Steffen am Dienstagabend in Berlin. Eine Prognose für das Gesamtjahr wollte er - wegen der strikten Vorgaben der Muttergesellschaft - noch nicht abgeben. Nur soviel: Der Bereich, der noch vor zwei Jahren einen Verlust von 746 Millionen Mark eingefahren hatte, werden in diesem Jahr "positiv abschließen".

Optimistisch stimmen Steffen vor allem die Auftragseingänge. Bestellungen aus Australien, den Niederlanden und den USA für Straßen- und U-Bahnen sowie neue Sicherheitstechnik sorgten im ersten Halbjahr für einen Zuwachs von 41 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Diese Rate wird Siemens VT angesichts der jüngsten Auftragserfolge in Großbritannien nach Einschätzung von Finanzvorstand Hans-Dieter Bott "voraussichtlich auch im zweiten Halbjahr halten können". Die schwierige Finanzlage des Großkunden Deutschen Bahn, die ihre Optionen für weitere ICE-3 sowie die Neige-Hochgeschwindigkeitszüge ICT noch immer offen hält, bereitet dem Vorstand nach eigenen Angaben nur begrenzte Sorgen. Rund 60 Prozent des Umsatzes erwirtschafte Siemens VT inzwischen im Ausland.

Die Ertragswende begründete Steffen mit dem harschen Sanierungsprogramm der vergangenen 15 Monate, der Konzentration auf Kernaktivitäten durch Zu- und Verkäufe von Tochtergesellschaften und dem Vorstoß in neue Tätigkeitsfelder. Mit der Schließung des Standortes Düsseldorf und der Zusammenlegung der Aktivitäten in Krefeld bis Ende dieses Jahres, dem insgesamt 900 der etwa 8000 Arbeitsplätze in Deutschland zum Opfer fallen, werde Siemens VT nicht nur das Kostenniveau um rund eine Milliarde Mark senken, sondern auch ein Kapazitätsniveau erreichen, "mit dem wir längerfristig gut atmen können", sagte er. Durch Zu- und Verkäufe von Firmen, darunter die Mehrheitsübernahme der Lokfertigung von Krauss-Maffei sowie der französischen Matra Transport und der Verkauf des Werkes Kiel an Vossloh, wurden zugleich die Kernaktivitäten gestärkt. Vor allem aber dringe das Unternehmen nun zunehmend in neue Bereiche vor. Als Beispiel nannte er den neu geschaffenen "Lok-Pool" für den Cargo-Verkehr: Siemens bietet Cargo-Unternehmen rund 20 Lokomotiven mit Rund-Um-Service zur Miete an, die Nachfrage sei "enorm".

Die Suche nach einem Fusionspartner steht Steffen zufolge nach dem Scheitern der Verhandlungen mit Bombardier für Siemens VT nicht mehr im Vordergrund. "Wir können aus eigener Kraft wachsen", sagte er. Gleichwohl wolle er "nichts ausschließen". Möglichkeiten ortet er in Japan und Spanien. Gespräche gebe es aber nicht. Dass die Zusammenarbeit mit Alstom bei der Entwicklung eines europäischen Hochgeschwindigkeitszuges in einer Fusion enden könnte, verneinte er. Dies sei "zumindest" kartellrechtlich schwierig.

chi

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