zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Sars bedroht das Wachstum in Asien

Tourismus und Fluggesellschaften leiden besonders/Wirtschaftsexperten warnen vor Panik/Eklat in der Schweiz

Berlin (dr/fw/msh). Die Lungenkrankheit Sars triff die Wirtschaft in Asien immer härter. Der Tourismus und der Flugverkehr leiden besonders unter der Angst der Menschen vor der Seuche. Vor allem deswegen haben einige Volkswirte ihre Wachstumsprognosen für die Region herunter geschraubt.

Während man bei der Dresdner Bank noch vorsichtig ist und mit einem Rückgang von „höchstens einem halben Prozentpunkt“ spricht, hat Goldman Sachs seine Schätzung für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt für Hongkong von drei auf 1,7 Prozent zurückgenommen. Die asiatische Finanzgruppe GK Koh hat ihre Prognose für Singapur von 3,8 auf zwei Prozent und für Hongkong von 2,9 auf 1,5 Prozent verringert – wenn die Seuche innerhalb von sechs Monaten komplett ausgerottet wäre.

„Der regionale Tourismus aus Südkorea und Japan und der Einzelhandel gehen sehr zurück“, sagt David Bates von GK Koh in London. „Schließlich geht kaum noch jemand in Hongkong ins Restaurant oder in die Disko“. In Singapur und Hongkong, denen von der Seuche am stärksten betroffenen Ländern, macht der Tourismus laut der Dresdner Bank sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Die Flughäfen dienen als große Drehkreuze zum Umsteigen – viele steigen jetzt lieber woanders um.

Von insgesamt 550 geplanten Flügen zum Flughafen Chek Lap Kok in Hongkong fielen am Donnerstag 98 aus. British Airways stellte bis auf weiteres den Flugverkehr zwischen London und Hongkong ein. Und Malaysia Airlines hat sechs Verbindungen nach Hongkong und Shanghai aus dem Programm genommen. Auch Singapore Airlines und Cathay Pacific reduzierten ihre Flüge.

Die Volkswirte der Forschungsinstitute und Banken warnen jedoch vor Panik. Rolf Langhammer, Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, kritisiert: „Prognosen wegen Sars sind, als wenn sie einen Finger in den Wind halten“. Langhammer fürchtet zunächst auch keine massiven Kapitalabflüsse aus der Region wie nach der Asienkrise 1997. Damals seinen zudem vor allem kurzfristige Gelder abgezogen worden.

Auch Ulrich Hombrecher, Chefvolkswirt der Westdeutschen Landesbank, hält Prognosen zum jetzigen Zeitpunkt für verfrüht. Natürlich seien der Tourismus, die Fluglinien und der Einzelhandel betroffen, aber man müsse erst einmal abwarten, wie sich die Sache entwickelt. Auch Rainer Schäfer von der Dresdner Bank warnt vor Panik. „Die Geschäfte, die im Moment nicht gemacht werden, werden danach nachgeholt werden“ – und die verloren gegangenen Produktionsschichten ebenfalls. Die Konjunkturforscher von der Deutsche Bank Research wollen ihre Prognosen zunächst gar nicht revidieren. „Wir müssen uns erst mal näher ansehen, wie die Behörden mit der Seuche umgehen und wie erfolgreich sie sie eindämmen“, sagt Jennifer AsuncionMund von DB-Research.

Unterdessen sorgten die Vorsichtsmaßnahmen der Schweiz anlässlich der weltweit größten Schmuck- und Uhrenmesse in Basel für einen Eklat. Die Schweizer Behörden untersagten den asiatischen Ausstellern, Personal einzusetzen, das zuvor aus den Risikogebieten China, Hongkong, Vietnam und Singapur eingereist ist. Die Delegation aus Hongkong, die sich auf einem großen Gemeinschaftsstand mit 330 Firmen präsentieren wollte, zog sich daraufhin am Donnerstagabend von der Produktschau zurück. „Wir sind hier offensichtlich nicht willkommen“, sagte Frederick Lamm vom Hong Kong Trade and Development Council.

„Die Volksgesundheit ist für die Landesregierung das oberste Gebot“, begründete der Schweizer Bundesrat Joseph Deiss den Schritt. Als Alternative zum Arbeitsverbot müsse das Standpersonal täglich medizinisch untersucht werden, Mundschutz tragen sowie Hände und Produkte vor jedem Kundenkontakt desinfizieren. Diese Vorgaben seien nicht innerhalb weniger Stunden zu realisieren gewesen, sagte Rene Kamm, Chef der Schweizer Messegesellschaft.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false