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Seid umzingelt, Arbeitsplätze: Banker von Daimler kämpfen um ihre Jobs in Berlin

100 Mitarbeiter von Daimler Financial Services haben das Hochhaus am Potsdamer Platz umzingelt und sich damit symbolisch vor ihre Arbeitsplätze gestellt. Der Konzern will seine Finanzdienste in Stuttgart bündeln - 300 Berliner Arbeitsplätze sind betroffen.

Berlin - Zur Sicherheit hat Susanne Manns ein rot-weißes Absperrband mitgebracht. Das sollen ihre Kollegen zwischen sich aufspannen, falls zu wenige kommen für die geplante Menschenkette. Kurz nach halb zwei gehen etwa 100 Mitarbeiter von Daimler Financial Services los, um das Hochhaus am Potsdamer Platz zu umzingeln und sich damit symbolisch vor ihre Arbeitsplätze zu stellen. Einige tragen Business-Kleidung, andere dunkelblaue T-Shirts mit der Aufschrift: „Gegen sinnlose Umzüge“. Ein junger Mann im hellgrauen Anzug hält ein Plakat: „Es gibt Alternativen zu Daimler Plus3“.

Daimler Plus3 heißt der Plan des Autokonzerns Daimler für die Neuaufstellung seiner Finanzdienstleistungstochter. Der sieht unter anderem vor, die weltweite Zentrale von Daimler Financial Services von Berlin nach Stuttgart zu verlagern. Davon wären 300 der derzeit 400 Arbeitsplätze am Potsdamer Platz betroffen. Zugleich soll das Finanzierungsgeschäft der Mercedes Benz Bank, das bisher auf acht Geschäftsstellen und die Zentrale in Stuttgart verteilt war, in einem Servicecenter gebündelt und in Berlin angesiedelt werden. Es soll 550 Stellen bieten. Den Plan hatte Daimler im Mai vorgestellt.

Am Donnerstag präsentierte der Betriebsrat auf Betriebsversammlungen in Berlin und Stuttgart zwei Alternativkonzepte. Darin heißt es, dass die strategischen Ziele der Neuausrichtung nicht schlüssig seien, und die Einspareffekte überbewertet würden. Daimler hatte angegeben, mit der neuen, schlankeren Struktur Kosten von 50 Millionen Euro pro Jahr einsparen zu können. Zwar soll allen Mitarbeitern ein neuer Job angeboten werden, doch der Betriebsrat befürchtet, dass das Unternehmen etwa 50 Prozent seiner Belegschaft verlieren wird, weil viele Beschäftigte nicht umziehen können. Die Alternativkonzepte sehen nach Angaben der Arbeitnehmervertreter ähnliche Einsparvolumen vor – jedoch bei wesentlich geringerem Personalumbau.

„Es werden viele hochqualifizierte Leute verloren gehen“, sagt ein Manager aus dem Risikomanagement. Er zweifele daran, dass das Konzept von Daimler aufgeht. „Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen, die Mitarbeiter sind alles was wir haben.“ Der 40-Jährige möchte seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen. Aber er ist zu der Protestaktion gekommen, um den Betriebsrat zu unterstützen. Er sei enttäuscht von seinem Arbeitgeber, weil der zwar Unternehmenswerte wie Respekt und Integrität propagiere, beides aber bei der Umzugsentscheidung außer Acht gelassen habe. Er selbst weiß noch nicht, ob er mit seiner Familie umziehen wird.

Daimler hat zugesagt, die Alternativkonzepte des Betriebsrats zu prüfen und anschließend mit den Arbeitnehmervertretern darüber zu diskutieren. Inzwischen, so berichtet die IG Metall, treten immer mehr Banker vom Potsdamer Platz in die Gewerkschaft ein. Und dank des Absperrbandes klappt es am Donnerstag auch mit der Umzingelung der Arbeitsplätze. Corinna Visser

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