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Wirtschaft: Schering lässt Mitarbeiter allein sparen

Konzernchef Erlen weist Forderung nach Kürzung der Vorstandsbezüge zurück – Gewinn steigt

Berlin - Der Vorstand des Berliner Pharmakonzerns Schering ist nicht bereit, einen eigenen Sparbeitrag zur Umstrukturierung zu leisten – obwohl das Unternehmen nach einem überraschend guten ersten Halbjahr die Gewinnprognose für das Gesamtjahr gerade angehoben hat. Konzernchef Hubertus Erlen sagte am Donnerstag bei der Vorlage der Halbjahreszahlen, das Management – das zum Teil erfolgsabhängig bezahlt wird – habe in schwierigen Lagen der Vergangenheit mehrfach auf Vergütungsbestandteile verzichtet. Aktuell gehe es bei Schering jedoch um Produktivitätssteigerungen. Erlen wies damit die Forderung von Betriebsratschef Norbert Deutschmann zurück, der den Vorstand im Tagesspiegel aufgefordert hatte, mit gutem Beispiel voranzugehen und im Rahmen der Sparmaßnahmen auf einen Teil seiner Bezüge zu verzichten.

Schering hatte Mitte Juni angekündigt, die Zahl der Arbeitsplätze um weitere 900 zu senken. Bis 2006 sollen damit insgesamt 2000 der rund 26 000 Stellen im Konzern abgebaut werden. Der Pharmakonzern reagiert mit dem Sparprogramm „Focus“ auf das schwache Vorjahresergebnis, als der Betriebsgewinn im Vergleich zum Vorjahr erstmals nach Jahren gesunken war. Von dem Sparprogramm, das auch die Schließung von zwölf der 24 Pharmastandorte vorsieht, verspricht sich das Unternehmen Einsparungen in Höhe von 200 Millionen Euro. Mit dem Programm will Schering seine im Vergleich zu anderen Pharmakonzernen schwache Ertragskraft steigern: Die operative Marge, die das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz angibt, soll von knapp über 14 Prozent im Vorjahr auf 18 Prozent im Jahr 2006 steigen.

Nach dem ersten Halbjahr ist Konzernchef Erlen zuversichtlich, dass das Ziel erreicht werden kann. „Die sehr gute Entwicklung des Geschäfts hat sich auch im zweiten Quartal fortgesetzt“, sagte Erlen. Im zweiten Quartal habe die operative Marge bei 16,2 Prozent gelegen. Der Umsatz stieg um fünf Prozent auf 1,24 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis kletterte im zweiten Quartal um 23 Prozent auf 201 Millionen Euro. Der Konzerngewinn stieg um sechs Prozent auf 130 Millionen Euro. Allerdings war das Vorjahresergebnis bei dem drittgrößten deutschen Pharmakonzern wegen des niedrigen Dollar-Kurses besonders schwach ausgefallen. Schering macht etwa die Hälfte seiner Umsätze in Dollar.

Grund für die guten Quartalszahlen ist neben der Kostensenkung und der günstigen Entwicklung des Euro zum Dollar vor allem das starke Wachstum der Antibabypille Yasmin und der Hormonspirale Mirena in den USA. Auch das umsatzstärkste Schering-Produkt, das Multiple-Sklerose-Medikament Betaferon, legte im zweiten Quartal wieder deutlich um sieben Prozent zu. Zuvor war der Umsatz zurückgegangen. Konzernchef Erlen erwartet aber, dass die Betaferon-Konkurrenz vor allem im wichtigen US-Markt größer wird: „Die Wettbewerbsintensität hat sich erhöht“, sagte er. Erlen hält zwar an dem Ziel fest, den Betaferon-Umsatz im Gesamtjahr (kursbereinigt) im hohen einstelligen Prozentbereich zu steigern, sagte aber, es sei schwieriger geworden.

Umsatzeinbrüche musste Schering in der Hormonsparte und im Krebsgeschäft (Onkologie) hinnehmen.

Nach den guten Quartalszahlen erhöhte der Konzern die Gewinnprognose für das Gesamtjahr von 663 Millionen Euro auf mehr als 700 Millionen Euro. Dabei seien bereits Restrukturierungskosten in Höhe von 30 Millionen Euro und Kosten für die Gesundheitsreform (40 Millionen Euro) berücksichtigt.

Die Börse hatte die Erhöhung der Prognose erwartet. Der Kurs der Schering-Aktie sank am Donnerstag im Markttrend um 1,4 Prozent auf 46,81 Euro.

Maren Peters

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