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Wirtschaft: Schöner Geburtstag

Der 70-jährige Ferdinand Piëch lässt sich auf der VW-Hauptversammlung nicht aus der Ruhe bringen

Hamburg - Fast unbemerkt betritt die Hauptfigur das Podium. Sein erster Weg führt ihn zu seinem Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Nach wenigen Worten geht Ferdinand Piëch zu IG-Metall-Chef Jürgen Peters und Konzernchef Martin Winterkorn. Es wird gelacht, man nimmt sich leicht in den Arm. Piëch ist gut gelaunt. Am Dienstag ist er 70 geworden, am Mittwoch hat er mit dem VW-Vorstand und -Aufsichtsrat gefeiert, für Sonnabend hat er 150 Gäste zu einem großen Fest in die von ihm erbaute Autostadt nach Wolfsburg geladen. Die VW-Hauptversammlung, die am Donnerstag in Hamburg stattfand, liegt als Pflichtveranstaltung dazwischen.

Piëch erledigt sie mit Gleichmut. Es hagelt zwar Kritik an seinem Vorgehen, doch der Mann im dunklen Anzug weiß, dass er Immunität genießt. Die, die um ihn herumsitzen, schützen ihn. Die VW-Familie versteht sich. Milliardär Piëch mit Arbeiterführer Peters, der Ministerpräsident von Niedersachsen, Christian Wulff, mit dem Vertreter des neuen VW-Großaktionärs, Porsche-Chef Wiedeking.

Piëch genießt den Triumph, VW geeint, mit Porsche vereint und damit unter seine Fittiche gebracht zu haben. Er genießt still mit einem Siegerlächeln. Was für ein Kontrast zum Vorjahr, als sich Piëch und der damalige Konzernchef Bernd Pischetsrieder keine Sekunde länger als für die Kameras nötig, die Hände schüttelten. Alles könnte so schön sein, wären da nicht die faktisch machtlosen, aber renitenten Aktionäre. Sie kritisieren die dubiose Ablösung von Bernd Pischetsrieder, der wohl ebenso wie VW-Markenchef Wolfgang Bernhard den „Zorn von Göttervater Piëch auf sich gezogen“ habe. Sie regen sich über die Interessenkollision von Piëch als Porsche-Miteigentümer, als VW-Aufsichtsratschef und als Miteigentümer des VW-Großhändlers Porsche-Holding in Salzburg auf. Sie kritisieren die tiefe Verstrickung von Piëchs Weggefährten Peter Hartz, dem ehemaligen VW-Personalchef, in die VW-Affäre und wollen Piëch die Entlastung verweigern. Doch auf dem Podium herrscht aufmerksame Langeweile. So sieht eine Hauptversammlung von Europas größtem Automobilhersteller im Jahr eins nach der Machtübernahme von Porsche in Wolfsburg aus.

Doch nicht Piëch und Porsche, seit deren Einstieg der VW-Aktienkurs explodiert ist, gehört der erste große Applaus im Congress Centrum. Als Piëch als Versammlungsleiter Ex-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder erwähnt, klatschen die rund 2900 Aktionäre lange Beifall. Piëch kontert später mit einer schallenden Ohrfeige für den Ex-Chef, der sein Nachfolger war: „Zu spät habe ich erkannt, den Falschen gewählt zu haben.“ Betretenes Schweigen im Saal.

Die Redeschlacht in Hamburg ist schon geschlagen, bevor sie begonnen hat. Neben einflussreichen Pensionsfonds kündigen zwar auch die Anlegerschützer und Kleinanleger an, Piëch die Entlastung zu verweigern, das bleibt aber folgenlos. Piëch wird auch als Aufsichtsratsvorsitzender bestätigt, unterstützt durch die Hauptaktionäre Porsche und Niedersachsen. So stört nichts wirklich die mehrtägige Geburtstagsparty des Österreichers, der sich mit dem Griff des von seinem Familienclan beherrschten Sportwagenbauers Porsche nach VW selbst das größte Geschenk gemacht hat. Porsche hat derweil den nächsten Schritt zum milliardenschweren Pflichtangebot an die VW-Aktionäre gemacht und die dafür notwendigen Unterlagen zur Prüfung bei der Finanzaufsicht BaFin eingereicht. HB

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