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Auch deutsche Autobauer werden aufgrund der Konjunkturflaute Probleme bekommen.

© dpa/Daniel Josling/Archiv

„Schockbehaftetes Umfeld“: Institut der deutschen Wirtschaft senkt Konjunkturprognose deutlich

Das Bruttoinlandsprodukt soll um bis zu einem halben Prozent schrumpfen, berichtet das Institut. Das wirkt sich demnach auch auf die Zahl der Arbeitslosen aus.

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) hat seine Konjunkturprognose deutlich gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland werde um bis zu einem halben Prozent schrumpfen, teilte das IW am Dienstag mit. Im Frühjahr war noch ein Wachstum von einem viertel Prozent erwartet worden.

Aufgrund ihres hohen Fokus auf die Weltmärkte und ihrer hohen Exportquote leide die deutsche Wirtschaft überdurchschnittlich unter den geoökonomischen Schocks. „Die deutsche Wirtschaft leidet unter einem schockbehafteten Umfeld“, hieß es nun.

Ein Ende der russischen Invasion in der Ukraine sei derzeit nicht absehbar. Zugleich sorgten die Anspannungen mit China und die undurchsichtige geopolitische Position einiger Schwellenländer für Risiken beim Zugang zu Rohstoffen und Energie sowie hinsichtlich effektiver globaler Lieferketten und wichtiger Absatzmärkte.

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Privater Konsum wird zur Konjunkturbremse

Mit ihrem im internationalen Vergleich hohen Industrieanteil und der Bedeutung energieintensiver Industrien bekomme sie zudem die bestehenden Versorgungsrisiken und Kostenschocks stärker zu spüren als andere Länder. Gleichzeitig leide die Inlandsnachfrage unter der hohen Inflation. Der private Konsum werde zur Konjunkturbremse.

So dürften die Exporte in diesem Jahr inflationsbereinigt um ein Prozent schrumpfen. Die allgemein eingetrübte Wirtschaftsstimmung, hohe Kosten und steigende Zinsen dürften die Bauinvestitionen um drei Prozent sinken lassen. Auch der private Konsum falle als Konjunkturmotor aus.

Das liege vor allem an der hohen Inflation: Die Teuerungsrate dürfte mit etwa 6,5 Prozent ähnlich ausfallen wie 2022 mit 6,9 Prozent. „Die beachtlichen Lohnzuwächse sowie Zulagen und Transfers wirken dem Kaufkraftverlust jedoch in hohem Maß entgegen“, betonte das Institut. Dadurch dürften die realen Konsumausgaben den Vorjahreswert nur um rund 1,25 Prozent unterschreiten.

2,58
Millionen Arbeitslose soll es 2023 geben.

Die Konjunkturflaute strahlt auch auf den Arbeitsmarkt aus. „Die Unternehmen sind zurückhaltender bei Neueinstellungen“, so die IW-Forscher. „Zwar sind keine größeren Entlassungen zu befürchten, aber Arbeitslose haben zunehmend Schwierigkeiten, eine neue Beschäftigung zu finden.“

Zusätzlich würden ukrainische Geflüchtete seit Sommer 2022 als arbeitslos registriert. Im Ergebnis nehme die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt um 160.000 auf 2,58 Millionen zu. Die Arbeitslosenquote steige auf gut 5,5 Prozent.

Bei den Staatsfinanzen machen sich der Prognose zufolge zwei gegensätzliche Entwicklungen bemerkbar: Aufgrund der deutlich gedämpften Konjunkturaussichten dürften die Steuereinnahmen niedriger ausfallen als bisher prognostiziert, während der Staat auf der Ausgabenseite mit niedrigeren Kosten für die Strom- und Gaspreisbremsen rechnen könne.

Das Staatsdefizit dürfte sich in diesem Jahr auf 97 Milliarden Euro oder knapp 2,5 Prozent der Wirtschaftskraft belaufen. Die Schuldenstandsquote wiederum werde sich bei 65 Prozent des BIP stabilisieren. „Die derzeitige Staatsverschuldung kann in Anbetracht der wirtschaftlichen Umstände als verkraftbar gesehen werden“, so das Fazit des IW. (Reuters, dpa)

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