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Wirtschaft: Schlechte Aussichten für die Bauern

BERLIN (ca).Den deutschen Landwirten drohen nach mehreren guten Jahren wieder deutliche Gewinneinbußen.

BERLIN (ca).Den deutschen Landwirten drohen nach mehreren guten Jahren wieder deutliche Gewinneinbußen.Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) erwartet für das laufende Wirtschaftsjahr 1998/99, das am 30.Juni endet, wegen des massiven Verfalls der Schlachtschweinepreise einen Rückgang der Gewinne von zwei bis sechs Prozent.Allein die rund 38 000 Schweinehalter müßten mit Ertragseinbußen von mehr als 50 Prozent rechnen, sagte Funke am Mittwoch bei der Vorstellung des Agrarberichts 1999 in Berlin.

Im vergangenen Wirtschaftsjahr haben sich die Gewinne der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe in Deutschland noch um 3,3 Prozent auf durchschnittlich 57 668 Mark erhöht.Schon damals drückten die Schweinepreise auf das Ergebnis: Die Schweinehalter mußten einen Rückgang von rund 26 Prozent hinnehmen.Positive Ergebnisse gab es dagegen beim Weinbau und wegen höherer Umsatzerlöse bei Milch und Rindern bei den Futterbaubetrieben.Die Futterbaubetriebe, rund 60 Prozent aller Betriebe, verzeichneten mit einem Plus von 14 Prozent sogar einen deutlichen Anstieg der Gewinne.Sie liegen mit 51 355 Mark je Unternehmen aber immer noch am Ende der Einkommensskala bei den landwirtschaftlichen Betrieben.Wegen höherer Milchpreise und sinkender Futterkosten können sie auch in diesem Jahr mit steigenden Gewinnen rechnen.Im ökologischen Landbau stiegen die Gewinne um rund drei Prozent auf 52 912 Mark.

Funke lehnte Forderungen des Bauernverbandes ab, den Schlachtschweinemarkt mit staatlichen Subventionen zu stabilisieren."Der Staat sollte sich nicht dazu hinreißen lassen, zu stark in den Markt einzugreifen", sagte er.Er kündigte jedoch eine Nahrungsmittelhilfe von 100 000 Tonnen Schweinefleisch für Rußland an.Außerdem solle der zusammengebrochene Fleischexport nach Rußland über Bürgschaften wieder belebt und der Schweinemarkt so stabilisiert werden, erklärte der Minister.Auch die private Lagerhaltung werde gefördert, um Fleisch vom Markt zu nehmen und die Preise zu festigen.

Die landwirtschaftlichen Betriebe in Ostdeutschland haben sich nach Angaben des Ministers wesentlich besser entwickelt als die im Westen."Das lag vor allem an der geringeren Bedeutung der Schweinehaltung in den neuen Ländern", sagte Funke.In Sachsen-Anhalt erzielten die Betriebe im Schnitt zum Beispiel einen Gewinn von 113 490 Mark, das sind 10,6 Prozent mehr als im Vorjahr.In Mecklenburg-Vorpommern waren es 100 715 Mark, ein Plus von 26,4 Prozent.In Nordrhein-Westfalen, wo der Anteil der Schweinezüchter traditionsgemäß sehr hoch ist, sanken die Gewinne dagegen um 9,7 Prozent auf 56 016 Mark.Hinter diesen Durchschnittswerten verbirgt sich, auch abhängig von der Größe des Betriebes, eine große Spannweite.Im Wirtschaftsjahr 1996/97 erwirtschaftete zum Beispiel lediglich ein Drittel der Betriebe mehr als 60 000 Mark.Während 23,5 Prozent der Landwirte mit 20 000 bis 40 000 Mark auskommen mußten, erzielten 8,2 Prozent der Unternehmen Gewinne in Höhe von 80 000 bis 100 000 Mark.

Für die Beratungen zur Agenda 2000 der Europäischen Union sagte Funke, die von der EU-Kommission vorgeschlagene deutliche Senkung der Hilfen bei Rindfleisch, Milch und Ackerkulturen würde viele deutsche Betriebe in große Schwierigkeiten bringen.

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