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Scheitern im Beruf: „Mund abputzen und weitermachen“

Die Prüfung verpatzt, nicht übernommen nach der Ausbildung, den Aufstieg nicht geschafft: Wie man Krisen im Job meistert

Es ist im Beruf wie im Sport: Verlieren tut weh. Da hilft es auch nicht, wenn andere einem tröstend auf die Schulter klopfen und sagen, dass man gar nicht so schlecht gespielt hat. Das geht auch Arbeitnehmern so, wenn ein Projekt danebengeht oder sie ihren Job verlieren. Hinterher heißt es aber: „Mund abputzen und weitermachen“, wie schon Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn predigte. Dann kann das Scheitern auch eine Chance sein.

Zunächst geht es aber darum, die Niederlage zu verdauen. „Dieser Trauer muss man etwas Raum geben“, sagt Rainer Thiel aus Hannover vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung. Wer einen Karriereknick erlebt, solle sich Zeit zum Durchatmen nehmen, bevor er den Neustart in Angriff nimmt.

Eine Krise zu verarbeiten sei leichter, wenn man einen Plan B habe, sagt Gerd Reimann, Wirtschaftspsychologe aus Potsdam. Viele grübeln vor allem über die Gründe des Scheiterns nach. „Die meisten Leute haben dann nur die letzte Zeit im Blick, in der es zum Knick kam“, sagt der Wissenschaftler. Ein Fehler. Er rät dazu, weiter zurückzublicken, eine Laufbahnbilanz zu ziehen – und auch Erfolge einzubeziehen, um wieder eine positive Einstellung zur Arbeit zu bekommen.

Ähnlich sieht das Astrid Overbeck, Karrierecoach aus München. Vielen Menschen in einer Krise falle es schwer, sich darüber klarzuwerden, wie sie weiter vorgehen wollen. Seine Gedanken aufzuschreiben helfe beim Sortieren“, sagt Overbeck. Besser noch sei es, in der Krisensituation das Gespräch zu suchen mit jemandem, dessen Urteil man akzeptiert. „Man muss herausfinden, wo die eigenen Kompetenzen liegen“, erklärt Thiel. Fragen wie „Was kann ich gut?“ und „Was mache ich gerne?“ seien wichtig. „Zur Situationsanalyse gehöre die Frage: Was brauche ich für Rahmenbedingungen?“. Teamarbeit oder lieber allein? Finanzielle Sicherheit und feste Arbeitszeiten oder Unabhängigkeit und freie Zeitplanung? Die Neuorientierung wird leichter, wenn man solche Fragen beantworten kann.

Auch wenn Scheitern zum Leben dazu gehört und er generell zum offenen Umgang mit dem Thema rät: In Bewerbungsgesprächen würde Thiel davon abraten, einen aktuellen oder kurz zurückliegenden Karriereknick zu erwähnen. „Ist die Krise überwunden, kann man aber schon darüber sprechen.“ Dann sei es ja eine Erfolgsgeschichte.dpa

Christian Vey

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