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Im rheinland-pfälzischen Landeskriminalamt (LKA) in Mainz wird ein Modell-Bankautomat gezeigt, der mit einem täuschend echt aussehenden zweiten Tastenfeld umgebaut worden ist.

© 20101209

Update

Sicherheit von Kontodaten: In Berlin werden besonders viele Geldautomaten manipuliert

Mit allen Mitteln versuchen Kriminelle, Bankdaten abzugreifen. Nirgendwo in Deutschland werden so viele Geldautomaten manipuliert wie in Berlin.

Von Carla Neuhaus

Es ist eine alte Masche, die aber ausgerechnet in Berlin wieder in Mode ist. Kriminelle bringen an Geldautomaten kleine Kameras an, kleben falsche Tastaturen und Kartenschlitze auf – mit dem Ziel, die Kontodaten abzufangen. 153 Fälle, in denen Täter die Automaten auf diese Weise manipuliert haben, hat das Unternehmen „Euro Kartensysteme“ bis Ende November bundesweit registriert. Das Auffällige: In Berlin schlugen die Täter gleich 106 Mal zu und damit so oft wie in keinem anderen Bundesland. Noch dazu ist die Zahl in Berlin im Vorjahreszeitraum um 45 gestiegen. Während das sogenannte „Skimming“ in anderen Bundesländern kaum noch eine Rolle spielt, gibt es in Berlin eine neue Welle solcher Straftaten.

Dabei fällt es den Kriminellen zunehmend schwer, die geklauten Daten zu Geld zu machen. Früher haben sie sie auf gefälschte Karten kopiert, mit denen sie dann einkaufen gegangen sind oder Geld abgehoben haben. Inzwischen ist das aber nicht mehr so einfach möglich. Fast alle deutsche Banken setzen auf die sogenannte EMV-Technik. Das ist eine Art Mini-Computer, der die Echtheit der Karte testet. Sind die geklauten Daten auf einen Rohling kopiert worden, geht die Transaktion nicht durch. Auch andere Staaten setzen mittlerweile auf diese Technik, sagt Margit Schneider von „Euro Kartensysteme“. Die Firma ist ein Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Banken und kümmert sich bundesweit um die Sicherheit der Geldkarten. Um die hier gestohlenen Daten zu Geld zu machen, müssten die Kriminellen deshalb weit reisen. Etwa in die USA, nach Indonesien oder Indien.

Dahinter stehen meist Banden aus dem Ausland

Für Einzeltäter lohnt sich das nicht. „Hinter der Manipulation stehen fast immer Banden aus Osteuropa“, sagt Schneider. Zum Beispiel aus Rumänien und Bulgarien. Nach Berlin haben sie es zum einen nicht weit. Zum anderen können sie hier nicht nur die Kartendaten deutscher Verbraucher abfangen, sondern auch Touristen abzocken. Denn anders als die Geldkarten der Deutschen sind zum Beispiel die Karten vieler Amerikaner noch nicht mit der neuen Technik geschützt. Auch das macht die Manipulation von Berliner Automaten aus Sicht der Täter wohl besonders lukrativ.

Die gute Nachricht für Verbraucher: Wer Opfer des Skimmings geworden ist, bekommt den Schaden in der Regel ersetzt und zwar in voller Höhe. Einzige Voraussetzung ist, dass er sorgfältig mit seiner Karte und seiner Pin umgegangen ist. Das gilt auch, wenn nicht nur die Daten sondern gleich die Karte gestohlen wird – was sehr viel häufiger vorkommt: Der Schaden durch Taschendiebe lag Ende November bei 14,2 Millionen Euro. Viele Verbraucher machten es Taschendieben zu leicht, sagt Schneider: Zum Beispiel, weil sie die Geheimnummer zusammen mit der Bankkarte im Geldbeutel bei sich tragen. Die Branche habe Milliarden in höhere Sicherheit beim Plastikgeld investiert, resümiert Schneider: „Es liegt jetzt an der Achtsamkeit des einzelnen Bürgers.“
Durch Skimming, also manipulierte Automaten, ist den deutschen Banken dagegen zuletzt Schätzungen zufolge nur ein Schaden von einer Million Euro entstanden. Das liegt allerdings auch daran, dass mit den geklauten Daten meist Geld im Ausland abgehoben wird. Und aufgrund internationaler Abkommen müssen stets die Länder mit den niedrigsten Sicherheitsstandards zahlen. (mit dpa)

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