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Schmiergeld-Affäre: Ein stiller Technokrat im Rampenlicht

Pierre Lévi war bis vor wenigen Tagen auch in Frankreich nur einigen Fachjournalisten ein Begriff. Nun steht der 51-jährige Chef des Automobilzulieferers Faurecia plötzlich öffentlich unter Druck.

Paris - In Deutschland ermittelt offenbar die Staatsanwaltschaft gegen Lévi, weil sein Unternehmen für Aufträge Schmiergelder an Einkaufsmanager bei Kunden wie VW, Audi oder BMW gezahlt haben soll. Nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" hat Lévi gestanden, von den Zahlungen gewusst zu haben. Rücktrittsgerüchte kursieren.

Am 19. Februar 1955 in Algier geboren, machte Lévi eine Ausbildung zum Ingenieur und einen Wirtschaftsabschluss an der Universität von Pennsylvania. Er fing darauf bei McKinsey als Unternehmensberater an. Von 1991 bis 1998 leitete er die Lebensmittelsparte des Verpackungsunternehmens CarnaudMetalbox. Nach einem kurzen Intermezzo beim Chemiekonzern Rhodia wechelte er in den Vorstand von Faurecia. Der damals kurz vor der Pensionierung stehende Chef Daniel Dewavrin baute Lévi systematisch zum Nachfolger auf und gab die Unternehmensleitung im Mai 2002 dann endgültig an ihn ab.

Damals schien die Tochter des Autobauers PSA Peugeot Citroën in guter Verfassung. Doch es folgten drei Jahre mit roten Zahlen. Lévi steuerte mit der Konzentration auf komplette Fahrzeugmodule und der Verlagerung von Produktionsteilen ins billigere Osteuropa gegen. Die kommunistische Zeitung "Humanité" schrieb damals: "Wie viele andere Firmenchefs behandelt Pierre Lévi Menschen wie Wegwerftaschentücher."

Faurecia-Aktie auf Talfahrt

2004 schaffte der Faurecia-Chef mit seinem Sparkurs wieder ein Plus, der Konzern rutschte aber angesichts steigender Rohstoffpreise und eines immer größeren Preisdrucks von Seiten der Kunden 2005 erneut in die Verlustzone. Deshalb werden nochmals 7000 Stellen in Westeuropa gestrichen. Bei der Präsentation der weiter roten Halbjahreszahlen sagte er auch für 2006 ein "schlechtes Jahr" voraus und schickte damit die Faurecia-Aktie auf Talfahrt.

Privat gibt Lévi so gut wie nichts preis. Er lebt zwar in einem Haus im Pariser Edel-Vorort Neuilly-sur-Seine, das direkt an den Ufern des Hauptstadt-Flusses steht. Für die Klatschpresse in Paris ist er aber ein vollkommen unbeschriebenes Blatt. Der Manager scheint vollkommen in seinem Beruf aufzugehen.

Im Dezember 2004 ließ Lévi einen Ethikcode für seine Mitarbeiter veröffentlichen. Darin hieß es: "Unsere Unternehmenspolitik schließt ungesetzliche Zahlungen und Praktiken jeder Art aus. Insbesondere verpflichten wir uns dazu, jede Form von Bestechung und Korruption bei unseren geschäftlichen Transaktionen zu vermeiden." Am Donnerstag war das Papier über das Internet plötzlich nicht mehr aufrufbar. (tso/AFP)

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