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Wirtschaft: Schering zahlt sich für Bayer aus

Medikamente des Berliner Konzerns beflügeln das Geschäft – im Marketing sollen neue Jobs entstehen

Leverkusen - Bayer hat durch die milliardenschwere Übernahme des Berliner Pharmakonzerns Schering einen kräftigen Umsatz- und Gewinnsprung erzielt. Vor allem die Pharmasparte profitierte im vergangenen Jahr von dem Zukauf, durch den die Gesundheitssparte wieder zum wichtigsten Standbein des Leverkusener Konzerns wurde. Konzernchef Werner Wenning zeigte sich bei der Bilanzvorlage entsprechend zufrieden. Das Jahr 2006 sei für Bayer „außerordentlich ereignisreich und sehr erfolgreich“ gewesen, sagte er am Donnerstag in Leverkusen. Den geplanten Abbau von 6100 Arbeitsplätzen weltweit verteidigte der Pharma-Manager. „Wir können keine Mitarbeiter halten, die keine Aufgabe mehr haben“, sagte er – und kündigte zugleich an, 1700 Menschen in der Pharmasparte einstellen zu wollen. Sie sollen vor allem im Marketing arbeiten.

Bayer hatte Schering im Juni 2006 übernommen und knapp 17 Milliarden Euro bezahlt. Doch erst vor zwei Wochen hatten die Leverkusener das Ausmaß des Stellenabbaus bekannt gegeben, die den Standort Berlin hart treffen werden. Demnach sollen von den 6100 wegfallenden Arbeitsplätzen 1200 auf die Hauptstadt entfallen. Vergangene Woche hatte Bayer dazu eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat geschlossen, die unter anderem die Einrichtung eines Job-Centers vorsieht. Weitere Details zur Integration nannte Wenning nicht. Zur Zukunft des Forschungsstandorts Berlin sagte er, die Forschungsaktivitäten würden derzeit geprüft. Ein Ergebnis soll aber erst im Mai vorliegen.

Ausführlicher widmete sich der Konzernchef den positiven Seiten der Übernahme. Dank Schering konnte Bayer den Umsatz um 17,2 Prozent auf knapp 29 Milliarden Euro steigern. Davon entfallen gut drei Milliarden Euro auf Schering. Das Berliner Unternehmen ist aber erst seit Ende Juni, dem Abschluss der Übernahme, berücksichtigt worden. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Sondereinflüssen stieg für Bayer um 14,2 Prozent.

Den größten Beitrag zum Gesamtumsatz liefert nach der Übernahme die Gesundheitssparte Health Care. Sie war vor sechs Jahren nach dem Rückruf des Blutfettsenkers Lipobay in die Krise geraten – nun verdoppelte sich der Umsatz fast auf 11,7 Milliarden Euro. Wesentlich dazu beigetragen hat die Nachfrage nach Scherings Verhütungspille Yasmin (plus 36 Prozent) und Multiple-Sklerose-Mittel Betaferon (plus 14 Prozent im Gesamtjahr). Auch mit der Potenzpille Levitra und dem Blutermedikament Kogenate konnte Bayer den Umsatz steigern. Hoffnungen setzt der Konzern auf das neue Mittel Nexavar gegen Nierenkrebs.

Die gute Entwicklung in der Pharmasparte konnte die schwächeren Ergebnisse in der Kunststoffsparte – die durch hohe Energie- und Rohstoffkosten belastet wurde –, und der Pflanzenschutzsparte ausgleichen. Das größte Potenzial traut Wenning aber der Gesundheitssparte zu. Umsatz und Ergebnis sollen in den kommenden Jahren deutlich verbessert werden, versprach er. Die Börse belohnte diesen positiven Ausblick mit einem Kursplus um 3,25 Prozent auf 44,13 Euro. Für das laufende Jahr rechnet Bayer aber noch mit hohen Kosten sowohl für die Schering-Integration als auch für ein Sparprogramm beim Pflanzenschutz. Der Einmalaufwand liege bei 900 Millionen Euro, sagte Wenning. Ab 2009 will Bayer durch die Schering-Integration 700 Millionen Euro jährlich einsparen, die Hälfte davon sind Personalkosten.

Maren Peters

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