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Wirtschaft: Sanofi verspricht sichere Jobs

Pharmakonzern will nach der Übernahme von Aventis kaum Stellen streichen/Schröder setzt sich für Aventis ein

Berlin (brö/dr). Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) will verhindern, dass es nach einer Fusion der Pharmahersteller Aventis und SanofiSynthélabo in Deutschland Entlassungen gibt. Wie Regierungssprecher Bela Anda am Mittwoch in Berlin mitteilte, bat Schröder Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD), die Hintergründe der geplanten Übernahme zu prüfen. Anda schloss nicht aus, dass Schröder das Thema beim nächsten Treffen mit Frankreichs Präsident Jacques Chirac in zwei Wochen ansprechen könnte.

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement sagte in Berlin, die Koalition werde sich „auf allen erreichbaren Ebenen" für die Interessen der 9000 deutschen Aventis-Arbeitnehmer einsetzen. Mögliche Einsparungen durch die Fusion dürften nicht „einseitig“ den Deutschen aufgebürdet werden. Clement verwies darauf, dass die Fabriken in Frankfurt (Main) herausragend in der Bio- und Gentechnik seien. „Es gibt keinen Standort von so forscherischer Kraft wie diesen.“

In Paris trat am Mittwochnachmittag der Aufsichtsrat des deutsch-französischen Pharmakonzerns Aventis zusammen, um über das Übernahmeangebot zu beraten. Aventis-Chef Igor Landau hatte den Aufsichtsrat bereits im Vorfeld aufgefordert, das Angebot zurückzuweisen. Die Sitzung dauerte bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch an.

Sanofi-Chef Jean-Francois Dehecq versuchte derweil zu beruhigen. „Berichte über Entlassungen in Deutschland in großem Stil sind einfach nicht wahr und auch nicht logisch“, sagte Dehecq in Frankfurt (Main). „Ich habe 30 Jahre lang diese Firma mit aufgebaut und noch nie ein Programm zum Abbau von Arbeitsplätzen gestartet.“ Die deutschen Aktivitäten sollten auf längere Sicht sogar ausgebaut werden, versicherte Dehecq.

In Frankfurt beschäftigt Aventis 7000 Menschen. „Im Prinzip sind dies die Mitarbeiter der ehemaligen Hoechst-Pharma“, sagt der Betriebsratschef der Aventis Pharma Deutschland Industriepark Hoechst, Michael Klippel. Weitere 2000 Personen beschäftigt Aventis im Bereich Marketing und Vertrieb in Bad Soden, schließlich noch eine kleinere Zahl in Marburg bei den ehemaligen Behring-Werken. Wie viele der 9000 Jobs bei einer Übernahme gefährdet wären, will Klippel nicht einmal schätzen. „Wir wissen gar nicht wohin die Reise unter Sanofi gehen würde“, sagt der Betriebsratsvorsitzende. Klippel hält es daher für angemessen, dass sich die deutsche Politik eingeschaltet habe. In Frankreich sei die beabsichtigte Übernahme schließlich auch ein Politikum.

Analysten gehen aber davon aus, dass das Angebot von Sanofi nicht ausreichend ist. Von Reuters befragten Experten zufolge muss Sanofi sein Angebot um zwölf Prozent auf 65 Euro pro Aktie erhöhen, um den Rivalen übernehmen zu können. Sanofi hatte eine Offerte von Aktien und Barmitteln vorgelegt, die am Montag 47,8 Milliarden Euro wert war. Der Wert des Angebot ist aber nach dem Kursrutsch der Sanofi-Aktien inzwischen auf 46,4 Milliarden Euro gesunken.

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