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Wirtschaft: Schering verdient wieder Geld

Berliner Pharmaunternehmen erwartet für 2003 schwächeren Gewinn/Dividende bleibt unverändert bei 0,93 Euro

Berlin (pet). Nach einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal hat der Berliner Pharmakonzern Schering den Betriebsgewinn im dritten Quartal wieder deutlich gesteigert. „Unsere strategisch wichtigen Produkte haben sich in einem schwierigen Marktumfeld hervorragend bewährt“, sagte Konzernchef Hubertus Erlen am Montag in Berlin. Ein siebentes Rekordjahr in Folge wird es aber nicht geben. Erlen begründete das mit der Wechselkursentwicklung, einem abgebremsten Wachstum der gesamten Branche und dem verschärftem Wettbewerb mit Nachahmer-Produkten. Trotzdem will das Unternehmen wie im Vorjahr eine Dividende von 0,93 Euro vorschlagen.

Obwohl Schering mit den Zahlen für das dritte Quartal die Erwartungen der Analysten übertraf, verlor die im Dax notierte Aktie entgegen dem Markttrend bis Handelsschluss 1,14 Prozent auf 40,87 Euro.

Händler gaben als Grund den schwachen Ausblick an. Schering bestätigte zwar die Umsatzerwartung für das Gesamtjahr – dem nach soll der Umsatz in lokalen Währungen um fünf bis sieben Prozent steigen. Allerdings geht Konzernchef Erlen davon aus, dass das Vorjahresergebnis im vierten Quartal nicht erreicht wird. Obwohl das Unternehmen die Höhe der Dividende normalerweise von der Gewinnentwicklung abhängig macht, will der Vorstand der Hauptversammlung eine unverändert hohe Dividende von 0,93 Euro vorschlagen.

Den Rückgang beim Konzerngewinn hatte Erlen für das Gesamtjahr bereits angekündigt, am Montag präzisierte er die Angaben. Das Ergebnis je Aktie wird demnach im Vergleich zum Vorjahr um drei bis sechs Prozent zurückgehen.

Im dritten Quartal hat Schering vor allem vom guten Geschäft mit Verhütungsmitteln profitiert. Im wichtigen US-Markt hat das Unternehmen die selbst gesteckten Ziele beim Verkauf der Anti-Baby-Pille Yasmin übertroffen. Bis zum Jahresende wollte Schering einen Anteil von zehn Prozent der Neuverkäufe erreichen, schon nach dem dritten Quartal habe Schering 9,4 Prozent erreicht.

Dagegen wächst das umsatzstärkste Schering-Produkt, das Multiple-Sklerose(MS)- Medikament Betaferon, weniger stark als erwartet. „Wir sehen im Geschäftsjahr 2003 kein zweistelliges Wachstum mehr“, sagte Finanzchef Jörg Spiekerkötter. Ein Grund dafür sei, dass US-Großhändler ihre Lagerbestände deutlich reduziert hätten. Außerdem dürfte sich die Konkurrenz neuer MS-Medikamente wie Avonex von Biogen oder Rebif von Serono, die niedriger dosiert werden als Betaferon, auf dem US-Markt langsam stärker bemerkbar machen. Mit einer neuen Studie will Schering die Vorteile einer höher dosierten Behandlung mit Betaferon herausstellen. In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz mit Betaferon um acht Prozent auf 563 Millionen Euro.

Insgesamt blieb der Schering-Umsatz im dritten Quartal mit rund 1,2 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal nahezu unverändert. Ohne den Währungseinfluss wäre der Umsatz nach Unternehmensangaben um acht Prozent gestiegen. Für das Gesamtjahr erwartet Konzernchef Erlen, dass der im Verhältnis zum Euro schwache Dollar den Konzernumsatz um neun Prozent oder 450 Millionen Euro schmälern wird. Schering erzielt rund die Hälfte seiner Umsätze im Dollarraum, bilanziert aber in Euro.

Der Betriebsgewinn stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 14 Prozent auf 166 Millionen Euro. Dabei profitierte Schering nach Angaben von Spiekerkötter von Gewinnen aus Währungssicherungsgeschäften und Kostensenkungen. Schering hatte nach dem Halbjahr angekündigt, 300 der rund 8300 Stellen in Deutschland abzubauen. Das soll etwa 20 Millionen Euro pro Jahr einsparen. Der Stellenabbau werde im zweiten Quartal 2004 abgeschlossen sein, sagte Erlen. Weitere Streichungen seien derzeit nicht vorgesehen.

Schering macht neben den Währungsschwankungen auch der Wettbewerb mit Nachahmer-Produkten (Generika) zu schaffen. Dadurch gehen dem Unternehmen nach eigenen Angaben in diesem Jahr 100 Millionen Euro Umsatz verloren. Aber auch das insgesamt schwächere Wachstum der Branche belaste Schering. So sei das Wachstum in den USA, dem wichtigsten Pharmamarkt der Welt, in den vergangenen fünf Jahren von 24 auf neun Prozent zurückgegangen.

Für die kommenden zwei bis drei Wochen kündigte Finanzchef Spiekerkötter eine Fusion der Berliner Biotechnologie-Tochter Metagen mit einem europäischen Unternehmen an. Details nannte er noch nicht. Schering hält an Metagen rund 40 Prozent.

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