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Wirtschaft: Schaeffler setzt sich bei Conti durch

Aufsichtsratschef Grünberg tritt zurück / Bayern will nicht helfen / Gewerkschaften fordern Konzept

Berlin – Die Schaeffler-Gruppe hat sich beim Autozulieferer Continental durchgesetzt – jedenfalls vorerst. Aus dem Unternehmen verlautete, Schaeffler-Berater Rolf Koerfer werde wie geplant neuer Aufsichtsratsvorsitzender bei Conti. Amtsinhaber Hubertus von Grünberg trat am Freitag zurück, nachdem er in dem Gremium nur noch zwei Stimmen bekam. Auch die Arbeitnehmer hatten Grünberg fallenlassen. „Herr Grünberg hat das Vertrauen des Aufsichtsrats verloren“, sagte ein Schaeffler-Sprecher.

Der abgesetzte Manager äußerte sich düster: „Es zeichnet sich ab, dass Continental weiter Schaden nimmt“, sagte er in Frankfurt am Main. „Wir laufen Gefahr, in das Schaeffler-Problem hineingezogen zu werden.“ Das Schaeffler-Problem: Das ist die drohende Insolvenz des fränkischen Familienunternehmens, das die viel größere Conti-Gruppe übernehmen will, aber im Zuge der Finanzkrise die Unterstützung der Banken verloren hat. Auf bis zu sechs Milliarden Euro beziffert Schaeffler den eigenen Finanzbedarf. Die Verhandlungen mit den Banken laufen auf Hochtouren. Allein die Commerzbank hatte Kredite von rund fünf Milliarden Euro gegeben, vier andere Banken hängen mit weiteren sieben Milliarden Euro drin. Überlegt wird nun, ob diese Kredite in Anteile an Schaeffler, Conti oder dem gemeinsamen Verbund umgewandelt werden können.

Die Gewerkschaften stehen offenbar hinter dem Erhalt des gemeinsamen Unternehmens. „Eine Filetierung von Continental beziehungsweise der Schaeffler- Gruppe ist nicht akzeptabel“, erklärten Werner Bischoff und Hartmut Meine, die für IG BCE und IG Metall im Aufsichtsrat sitzen. „Die Arbeitnehmer haben ein Recht auf eine verlässliche Perspektive und sichere Arbeitsplätze.“ Allerdings forderten beide ein Sanierungskonzept. Das will die Unternehmensführung bis Ende März vorlegen.

Das Land Bayern beklagt ebenfalls, dass Schaeffler das Konzept noch nicht fertig hat – lehnt aber eine Hilfe schon jetzt ab. Sowohl Schaeffler als auch der Fall des insolventen Chipherstellers Qimonda überstiegen die Möglichkeiten des Freistaats, sagte der bayerische Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) am Freitag. Die Verantwortung liege primär bei den Unternehmen und deren Eigentümern. „Diese muss auch wahrgenommen werden.“ Es gebe keinen Automatismus, Steuergelder zur Rettung einzusetzen, wenn Firmen in eine Schieflage gerieten, sagte Zeil. Sein niedersächsischer Parteifreund und Amtskollege Philipp Rösler sagte: „Es gibt keine Möglichkeit, in das Unternehmen selber einzusteigen.“ Auch aus der Bundesregierung verlautet, dass sie Hilfen vermeiden will. Jedoch steht mit dem 100-Milliarden-Notfonds, der notleidenden Unternehmen zu marktüblichen Konditionen Bürgschaften und Kredite bereitstellen soll, ein staatliches Instrument zur Verfügung.

Die Schaeffler-Gruppe will nun bei der Hauptversammlung Ende April ihren Berater Koerfer an die Spitze des Conti-Aufsichtsrats setzen. Koerfer konnte am Freitag nicht an der Sitzung teilnehmen, weil ein angeblicher Interessenskonflikt erst gerichtlich geklärt werden muss. Bis zur Wahl eines neuen Aufsichtsratschefs steht Gewerkschafter Bischoff dem Gremium vor. Am Freitag nahmen erstmals auch Maria-Elisabeth Schaeffler, Georg Schaeffler und Schaeffler-Geschäftsführer Jürgen Geißinger als neue Mitglieder teil. Moritz Döbler

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