zum Hauptinhalt

Schwacher Aufschwung: Mehr Arbeitslose als erwartet

Die Arbeitslosenquote ist erfreulich niedrig – eigentlich. Trotzdem hatten Experten angenommen, dass der Frühling noch mehr Menschen zu einem Job verhilft. Die neuen Zahlen waren deshalb eher enttäuschend.

Von Maris Hubschmid

Nürnberg - Wieder weniger als drei Millionen Arbeitslose – das war die gute Nachricht, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Mittwoch in Nürnberg parat hatte. Demzufolge waren im vergangenen Monat 65 000 Menschen weniger arbeitslos als im März. Besser noch: So wenige wie dieses Jahr waren es im April zuletzt 1992. Konkret zählte die BA 2,963 Millionen Erwerbslose. Die Quote verringerte sich damit um 0,2 Punkte auf 7,0 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahr ergab sich also ein Rückgang der Arbeitslosenzahl um 115 000.

Allerdings hatten Experten eigentlich mit einem kräftigeren Frühjahrsaufschwung gerechnet. Angesichts des guten Ausgangsniveaus sind die neuen Werte zwar moderat, der Rückgang der Arbeitslosenzahl fiel aber nicht so stark aus wie erwartet. Rechnet man die saisonbedingten Einflüsse heraus, dann stieg die Zahl binnen Jahresfrist sogar um 19 000. Der Vorstandsvorsitzende der BA, Frank-Jürgen Weise, zog dennoch eine positive Bilanz. „Auf dem deutschen Arbeitsmarkt hält die positive Grundtendenz an, obwohl die Konjunktur an Schwung etwas verloren hat.“ Das zeige, dass der Markt aufnahmefähig sei. Aus der schwarz-gelben Koalition hieß es, die Abweichungen gegenüber den Prognosen kämen unter anderem dadurch zustande, dass man auf Job- Hilfen verzichtet habe, die die Zahl sonst geschönt hätten. Derzeit sind 220 000 Erwerbslose weniger als 2011 in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, die sie aus der Statistik verschwinden ließen.

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Pothmer, warnte im Gegenzug vor fatalen Folgen des Maßnahmenabbaus. Langzeitarbeitslose gerieten somit dramatisch ins Abseits. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag laut BA dagegen weiter „deutlich im Plus“. Die Zahl der Ein-Euro-Jobber verringerte sich um 64 000 auf etwa 122 000.

Die niedrigste Arbeitslosenquote verzeichnete Bayern mit 3,7 Prozent vor Baden-Württemberg (vier Prozent). Schlechte Nachrichten hatte man in Nürnberg dagegen für Berlin: Das Land ist nach wie vor deutsches Schlusslicht mit einer Quote von 12,9 Prozent. Nichtsdestotrotz konnte auch die Hauptstadt im April einen Rückgang der Arbeitslosenzahl vermelden. „Die wirtschaftliche Entwicklung in Berlin ist weiterhin gut“, sagte Dieter Wagon, Chef der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der BA. Seit Jahresbeginn seien mehr als 26 000 neue Stellen gemeldet worden, deutlich mehr als 2011. Damit steht Berlin sogar gegen den Trend: Bundesweit entwickelte sich die Arbeitskräftenachfrage zuletzt negativ. Der Index der Bundesagentur, der die Zahl der offenen Stellen erfasst, ging zum ersten Mal seit langem zurück. Aktuell seien dennoch 499 000 offene Arbeitsplätze gemeldet, betonte die BA. Sie geht unverändert davon aus, dass sich die Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt bei rund 2,9 Millionen einpendeln dürfte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false