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Wirtschaft: Schwacher Export lässt Wirtschaft schrumpfen 2003 ist das Bruttoinlandsprodukt um 0,1 Prozent gesunken/Leichtes Wachstum im zweiten Halbjahr

(ost/HB/ro/vis). Die deutsche Wirtschaft ist Ende 2003 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes langsamer in Gang gekommen als zahlreiche Volkswirte bislang erwarten.

(ost/HB/ro/vis). Die deutsche Wirtschaft ist Ende 2003 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes langsamer in Gang gekommen als zahlreiche Volkswirte bislang erwarten. Zwischen Oktober und Dezember habe es nur „ein bisschen Wachstum gegeben“, sagte Behördenchef Johann Hahlen am Donnerstag. „Von einer nachhaltigen Belebung kann noch nicht gesprochen werden.“ In der zweiten Jahreshälfte habe sich nur eine schwache Erholung der Konjunktur abgezeichnet.

Am Donnerstag veröffentlichten die Statistiker Wachstumszahlen für das Gesamtjahr 2003, ohne Details für das vierte Quartal zu nennen – diese folgen am 19. Februar. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat jüngst einen Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent gegenüber dem dritten Quartal prognostiziert. Diese Schätzung sei „sehr hoch“, betonten die Statistiker. Sie selbst gingen von einem wesentlich niedrigerem Zuwachs aus. Die WestLB rechnet jetzt nur noch mit einem BIPAnstieg von rund 0,25 Prozent im vierten Quartal nach 0,2 Prozent im dritten.

Insgesamt war das vergangene Jahr für die deutsche Wirtschaft das schlechteste seit zehn Jahren: Erstmals seit der Rezession (siehe Lexikon) im Jahr 1993 ist das BIP wieder geschrumpft. Allerdings fiel das Minus mit 0,1 Prozent deutlich geringer aus als im Krisenjahr 1993 (minus 1,1 Prozent). Daher könne man nicht von einer Rezession sprechen, betonte Hahlen. „Es ist vielmehr festzustellen, dass sich die deutsche Wirtschaft in einer Stagnation befindet.“

Bankenvolkswirte sind allerdings zuversichtlich, dass der seit drei Jahren andauernde Stillstand der deutschen Wirtschaft jetzt der Vergangenheit angehört. Ulrich Ramm, Chefvolkswirt der Commerzbank, sagte dem Tagesspiegel, 2004 werde der Export um rund sechs Prozent, der Import um etwa fünf Prozent zunehmen. Der Euro werde zum Jahresende bei etwa 1,20 Dollar liegen. „Die Eurostärke wird 2004 durch die anziehende Weltwirtschaft überkompensiert“, sagte Ramm. Am Donnerstag notierte der Euro erneut niedriger als am Vortag bei 1,2635 Dollar. „Nach drei Jahren Stagnation markiert das Jahr 2003 einen traurigen Schlusspunkt“, sagt Andreas Scheuerle von der Deka-Bank. „Die Chancen stehen gut, dass das Jahr 2004 eine Besserung bringt.“ Mit einem Plus von zwei Prozent werde das BIP so stark wachsen wie seit dem Boomjahr 2000 nicht mehr (2,9 Prozent).

Die Binnenwirtschaft war im vergangenen Jahr erneut die entscheidende Schwachstelle der Konjunktur. Sowohl der Konsumstreik der Verbraucher wie auch die Eiszeit bei den Investitionen ging weiter. Der private Konsum schrumpfte um 0,2 Prozent und ist damit zum ersten Mal seit Anfang der achtziger Jahre zwei Jahre in Folge im Minus. „Die Kaufbereitschaft wurde wohl vor allem durch die Verschlechterung der Arbeitsmarktlage geschmälert“, meinen die Volkswirte der Commerzbank. Noch hartnäckiger als beim Konsum ist die Schwäche bei den Unternehmensinvestitionen: Die Anlageinvestitionen waren das dritte Jahr in Folge im Minus – sowohl bei den Ausrüstungs- wie auch bei den Bauinvestitionen ging die Talfahrt weiter.

Erstmals seit 1999 fiel im Jahresdurchschnitt auch der Außenhandel als Konjunktur-Motor aus: Zwar legten die Exporte um 1,1 Prozent zu, die Importe kletterten mit zwei Prozent aber fast doppelt so schnell. Daher sank der Außenhandelsüberschuss um vier auf 97 Milliarden Euro – dies kostete 0,2 Prozentpunkte Wachstum. Hauptgrund dafür ist das schwache erste Halbjahr – ab dem Sommer kam das Auslandsgeschäft wieder in Fahrt. „Allerdings deutet sich im Schlussquartal auf Grund rückläufiger Exporte und steigender Importe eine erneute Abschwächung des Exportüberschusses an“, sagte Hahlen. Insgesamt erarbeiteten 2003 rund 38,3 Millionen Erwerbstätige ein BIP in Höhe von 2130 Milliarden Euro.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) zeigte sich für 2004 optimistisch: „Der inzwischen entstandene Nachholbedarf und die gesunkenen steuerlichen Belastungen der Unternehmen und Verbraucher geben Hoffnung auf eine Wende bei der Investitionstätigkeit und beim Konsum.“ Die Indikatoren deuten laut Clement auf eine sich festigende Aufwärtsentwicklung hin. „Das deutsche BIP ist seit Mitte letzten Jahres langsam aber sicher wieder angestiegen.“

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