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Mit dem Verkauf von Schreibwaren macht die Berliner Firma Herlitz Verluste. Konkurrent Pelikan soll jetzt helfen.

© picture-alliance/ dpa/dpaweb

Exklusiv

Schreibwarenhandel: Herlitz kooperiert mit Pelikan und streicht Stellen

Herlitz arbeitet künftig enger mit Pelikan zusammen. Dadurch brauchen sie weniger Mitarbeiter. In Berlin-Brandenburg stehen über 40 Stellen auf der Kippe.

Von Carla Neuhaus

Der Berliner Schreibwarenhersteller Herlitz rückt mit seinem Konkurrenten Pelikan enger zusammen. Sie wollten sich Aufgaben wie die Produktentwicklung oder das Rechnungswesen künftig teilen, sagte Vorstand Thomas Radke am Dienstag auf der Herlitz-Hauptversammlung in Berlin. „Project One“ nennen die Firmen das Vorhaben. Bis Oktober soll organisatorisch alles stehen. Bereits zum 1. Januar 2014 wollen Herlitz und Pelikan „gemeinsam am Markt auftreten“.

Die Firma Pelikan, die wiederum dem malaysischen Logistikunternehmer Hooi Keat Loo gehört, ist schon jetzt Hauptaktionär bei Herlitz. Zudem sitzt Loo selbst neben Radke im Vorstand der Berliner Firma. Seit letztem Jahr arbeiten Herlitz und Pelikan bereits beim Auslandsgeschäft zusammen: Herlitz konzentriert sich auf Ost-, Pelikan auf Westeuropa. Beide bieten in den jeweiligen Ländern sowohl die eigenen Marken als auch die des Partners an. Jetzt wollen Herlitz und Pelikan auch die Geschäfte im Heimatmarkt zusammenlegen. Konkret heißt das: Sie entwickeln künftig zusammen Produkte, kaufen gemeinsam Materialien ein und teilen sich Abteilungen wie Qualitätssicherung, Rechnungswesen, Controlling, Recht und Personal. Das senkt für beide Firmen die Kosten – bedeutet auf der anderen Seite aber auch, dass sie viel weniger Mitarbeiter brauchen als bislang. Vorstand Radke bestätigte am Dienstag vor den gut 100 Aktionären: „Wir planen signifikante Personalreduzierungen – vor allem auf der Seite von Herlitz.“

Nach Informationen des Tagesspiegels wollen Herlitz und Pelikan von den derzeit 350 Arbeitsplätzen in der Verwaltung in Deutschland 73 abbauen. Davon dürfte auch die Region Berlin-Brandenburg betroffen sein. Eine mit dem Vorgang vertraute Person sagte dieser Zeitung, von den 270 Angestellten im brandenburgischen Falkensee müssten mehr als 40 um ihren Job bangen.

Herlitz-Vorstand Radke wollte sich am Dienstag nicht zu den Zahlen äußern und verwies auf die laufenden Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern. In der kommenden Woche will sich Herlitz mit den Betriebsräten zusammensetzen. Die Gewerkschaft Verdi fürchtet, dass die Mitarbeiter, die in ein Gemeinschaftsunternehmen von Herlitz und Pelikan wechseln, nicht mehr unter einen Tarifvertrag fallen könnten.

Das Berliner Unternehmen dürfte von den Stellenstreichungen schon allein deshalb stärker als Pelikan betroffen sein, weil es seit Jahren Verluste schreibt. Im vergangenen Jahr stand unter dem Strich ein Minus von 6,5 Millionen Euro. Zwar fällt der Verlust damit 3,3 Millionen Euro geringer aus als noch 2011 – doch auch für dieses Jahr rechnet Radke noch nicht mit einem Gewinn.

Die Aktionäre hoffen deshalb auf die engere Zusammenarbeit mit Pelikan. „Die Zusammenführung ist die letzte Chance für Herlitz weiterzuleben“, sagte etwa Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Er wünschte sich bei der Hauptversammlung allerdings noch mehr Antworten auf drängende Fragen. Zum Beispiel wollte er wissen, ob Herlitz auch langfristig in Berlin bleibe oder zu Pelikan nach Hannover ziehe. „Der Geschäftssitz ist und bleibt in Berlin“, versuchte Radke zu beruhigen. Auch Herlitz solle als Marke erhalten bleiben.

Mit ihrer Kooperation reagieren Herlitz und Pelikan auf den starken Wettbewerb im Markt für Schreibwaren. „Die Marktbedingungen haben sich im vergangenen Jahr noch weiter verschärft“, sagte Radke. Vor allem bei Produkten wie etwa Briefumschlägen, bei denen die Kunden mehr auf den Preis als auf die Marke achteten, sei der Konkurrenzkampf groß. Gleichzeitig stiegen die Kosten für Personal und Rohstoffe weiter an.

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