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Wirtschaft: Sicherheitsprobleme beim E-Commerce - Umsätze der virtuellen Geschäfte sollen steigen

Wieder einmal immer steht die Entwicklung des Electronic-Commerce (E-Commerce) im Mittelpunkt der Cebit 2000. Das war auch in den vergangenen Jahren nicht anders.

Wieder einmal immer steht die Entwicklung des Electronic-Commerce (E-Commerce) im Mittelpunkt der Cebit 2000. Das war auch in den vergangenen Jahren nicht anders. Der entscheidende Durchbruch steht dennoch weiterhin aus. Dabei hören sich die Zahlen gut an: Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erwarten nach Agenturangaben, dass ihre über Electronic Commerce realisierten Umsätze in den kommenden zwei Jahren bis zum Achtfachen ansteigen.

Die Studie, die im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPF erstellt ist, berichtet aber auch von etlichen Problemen. So sehen viele Unternehmen ein erhebliches Effizienzpotential im Einsatz von E-Commerce-Lösungen. Im Klartext heisst das also: Viele E-Commerce Anwendungen funktionieren nicht, oder sind nicht praktikabel. Als besonders problematisch erweist sich der Zahlungsverkehr im Netz. Selbst notorische Optimisten können die Sicherheitslücken beim einfachen Zahlungsverkehr per Kreditkarte nicht wegdiskutieren. Deshalb versuchen Banken und große Handelsfirmen seit Jahren ECash und Cybercoins salonfähig zu machen. Bislang ohne Erfolg, die Kunden hatten einfach kein Interesse daran.

Um Schwung in den Handel zu bringen, müssen vor allem auch kleinere Beträge per Internet bezahlt werden können. Das scheiterte bislang an den hohen Kosten, die den Banken durch solche Transaktionen entstanden. Speziell zur Cebit wartet die Deutsche Bank mit einem neuen ECash-Verfahren auf. Dabei erhält der Bankkunde eine spezielle Software, mit der er sich am Heimcomputer bei seiner Bank einwählen kann. Dem Kreditinstitut kann er die elektronische Order erteilen, von seinem Konto einen bestimmten Betrag in Cybergeld zu wechseln. Diese durch kryptographische Verfahren verschlüsselten virtuellen Münzen soll der Online-Nutzer bei seinen virtuellen Streifzügen im Internet ausgeben.

Doch das ECash-Verfahren der Deutschen Bank hat einen entscheidenden Nachteil. Man kann nur mit D-Mark bezahlen, noch nicht einmal Zahlungen in Euro sind möglich. Deshalb glauben Unternehmensberater der Hamburger Firma Mummert+Partner auch eher an einen neuerlichen Flop. Ein weiteres Ärgernis seien auch die hohen Verbindungsgebühren für Telefon und Onlinenutzung, schreiben die Wirtschaftsexperten. Hindernisse für einen Durchbruch beim Onlinebanking sehen Experten auch in der nur langsam fortschreitenden Verbreitung des als besonders sicher geltenden Standards HBCI (Homebanking Computer Interface). Der sollte eigentlich schon lange das umständliche Pin/Tan-Verfahren ablösen, wie es die Sparkassen noch immer benutzen. Dabei muss sich der Kunden zur Einwahl durch eine Geheimnummer (Pin) identifizieren und bestätigt seine Transaktion durch die Eingabe einer Zahlenkolonne (Tan), die er von seiner Bank bekommen hat.

Nicht aufgrund des lästigen Zahlensalates, der zudem auch noch unsicher ist, weil die Tans geklaut oder verloren werden können, erwartet das Marktforschungsunternehmen den Durchbruch des E-Commerce erst in den nächsten fünf Jahren. "Die Anbieter müssen endlich dafür sorgen, dass mit den Daten ihrer Kunden kein Schindluder getrieben werden kann", heißt die Forderung.

Doch nicht nur der unsichere Zahlungsverkehr macht den E-Commerce-Jüngern zu schaffen. Auch das einst hochgepriesene Modell der elektronischen Shops ist nicht mehr unumstritten. Die real existierenden Kaufhäusern nachempfundenen Internetshops galten dabei als der Stein der Weisen. Jahrelang hielt sich das Gerücht, der Shop-Pionier Amazon, ein virtueller Buchladen, sei ein echtes Profitcenter.

Erst nach und nach stellt sich das Gegenteil heraus: Amazon schreibt seit Jahren Millionenverluste. Im Kampf um Marktanteile machen sich die Händler untereinander schlecht. So beklagt sich die Bocholter Firma eLogistik öffentlich über die schleppende Bestellabwicklung verschiedener Online-Shops. "Der Weg von der Internetbestellung bis zum Erhalt der Ware dauert vielfach zu lange", glaubt Beate Deska, Leiterin Marketing und Absatz bei eLogistik, und verspricht auf der Cebit Abhilfe zu schaffen. Dort wird ihr neuer Online-Shop präsentiert, der Produkte der Haarkosmetikfirma Wella vertreibt. Die Bestellannahme und Abwicklung, einschließlich der Warenlogistik wird per Softwarelösung von eLogistik übernommen. Eine Idee mit Zukunft, glaubt die auf ECommerce spezialisierte Firma. Denn gerade ECommerce Neulingen fehlt häufig das nötige Kapital um, neben dem Onlinedienst, auch noch traditionelle Dienstleistungen wie Warenverkehr abzuwickeln. Ob der outgesourcte Online-Shop die Idee der Ideen ist, wird sich spätestens zur Cebit 2001 zeigen.

Martin Busche

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