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Wirtschaft: Schlechte Zeiten für Rüstungskonzerne

EADS rechnet mit Einbußen / Luftfahrtshow im britischen Farnborough

London - Die Airbus-Mutter EADS stellt sich auf massive Einschnitte in ihrem Rüstungsgeschäft ein. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, sagte Stefan Zoller, Chef der Verteidigungssparte, am Wochenende in London. „Es wird Kürzungen geben“, betonte der Topmanager mit Blick auf die angekündigten Sparprogramme. Das befürchtete Streichkonzert der europäischen Regierungen belastet die Stimmung der Luftfahrtshow im britischen Farnborough. Während der Markt für Zivilflugzeuge wieder anzieht, drohen dem Geschäft mit Kampfflugzeugen, Militärhubschraubern und Radaren schwere Zeiten. So plant Großbritannien, seinen Militärhaushalt um ein Viertel zu kürzen. Frankreich will bis 2013 drei bis fünf Milliarden Euro einsparen. In Deutschland will Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bis 2014 vier Milliarden Euro kürzen.

In Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern herrscht deshalb seit Monaten Alarm. Rund ein Viertel des Konzernumsatzes von 40 Milliarden Euro stammt aus dem Rüstungsgeschäft. Die Airbus- Mutter ist mit Produkten wie dem „Eurofighter“, dem Kampfhubschrauber „Tiger“ oder dem geplanten Militärtransporter A 400 M mit Abstand der größte Rüstungslieferant der Regierungen in Berlin, Paris und Madrid. Der Beschaffungshaushalt der Bundeswehr landet zu mehr als fünfzig Prozent bei EADS.

„EADS könnte in den kommenden Jahren Umsätze in Milliardenhöhe verlieren“, warnte Sascha Lange von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Die Bundesregierung sei weniger bereit, Rüstungsbeschaffung mit Industriepolitik zu verbinden. „Eine Streichung der Eurofighter-Tranche 3B ist wahrscheinlich“, glaubt Lange. Sollten die 124 Maschinen von den Regierungen abbestellt werden, könnten EADS bis 2018 Einnahmen von rund zwölf Milliarden Euro entgehen.

So einfach wird der Ausstieg aber nicht: „Die meisten großen Programme sind in Verträge gegossen und müssten neu verhandelt werden“, sagte Michael Hessenbruch von Deloitte. Wie stark diese Verträge das EADS-Geschäft schützen, bleibt offen. So feilschen die europäischen Regierungen mit Airbus immer noch um den Vertrag für den A 400M. Nach technischen Problemen und erheblichen Kostensteigerungen einigten sich Politik und Industrie im Februar auf die Lieferung von 180 Maschinen. Ein finaler Vertrag steht aber noch aus: „Ich hoffe, dass wir den im Herbst unterzeichnen können“, sagte zuletzt EADS-Chef Louis Gallois.

Offen ist auch die Zukunft des Drohnenprojektes „Talarion“. Seit Monaten trommelt der Konzern dafür, dass EADS ein unbemanntes Flugzeug für Europa entwickelt. Doch bislang favorisieren die Regierungen in Berlin und Paris Konkurrenzprodukte aus den USA und Israel. Fest steht: Von den europäischen Militärs allein kann EADS nicht mehr leben. „Wir müssen dahin gehen, wo das Geld verteilt wird“, sagte EADS-Manager Zoller. Erste Schritte sind gemacht: EADS liefert Eurofighter nach Saudi-Arabien. Auch in Indien setzt man Hoffnungen auf den Eurofighter, und das Pentagon könnte Tankflugzeuge für das US-Militär bestellen. Markus Fasse (HB)

Markus Fasse (HB)

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