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Peter Löscher ist seit Juli 2007 im Amt. Sein Vertrag, der eigentlich noch bis 2017 läuft, wurde im November 2011 vom Aufsichtsrat verlängert. Jetzt verhandelt er über die Konditionen für sein vorzeitiges Ausscheiden.

© dpa

Siemens-Aufsichtsrat tagt: Peter Löschers letzter Arbeitstag

Vorstandschef Peter Löscher verhandelt bereits über die Konditionen für seinen Abschied. Die 20 Mitglieder des Kontrollgremiums entscheiden am Mittwoch, wer Siemens künftig führen wird.

Berlin - Ein wohlorganisierter Wechsel sieht anders aus. Ausgerechnet Gerhard Cromme hat Siemens und seinem Noch- Vorstandsvorsitzenden Peter Löscher ein so unwürdiges Schauspiel um die Führungsspitze beschert, das sich nun bereits seit dem Wochenende hinzieht. Cromme war einmal Leiter der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex, die Regeln für gute Unternehmensführung festlegt. Er sollte also am besten wissen, wie man einen Führungswechsel organisiert, ohne dass die Personen und das Unternehmen Schaden nehmen. In der Aufsichtsratssitzung an diesem Mittwoch wird daher mit Sicherheit auch darüber diskutiert werden, ob Cromme Aufsichtsratschef bei Siemens bleiben kann.

Löschers vorzeitiges Ausscheiden ist seit dem vergangenen Samstag beschlossene Sache. Derzeit verhandelt der Manager, dessen Vertrag eigentlich noch bis 2017 läuft, über eine einvernehmliche Lösung. Denn auf eine Kampfabstimmung in der Aufsichtsratssitzung wollte Löscher es nicht ankommen lassen.

Vor allem dem früheren Deutsche- Bank-Chef Josef Ackermann missfällt die Art und Weise, wie Löscher entmachtet wurde. So geht es auch anderen Aufsichtsratsmitgliedern wie Allianz-Chef Michael Diekmann und Trumpf-Chefin Nicola Leibinger-Kammüller. Am Samstagabend hatte der Siemens-Konzern mitgeteilt, dass die Tagesordnung erweitert wurde. Es werde einen Beschluss „über das vorzeitige Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden“ geben und einen „über die Ernennung eines Vorstandsmitglieds zum Vorstandsvorsitzenden“. Namen wurden nicht genannt. So gab es reichlich Raum für Spekulationen und Gerüchte.

Finanzchef Joe Kaeser gilt als wahrscheinlichster Kandidat für die Nachfolge Löschers. Doch noch haben sich nicht alle Mitglieder des Aufsichtsrats festgelegt. Kaeser ist bereits seit 1980 in dem Unternehmen und verfügt so über das nötige Netzwerk, um so einen großen Konzern wie Siemens zu leiten. Das Problem ist aber, dass er viele Jahre mit Löscher zusammengearbeitet und alle Entscheidungen mitgetragen hat. Das gilt auch für das inzwischen so umstrittene Ziel, im kommenden Jahr eine Rendite von zwölf Prozent zu erzielen, die Siemens vergangene Woche zurücknehmen musste. Einige Aufsichtsräte und auch Investoren hatten hier die knappe Art und Weise kritisiert, wie diese Nachricht veröffentlicht wurde. Sollte es tatsächlich noch zu einer Diskussion über den Nachfolger Löschers kommen, gelten auch Industrie-Vorstand Siegfried Russwurm und Energie-Vorstand Michael Süß als potenzielle Kandidaten.

Insgesamt sitzen 20 Mitglieder im Siemens-Aufsichtsrat, je zehn Vertreter der Kapitalseite und zehn der Arbeitnehmerseite. Erster Stellvertretender des Vorsitzenden Cromme ist IG-Metall-Chef Berthold Huber, zweiter Stellvertreter ist Josef Ackermann. Spekulationen, der frühere Deutsche-Bank-Chef habe Ambitionen, selbst Aufsichtsratschef zu werden, seien „frei erfunden“, sagte ein Sprecher Ackermanns. Ebenso frei erfunden seien Spekulationen, er wolle den Vorgänger Löschers, Klaus Kleinfeld, zu Siemens zurückholen. Es sitzen noch weitere namhafte Persönlichkeiten in dem Gremium – unter anderem Werner Wenning, Aufsichtsratschef bei Bayer und Eon, und die türkische Unternehmerin Güler Sabanci. Die Arbeitnehmer werden unter anderem vertreten durch Gesamtbetriebsratschef Lothar Adler.

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