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Wirtschaft: Schlecker auf den Fersen

Der Wettbewerb unter den Drogisten wird schärfer.

Berlin - 1000 neue Mitarbeiter will die Drogeriemarktkette Rossmann in diesem Jahr einstellen, zehn Prozent Umsatzwachstum meldete das Unternehmen für 2011. Auch der Wettbewerber dm teilte kürzlich Rekordzahlen mit und will 100 neue Märkte in Deutschland eröffnen. Beim Branchenprimus Schlecker hingegen schrumpfen die Erlöse. Bald könnten dm und Rossmann dem Unternehmen seine Vormachtstellung streitig machen.

Seit Jahren gewinnen dm und Rossmann an Beliebtheit. Dm, beim Umsatz die Nummer zwei im Markt, gilt als vorbildlich im Umgang mit Mitarbeitern. Das 1973 vom Anthroposophen Götz Werner gegründete Unternehmen gibt für sich als Ziel aus, nachhaltig und ethisch wirtschaften zu wollen. Schärfer könnte der Kontrast zu Schlecker nicht sein. Der Discounter unter den Drogeriemärkten geriet in den vergangenen Jahren immer wieder in die Schlagzeilen wegen seiner schlechten Arbeitsbedingungen und löste Empörung aus, als er einen Teil seiner Beschäftigten durch Zeitarbeiter ersetzen wollte.

Rossmann und dm bemühen sich zudem auch in ihren Geschäften ums Image. Rossmann, vor 40 Jahren im niedersächsischen Burgwedel gegründet, wirbt mit „großen, hellen und freundlichen Filialen“, dm stellt seine Stromversorgung in den Geschäften auf erneuerbare Energien um. Die Schlecker-Filialen sind dagegen häufig klein, eng und dunkel. In der Fläche hat das Unternehmen allerdings mehr zu bieten: Mit seinen bundesweit rund 7000 Geschäften läuft es beiden Wettbewerbern den Rang ab.

Dass Schlecker handeln muss, haben die Kinder des Gründers Anton Schlecker, Lars und Meike Schlecker, längst erkannt. Noch ist die Kette in Deutschland die Nummer eins. Doch 2010 sank der Erlös von Schlecker, das seit 2008 rote Zahlen schreibt, um 650 Millionen auf 6,55 Milliarden Euro. Dm und Rossmann rücken immer näher: 2011 erreichte Rossmann 5,1 Milliarden Euro Umsatz, dm lag im vergangenen Geschäftsjahr bei 6,2 Milliarden Euro. Schlecker hat für 2011 noch keine Zahlen veröffentlicht. Um sein Image aufzubessern, versprach Schlecker im vergangenen Jahr einen besseren Umgang mit den Mitarbeitern – und eine Modernisierung der Filialen. Doch die zeigt sich derzeit vor allem durch Filialschließungen. Allein 800 Geschäfte machte Schlecker 2011 dicht, das erste Quartal 2012 werde ebenfalls von Schließungen geprägt sein, teilte das Unternehmen mit. Darunter leidet das Image: Die Gewerkschaft Verdi, mit der Schlecker nun einen Sanierungstarifvertrag aushandeln will, kritisiert die Informationspolitik. Schlecker habe unter anderem Mitarbeiter erst am Tag der Schließungen in den Filialen informiert. Zwar verkündete Schlecker, dass die Umsätze in den 300 modernisierten Filialen um bis zu 30 Prozent zugelegt hätten. Doch auch die Kosten steigen durch den Umbau des Unternehmens.

Der „Spiegel“ berichtete unlängst von Finanzschwierigkeiten und leeren Regalen. Handelsexperten sind wenig optimistisch für Schlecker. „Das Image des Unternehmens war so lange schlecht, dass sich die Zielgruppe an andere Drogeriemärkte gewandt hat“, sagt Denise Klug vom Handelsinformationsdienst Planet Retail. Das sei nun schwer umzukehren. Besonders bei jungen Menschen kämen die Wettbewerber deutlich besser an. „Schlecker ist für viele immer noch der Buhmann“, sagt Klug. Trotz des Discounterimages seien die Preise oft höher als bei den Wettbewerbern. „Schlecker muss günstiger werden, aber dafür ist derzeit wenig Spielraum“, sagt Klug. Dm und Rossmann profitierten dagegen von ihren günstigen Eigenmarken. Hinzu kommt, dass auch Supermärkte wie Edeka und Rewe sich wieder mehr auf Drogeriewaren konzentrieren wollen. Schlecker bleibt nur wenig Zeit, um die Wende zu schaffen. Jahel Mielke

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